„Ich mache Extremes, bin aber nicht verrückt“
Der Wagrainer Harald Berger bestieg den Supervisor vor laufender Kamera ohne jegliche Sicherung.
Der Wagrainer Bergführer und Extremalpinist Harald Berger präsentiert im Dieselkino seinen Dokumentarfilm „Der Supervisor – 300 Meter solo im Eis“.
Bezirksblätter: Harald Berger, Sie klettern seit 1988 am Fels und seit 1998 am Eis. Was bewegte Sie dazu, diesen Film zu drehen?
BERGER: „Der Supervisor (– Wasserfall in Gastein; gilt als gefährlichster weltweit) schwebt mir seit Jahren im Kopf herum. Am Seil bin ich ihn schon viele Male geklettert, aber komplett ungesichert ist der Supervisor eine ganz neue Herausforderung.
Der Film lässt den Zuschauer hautnah an diesem Extremereignis teilhaben und zeigt, was durch hartes Training alles möglich ist.“
Was bekommt der Kinobesucher zu sehen?
BERGER: „Der Film zeigt meine Vorbereitung und das monatelange Training für den alles entscheidenden Aufstieg auf diesen Wasserfall, der steil sowie instabil und nur wenige Tage im Jahr begehbar ist. 300 Leute, darunter Bergretter und Mitglieder des Alpenvereins, waren daran beteiligt.“
Wie gestaltete sich der Filmdreh im Gasteinertal?
BERGER: „Kameramann Berti Kropac stand vor einer technischen wie persönlichen Herausforderung. Während der Besteigung des Wasserfalls wurde er selbst von oben abgeseilt, um dann wieder Stück für Stück mit aufzusteigen. Dabei musste er seine Höhenangst überwinden. Ein weiterer Kameramann verfolgte mit einem Supertele von der gegenüberliegenden Talseite den kompletten Aufstieg. Noch ein Team drehte vom Fuße des Wasserfalls. Für spektakuläre Kamerafahrten benutzten wir einen Modellhubschrauber, der eine HD-Kamera trug.“
Dass der Film nun in die Kinos kommt, zeigt, dass alles gut gegangen ist. Aber warum nimmt man so eine Gefahr auf sich? Sind Sie ein Adrenalinjunkie?
BERGER: „Nein, bin ich nicht. Für Menschen, die mit der Materie Eisklettern nicht vertraut sind, ist meine Aktion vielleicht nicht nachzuvollziehen. Ich kann durch meine jahrelange Erfahrung das Risiko aber realistisch einschätzen, die Gefahr berechnen und mit Problemsituationen geübt umgehen. Alles eine Frage des Trainings – wir Eiskletterer sind nicht verrückt.“
Welches war Ihre persönlich größte Herausforderung an diesem Projekt?
„Der Filmdreh war wie die Olympiade. Am Tag X musste ich fit, ausgeruht, stark und gesund sein. Dieser Zeitdruck – vorallem weil es fürs Klettern nur zehn bis 15 perfekte Tage pro Jahr gibt – ließ mich viele Nächte lang nicht schlafen.“
Der Klettersport boomt zur Zeit extrem. Puscht Ihr Film diese Sportart auch?
BERGER: „Durch Red Bull und die Medien gewinnen Klettern wie andere Extremsportarten zunehmend an Popularität. Das ist gut für uns Aus-übenden, weil das Geld fließt. Die Industrie drängt den Leuten die Ausrüstung aber regelrecht auf. Hat man also das teure Material gekauft, muss man es auch verwenden, ob man bereit dazu ist, oder nicht. Das kann gefährlich werden.“
Kommen Sie nach Abschluss dieses Projektes zur Ruhe?
„Drei Jahre drehte sich mein Leben um diesen Film. Danach bin ich in ein Loch gefallen und habe erkannt, ich brauche wieder ein neues Ziel ...“
Fotos: alle Berger Archiv
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.