"Mein Ski besteht zu 100 Prozent aus Echtholz."
Die Skibakery – Florian Hüttenbrenner und Chris Rudig bauen Holzski. Mit dem Anspruch, der Natur so nahe wie möglich zu sein.
Wer ist die Skibakery?
FLORIAN HÜTTENBRENNER: Die Bakery sind der Chris Rudig, der Gründer von freeskiers.net – dem größten deutschsprachigen Onlineportal für Freeskier und Freeridern, und eben mir.
Wie entstand die Idee hand-made-Ski herzustellen?
HÜTTENBRENNER: Wir haben uns bei einem Freeride-Stammtisch in Linz kennengelernt, und sind drauf gekommen, dass wir gerne zu zweit eine Kleinsteinheit bilden würden, in der wir ganz individuell Ski bauen können.
Also kann ich als Kunde genau bestimmen wie mein Ski aussehen und sich verhalten soll?
HÜTTENBRENNER: Grundsätzlich ja, aber meist ist es so, dass der Kunde am wenigsten weiß was er will. Je weniger du ihn auswählen lässt, desto schneller kommst du zum Ski bauen. Man muss aber auch sagen, dass die Leute die zu uns kommen volles Vertrauen in uns haben.
Woher kommt das Knowhow?
HÜTTENBRENNER: Der Chris ist Mechatroniker und ehemaliger Profi-Freerider. Ich war jahrelang bei der Firma G-Vision tätig, bei der wir sehr viele Exklusiv-Ski bauten, etwa für Bogner, Vist oder auch die Ästhetiker Snowboards. Auch für das Russische Militär habe ich Ski gebaut.
Welche Ski baut ihr?
HÜTTENBRENNER: Wir haben uns voll auf den Freeride- und den Tourensektor spezialisiert. In diesen beiden Sektoren sind wir beide auch aktiv, und können unsere Ski so perfektionieren.
Für welche Zielgruppe?
Wir bedienen zusätzlich noch ein ganz spezielles Klientel – Masters-Skirennfahrer. Das kommt daher, das mein Vater selber im Weltcup mitfährt, und dadurch unser Einser-Testimonial ist.
Also noch eine dritte Sparte?
HÜTTENBRENNER: Eigentlich ja. Unsere Rennski sind total FIS genormt und absolut konkurenzfähig zu allen herkömmlichen Rennski die sich am Markt befinden.
Wo liegt der Unterschied zwischen einem normalen Ski und als Beispiel dem Ski von Marcel Hirscher?
HÜTTENBRENNER: In der Kombination der Materialien die sich im Ski befinden. Und eines der allerwichtigsten Sachen sind die Laufflächen und die dazu gehörige Präparation.
Wie kommt ihr zu Kunden?
HÜTTENBRENNER: Bei uns entwickelt sich alles schrittweise. Wir preschen jetzt nicht nach aussen, und investieren in Werbung. Sondern wir profitieren voll von Mundpropaganda. Dadurch, dass wir in der Freeride-Szene quasi zu hause sind, verbreitet sich unser name und unsere produkte von selbst. Die Glaubwürdigkeit kommt über die Qualität der Produkte. Und nur darum geht es uns.
Die Qualität hängt ja eng mit den verwendeten Materialien zusammen. Wo bezieht ihr die euren?
HÜTTENBRENNER: Unser Ziel ist es, sich dem petrochemischen Müll im Ski zu entledigen. Das heisst, wir verzichten auf Fieberglass, Carbon und Kunststoff-Oberflächen. Das einzige, wo wir noch handelsübliches material aus der industrie haben ist der Belag. Auch dafür haben wir schon Alternativen gefunden, aber die sind noch geheim.
Das bedeutet?
HÜTTENBRENNER: Das wir unsere Materialien regional besorgen. Das Holz kommt aus Kärnten, als Gewebe – wo jeder andere Fieberglass verwendet – haben wir eine Vulkanfaser aus dem steirischen Vulkanland, welche in Ebensee geschmolzen und zu einer Faser gesponnen wird.
Hat man früher, als ein Ski zu 100% aus Holz bestand "bessere" Ski gebaut? natürlich unter Einbeziehung der technischen Möglichkeiten.
HÜTTENBRENNER: Wenn man jetzt 60-70 Jahre zurückdenkt, sind die Menschen auf Holzskiern gefahren, ohne Kanten oder Belag. Was ich bis heute nicht verstehe, damals hat es viel mehr Schnee gegeben als heute, und die Holzbretter waren alle so extrem dünn. Wenn du dir im Vergleich die hochwertigen Ski aus dem Jahr 2014 anschaust, sind es wieder Fasstauben wie sie es früher waren, mit so viel Holz wie möglich, aber die Ski sind endlich breit geworden.
Also welche Frage stellen Sie sich?
HÜTTENBRENNER: Warum zum Teufel niemand auf den gedanken kam, dass die Ski ja doppelt so breit sein könnten.
Momentan ist eure Produktion noch in Oberösterreich. Welche Zukunftspläne habt ihr?
HÜTTENBRENNER: In unserer Werkstatt ist alles selber gebaut, die Pressen, die Schleifmaschinen, einfach alles. Das ist unser Standort, auf einem Bauernhof. Da haben wir genug Platz uns auszutoben, aber das große Ziel für den nächsten Winter ist es, eine mobile Werkstatt zu bauen.
Klingt spannend.
HÜTTENBRENNER: Auf jeden fall. Was ich verraten kann: das ganze wird auf einen LKW aufgebaut, ziemlich futuristisch und trotzdem puristisch.
Rentiert es sich?
HÜTTENBRENNER: Dass man Skibauer ist, das geht so und so nur aus Leidenschaft heraus. Das man davon eine Familie erhalten könnte, soweit ist es noch nicht. Wir wollen unser Geschäft erst richtig aufbauen, wenn wir wirklich vor Ort flexibel Ski bauen können.
Wie lange dauert es, bis ich als Kunde meinen Ski in Händen halte?
HÜTTENBRENNER: Der erste Punkt ist die Kontaktaufnahme, bei dem sich der Kunde mit uns unterhält, was für ein Skifahrer er ist, und welchen Ski er braucht. Bis zum nächsten tag bereiten wir alles vor, und dann geht es los. In der Früh fangen wir an zu arbeiten, und zu Mittag ist der Ski fertig geschliffen in deinen Händen. Am nächsten tag kannst du damit fahren gehen. Das Ziel ist es, einen Ski innerhalb von 24 Stunden fahrtauglich zu bringen. Das schaffen wir seit zwei Jahren.
Was könnten ihr aus Holz mit eurer Technik noch bauen?
HÜTTENBRENNER: sehr viel, aber wir bleiben bei Skiern. Wir sind als ein Kollektiv aufgestellt. Freunde von uns sind Profis im Longboardbau, die haben viel von unserem Wissen profitiert. Zusammen kaufen wir beispielsweise Materialien ein, quasi finden wir Synergien. Es muss nicht alles aus einer Hand kommen.
Seht ihr Grenzen des Möglichen?
HÜTTENBRENNER: Gebaut haben wir schon fast alles. Skateboards, Snowboards, Moniskies oder andere exotische Teile. Was nicht geht sind Skisprungski. Die wären aus Holz zu schwer. Freestyle-Wasserski sind noch ein Gedanke.
Was war der verrückteste Ski den ihr gebaut habt?
HÜTTENBRENNER: Mein eigener (lacht). Fürs Pitztaler-Wildface (einem der härtesten Freeride-rennen der Alpen) brauchte ich einen Ski über zwei-Meter-zehn Länge. Also hab ich mir einen 212er gebaut.
Wie schaut es bei euch mit Ausschussware aus?
HÜTTENBRENNER: Mittlerweile haben wir so gut wie keinen Ausschuss mehr. Jeder Ski den wir produzieren, der wird was. Aus diesem Grund lassen wir auch die Finger von Snowboards. Wir haben weniger als fünf Prozent Verschnitt beim Material. Das sind alles zeichen dafür, dass wir wissen was wir tun.
Wie sieht jetzt so ein Ski der Skibakery aus?
HÜTTENBRENNER: Ich kann sagen, dass mein Ski von links bis rechts und von vorne bis hinten, ausschließlich dem Belag, aus Echtholz besteht. Das bedeutet, ich kann nicht mehr Holz in einen Ski reinbacken. Also weiß ich, dass ich den umweltfreundlichsten, ressourcenschonensten und der Natur am nähesten Ski baue den es derzeitig am Markt gibt.
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