Trôadkòstn des Schieferbauern
Renoviert mit den Techniken alter Meister
Früher war er ein Speicher für Getreide, heute ist er eine Augenweide: der von Malermeisterin Renate Podlipnig aufgeputzte "Trôadkòstn" des Schieferbauern in der Naturparkgemeinde Zederhaus.
ZEDERHAUS. Zirka 300 Jahre ist er wohl alt, der „Trôadkòstn“ der Familie Pfeifenberger vulgo Schieferbauer in Zederhaus. An der Fassade findet sich zumindest die Jahreszahl 1737. Ob diese das Jahr der Errichtung nennt, lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen. Ein Erbhof ist das Gut auf jeden Fall seit 1744, in dieser Zeit wurde der Trôadkòstn vermutlich auch gebaut. Erwähnt wurde das Gehöft allerdings bereits im Jahre 1509, wie uns sein jetziger Besitzer, Hubert Pfeifenberger, erzählt. Jedenfalls haben die Schieferbauersleut’ heuer, im Spätsommer, diesen ehemaligen Getreidespeicher ihres Erbhofs sanieren lassen. Darum gekümmert hat sich Malermeisterin Renate Podlipnig, die ebenfalls in Zederhaus daheim ist. In Abstimmung mit Experten des Denkmalamtes, hat sie die Außenfassade des Trôadkòstn – so wird ein Getreidespeicher im Lungauer Dialekt bezeichnet – wieder auf Vordermann gebracht und aus dem Gebäude wieder ein echtes optisches Schmuckstück gemacht. Ganz einfach war das nicht.
Technik: Frischmalerei
„Früher wurden diese Trôadkòstn ja von Malern und Bildhauern vorwiegend aus Italien – eine Wiege antiker Baukunst – gestaltet und bemalt“, erklärt uns Renate Podlipnig. „Diese alten Meister haben komplett in der Freskotechnik gearbeitet, vom Putz bis zur Farbe. Die Freskomalerei ist eine Technik, bei der die zuvor in Wasser eingesumpften Pigmente auf frischen Kalkputz aufgetragen werden und in Folge stabil in den Putz eingebunden werden: also Nass in beziehungsweise auf Nass, weshalb die Technik auch Frischmalerei genannt wird.“
Basis: 1,5 Tonnen Kalkputz
Just diese alte Beschichtungstechnik der Frischmalerei wurde bei des Schieferbauers Trôadkòstn ausgeführt. „Beim Abtragen der alten Farbbeschichtungen hat man die alten Farbtöne gesehen“, erzählt Malermeisterin Podlipnig, „wie in der Kirche, wenn man ein Fresko freilegt.“ Alles passierte auf Kalkbasis und wurde von der Zeit mitbestimmt: „Die Putzschichten mussten binnen zwei Tagen wieder bearbeitet werden, bevor sie austrocknen“, erklärt sie, „wir haben bis zu vier neue Putzschichten aufgebracht und dabei 1,5 Tonnen Kalkputz verarbeitet. Im frischen Putz wurden die Ritzungen dann wiederhergestellt – bei jedem Trôadkòstn sind seine Muster nämlich in den Nassputz geritzt“, führt die Malermeisterin aus, „anschließend wird eine Kalkschlämme aufgebracht und zwei Mal mit Kalkfarbe beschichtet.“
Muster: "Der laufende Hund"
Entstanden ist beim Schiefer-bauer-Trôadkasten eine neue Farbgestaltung, die etwas aufwendiger ist, als es der Altbestand war. Das neue Muster nennt sich „Der laufende Hund“, so wird es im Lungauer Volksmund genannt. „Es ist dies ein ganz typisches Zeichen für den Lungauer Trôadkòstn“, weiß Malermeisterin Renate Podlipnig.
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