Berufsperspektive dringend gesucht
Überforderung oder Kalkül? FSG kritisiert fehlenden Einsatz für eine Behindertenarbeitsstelle beim Land.
ST. JOHANN (ar). Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeitern müssen laut Gesetz einem Behinderten durch einen Arbeitsplatz berufliche, gesellschaftliche und nicht zuletzt auch persönliche Perspektiven bieten. Das befolgt auch das Land und stellt als Lehrherr immer wieder Lehrstellen und Arbeitsplätze für Menschen mit besonderem Förderbedarf zur Verfügung.
„Lieber Pönale zahlen als Sozialverantwortung zeigen?
Nun schreit allerdings die FSG, die Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen im Landesdienst, laut auf. „Der Dienstgeber Land Salzburg bildet Jugendliche mit Behinderungen aus, um sie nach ihrer Ausbildung wieder auf die Straße zu setzen“, heißt es vonseiten des FSG-Personalvertreters Josef Sailer.
Konkret war dieser Aussage ein Fall vorausgegangen, wonach ein beeinträchtigter Jugendlicher eine Ausbildung zum Verwaltungsassistenten auf der Bezirkshauptmannschaft St. Johann absolvierte, jedoch keinen Anschlussarbeitsplatz zur Verfügung gestellt bekommen hat. „Das Land Salzburg zahlt offenbar lieber eine hohe Pönale nach dem Behinderteneinstellungsgesetz, als sich seiner sozialen Verantwortung zu stellen“, poltert Sailer in Richtung Personalreferent LR Sepp Eisl.
Auf den ersten Blick macht das natürlich keinen guten Eindruck – bei genauerer Betrachtung der diesem Fall zugrunde liegenden Fakten sieht die Sache nicht mehr ganz so eindeutig aus. Zur Vorgeschichte gehört unter anderem, dass dem Jugendlichen auf Betreiben der damaligen Soziallandesrätin Erika Scharer trotz negativem Einstellungstest eine Lehre auf der BH St. Johann ermöglicht worden ist.
„Adäquate Arbeit und geschultes Personal fehlen“
Dem zuständigen Bezirkshauptmann Harald Wimmer ist die Brisanz dieses Themas bewusst: „Wir haben versucht, dem Mitarbeiter, seinen Fähigkeiten entsprechend, eine qualifizierte Ausbildung zu ermöglichen. Auch seine Kollegen haben durch ihre Unterstützung einen wichtigen Beitrag zum Abschluss der Lehrzeit geleistet. Da wir allerdings keine adäquate Arbeit für den wirklich freundlichen und bemühten Jugendlichen finden konnten und kein zusätzliches beziehungsweise geschultes Personal zur Verfügung haben, führten die Gesamtumstände nicht zuletzt auch zur Überforderung des Auszubildenden“, bedauert Wimmer. Von einem „auf die Straße setzen“ kann jedenfalls keine Rede sein. „Seit Monaten unterstützen die zuständigen Abteilungen des Landes, LH Gabi Burgstaller und ich den ehemaligen Lehrling bei der Suche nach einer adäquaten Betreuungseinrichtung in der Nähe seines Wohnortes und wir hoffen, gemeinsam auch bald fündig zu werden“, verspricht LR Eisl.
Laut Büro des Landesrates weiß der betroffene Jugendliche um diese Bemühungen Bescheid und er habe sich dafür auch schon ausdrücklich bedankt.
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