Körperlicher und psychischer Grenzgang
Ausnahmeathlet Thomas Kaserbacher bezwingt "Triple-Ultra-Triathlon"-Distanz in Lensahn und dabei ein bisschen auch sich selbst
Strecken, die so mancher Hobbysportler das ganze Jahr nicht zurücklegt, spult der Bischofshofener Thomas Kaserbacher beim Internationalen Triple-Ultra-Triathlon im deutschen Lensahn kurzerhand in 36,5 Stunden ab: Mit seiner Leistung über 11,4 Kilometer Schwimmen, 540 Kilometer Radfahren und 126,6 Kilometer Laufen schafft er sogar den Sprung aufs Stockerl beim härtesten Triathlon Europas.
LENSAHN/BISCHOFSHOFEN (ar). Auf 50 Starter ist der Dreifach-Ultra-Triathlon (Ironman-Distanzen werden vervielfacht) an der Ostsee limitiert und einer davon war heuer erstmals der Bischofshofener Hauptschullehrer Thomas Kaserbacher. „Nachdem ich sieben Wochen zuvor in Neulengbach (Niederösterreich) die Weltmeisterschaft im Double-Triathlon mit dem vierten Gesamtrang absolviert hatte, war die Neugierde auf die neue Herausforderung Triple-Triathlon groß. Bei einem Wettkampf dieser Intensität muss einfach alles stimmen. Neben der körperlichen Verfassung spielt dabei auch die Psyche für viele eine große Rolle“, erklärt Thomas Kaserbacher, der gerade in dieser Hinsicht von seiner Stabilität profitierte. „Du darfst während des Rennens niemals an die noch zu schaffende Gesamtlänge denken, sondern nur Runde für Runde“, so der Ausdauersportler, der damit auf die Besonderheit dieses Bewerbs hinweist, bei dem es die absolvierenden Kilometer auf der 50 Meter-Schwimmbahn (228 Bahnen), auf der ca. acht Kilometer kurzen Radrunde (67 Mal) sowie auf der 1,3 Kilometer Laufstrecke (96 Runden) abzuspulen gilt. Dazu kommt noch, dass an der Ostsee ständig mit Windböen zu kämpfen ist und es in der Nacht Niederschläge gab.
Eineinhalb Tage im Wechselbad der Gefühle
„Das erste Mal an meine Grenzen stieß ich bereits beim Schwimmen. Da ich das Tempo der Favoriten von Anfang an mitgegangen bin, kam nach etwa einer Stunde der Einbruch“, erzählt Kaserbacher, der sich dann noch drei Stunden über Wasser halten, jedoch nicht mehr seine Bestleistung abrufen konnte und als 21. zum Wechsel kam. Nach diesem ersten Tief folgten dann aber Kaserbachers Paradedisziplinen. Beim Radfahren erlebte er Hochstimmung, als er 18 Konkurrenten überholte und mit der besten Zeit aller Teilnehmer auf Platz Drei liegend auf die Laufdistanz ging. „Von meinem Betreuerteam – meiner Frau Andrea und meinem Jugendfreund Gerhard Rettenbacher – bekam ich die Infos, dass ich nach hinten hin mit einem guten Zeitpolster abgesichert bin, also versuchte ich auf die beiden vor mir Platzierten Druck zu machen. Ohne Pause bin ich am Limit gelaufen. Obwohl ich Boden gut machen konnte, war nach eineinhalb Marathondistanzen klar, dass ich sie nicht mehr einholen werde. Also lief ich das Rennen heim, hab keinen Einbruch mehr riskiert und versucht, die Atmosphäre zu genießen“, erläutert Kaserbacher seine Grenzerfahrung.
Die gefürchtete zweite Nacht
Das Endergebnis, als Dritter am Stockerl zu stehen, übertraf alle Erwartungen. Das oberste Ziel für Thomas Kaserbacher lautete von Anfang an „Finishen“ und bestenfalls nicht mehr in die zweite Nacht kommen, da die 40-Stunden-Schallmauer als äußerst gefürchtet unter den Extremsportlern aus aller Welt gilt. Unglaublich für Außenstehende scheint, wenn Kaserbacher von persönlichen Gesprächen und neuen Kontakten erzählt, die WÄHREND des Wettkampfes beim härtesten Triathlon Europas entstehen, da man sich Runde um Runde des Öfteren begegnet und so manchen Streckenabschnitt gemeinsam absolviert. „Mich fasziniert die Stimmung und auch die Mentalität bei diesem Wettkampf. Gespräche sind von so viel Wertschätzung geprägt, da jeder die Leistung des anderen aufgrund der eigenen Erfahrung respektiert. Bei der Massenveranstaltung ‚Ironman‘ hab ich weitaus mehr Egozentrik und weniger Herzlichkeit erlebt“, so der Sportlehrer, der für sein Hobby trotz kleiner Preisgelder doch schon tief in die Tasche gegriffen hat. Auf die Frage hin, was nach einem Stockerlplatz beim Triple-Ultra-Triathlon noch kommen mag, grinst er nur mit den Worten: „Wer weiß, was mir nach dieser Saison so einfällt... Es kann gut sein, dass ich im Frühjahr plötzlich bei einer ganz anderen Sportart am Start stehe!“
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