Bildung endet nicht nach Schulschluss
Erich Thell: „Erwachsenenbildung ist ein ständiges Offensein für Informationen.“
LUNGAU. Zirka 300 Personen nehmen pro Jahr an rund 15 Veranstaltungen des Katholischen Bildungswerkes Tamsweg teil. Zehn der fünfzehn Lungauer Gemeinden führen diese Einrichtung. Somit ist es ein wichtiger Bestandteil der hiesigen Erwachsenenbildungsszene. Das Bezirksblatt Lungau hat bei Erich Thell – pensionierter AHS-Lehrer und Leiter des Kath. Bildungswerkes Tamsweg – nachgefragt.
Bezirksblätter: Definieren Sie den Begriff „Erwachsenenbildung“!
THELL: „Erwachsenenbildung ist ein ständiges Offensein für Informationen, um die täglichen Anforderungen im Leben besser bewältigen zu können. Weiterbildung betrifft das Privatleben, Berufsleben, Partnerschaft, Persönlichkeitsentwicklung und vieles andere mehr.“
Bezirksblätter: Gibt es im Lungau ausreichend Fortbildungsmöglichkeiten in den von Ihnen angesprochenen Bereichen?
THELL: „Es gibt viele Möglichkeiten. Ob sie ausreichen, kann ich nicht beurteilen.“
Bezirksblätter: In welche Richtung zielen die Angebote des Katholischen Bildungswerkes in erster Linie?
THELL: „In erster Linie auf religiöse Angebote, Partnerschaft und Familie, Erziehungsfragen, Kommunikation und Persönlichkeitsbildung sowie Fragen der Gesundheit. Das ist der Kern unserer Arbeit.“
Bezirksblätter: Welche Schwerpunkte werden im Bezirkshauptort für 2012 gesetzt?
THELL: „Der Schwerpunkt in Tamsweg wird im ersten Halbjahr auf die Themen körperliche sowie psychische Gesundheit und religiöse Inhalte gelegt. Bereits am 19. Jänner findet um 19.30 Uhr im Pfarrsaal Tamsweg der Vortrag „Gesundheit für Körper, Geist und Seele“ mit dem Fachreferenten Andreas Glück statt. Die Vorträge bei uns im Bezirkshauptort sind übrigens meist ohne Eintritt, nur bei freiwilliger Spende.“
Bezirksblätter: Stimmt das Kath. Bildungswerk seine Angebote mit jenen anderer Einrichtungen, etwa Bildungsverbund, WIFI, etc., ab?
THELL: „Mit anderen Einrichtungen stimmen wir uns kaum ab, da es nur sehr selten zu themenbezogenen Überschneidungen kommt. Allerdings koordinieren wir uns intern bei den Regionaltreffen des Katholischen Bildungswerkes Lungau, wo Erfahrungsaustausch passiert und Konzepte erarbeitet werden.“
Bezirksblätter: Im Lungau herrscht Fachkräftemangel. Steuert Ihre Organisation hier dagegen?
THELL: „Diese Problematik betrifft die berufliche Ausbildung. Das Katholische Bildungswerk bietet keine Fortbildungsoptionen in diversen Berufen an – wir sind keine berufliche Ausbildungsstätte. Sehr wohl kümmert sich unsere Einrichtung um Menschen in der Arbeitslosigkeit und hilft ihnen, mit dieser fertig zu werden – diese zu bewältigen. Darüber hinaus befassen wir uns mit allgemeinen Wirtschaftsthemen. Wir bieten hier zwar keine Maßnahmen an, dafür aber fundierte Information. Beispiele wären Vorträge über Globalisierung, Fair trade, Stellenwert des Geldes, oder die Situation von Asylwerbern.
Bezirksblätter: Kann man durch Wahrnehmung von Bildungsmöglichkeiten als Erwachsener Defizite aus der Schulzeit nachholen – nach dem Motto: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?
THELL: „Auf jeden Fall, ein Beispiel dafür wären Sprachkurse. Weiterentwicklung und -bildung ist in jeder Hinsicht möglich und auch nötig. Persönlichkeitsbildung endet nicht mit dem letzten Schultag.“
Bezirksblätter: Welche positiven, aber auch negativen Seiten hat das österreichische Bildungssystem Ihrer Ansicht nach?
THELL: „Meiner Ansicht nach sollte das lösungsorientierte Lernen und das Bewältigen von Problemen besser gefördert werden. Zusätzlich sollte versucht werden, mehr positive Anreize zu schaffen – das heißt, mehr gerechtfertigtes Lob auszusprechen.“
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