100 Jahre Republik Österreich
"Es gab nichts als nur die Arbeit"

Marianne Schitter aus Sankt Andrä wird im November 100 Jahre alt. Sie ist noch sehr rüstig für ihr Alter.
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  • Marianne Schitter aus Sankt Andrä wird im November 100 Jahre alt. Sie ist noch sehr rüstig für ihr Alter.
  • hochgeladen von Peter J. Wieland

SANKT ANDRÄ (pjw). Marianne Schitter wird im November 100 Jahre alt. Die im Jahre 1918 geborene Fuchsberger vulgo „Gruberbauer“ in Penk bei Tamsweg-Sauerfeld lebt seit 1981 bei ihrer Familie in Sankt Andrä, bei Hildegard und Johann Aschbacher. Zu erzählen hat die Schitter-Mama, wie sie im Ort genannt wird, freilich viel. Ihre Erinnerung an die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ist aber noch spärlich. „Die Leute versuchten zu überleben und ihr Auskommen zu haben“, erinnert sie sich. „Draufgezahlt haben wir schon. Die Kindheit war von Arbeit geprägt. Traktoren und so weiter hat es ja noch nicht gegeben, alles musste mit der Hand gemacht werden. Es hat nichts anderes gegeben, als die Arbeit. Schon mit 13 Jahren war ich Sennerin auf der Überlingalm. Das Vieh hüten, füttern und melken war mein ganz normaler Alltag damals“, erzählt die Schitter-Mama. Sie ist froh auf die aus heutiger Sicht spärliche Schulbildung, welche sie und die anderen Kinder damals in der Zwischenkriegszeit, zwischen 1918 und 1938, erhalten durften: ein bisschen rechnen, lesen und schreiben – mehr nicht. „Wir mussten ja immer vom Bergbauernhof in Penk ganz runter nach Sauerfeld in die Schule gehen“, erzählt die Schitter-Mama, „eine Stunde hin und eine Stunde wieder zurück, zwei oder drei Tage in der Woche. Die restliche Zeit brauchte man uns Kinder ja daheim zum Helfen.“

"Wir wuchsen mit Angst auf"

Es waren damals in den 1920er-Jahren bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, nach 1945, Lebensumstände, die sich heutzutage die junge Generation wohl gar nicht vorstellen kann: „Wir wuchsen ja in der Angst auf. Es waren sehr viele Herumzieher und darunter auch viele Gauner unterwegs in der Zeit; das Leben war karg, der Hunger allerorts groß“, erzählt Marianne. Einmal musste sie sogar um ihr Leben fürchten. „Vorm Zweiten Krieg flüchteten ja viele; mein Vater hatte Erbarmen und ließ sie ab und an im Heustadl nächtigen. Es waren fast alles durchwegs junge Leute. Einer – er war schon etwas älter – kam zu mir und forderte Milch. Ich hatte keine mehr an diesem Tag und konnte ihm daher keine geben. Später – unsere 'Buam' waren gerade das Vieh holen; ich wartete bereits auf sie vor der Stalltür, als dieser Mann auf mich herantrat und mir mit einem Stock zu Leibe rücken wollte. Ich konnte ihm den Stock entreißen und in die Flucht schlagen“, schildert die Schitter-Mama lebhaft. „In der Steiermark erwischten die Patrouillen-Gendarmen den Gauner dann, dort wollte er das Gleiche versuchen. Ja, so war das damals; die Frauen mussten einfach stark sein, weil die Männer ja selten daheim waren, während des Krieges mussten ohnehin die meisten einrücken.“

Besser nach dem Weltkrieg II.

Besser wurden Zeit und Leben erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges – 1945 war Marianne Schitter bereits 27 Jahre alt. Heute, 2018, sieht man ihr ihre beinahe 100 Lebensjahre nicht an. Die Schitter-Mama ist noch sehr rüstig für ihr Alter, im Geiste jung und frisch und sie liest sogar noch die Tageszeitung. Nur mit der Hüfte hat es sie ein wenig, aber mit den Krücken ist Marianne noch emsig unterwegs, schließlich muss sie sich ja um ihren Hasen "Burli" kümmern, der sie jeden Tag um sechs Uhr weckt.

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