Thomas Kerekes
Mehr Kooperation zwischen Nachbarbezirken gefordert
Die Wiedner Hauptstraße wird neugestaltet. Das betrifft auch Margareten, meint Politiker Thomas Kerekes.
WIEN/MARGARETEN. Begrünung, mehr Freiflächen und Sitzgelegenheiten sowie sichere Querungen – dies sind einige der Wünsche, die aus der ersten Bürgerbefragung zur Neugestaltung der Wiedner Hauptstraße hervorgingen. Die Erneuerung der Straße bietet sich an, da hier im kommenden Jahr die Staßenbahngleise von der Trappelgasse bis zum Karlsplatz erneuert werden. Auch eine Sanierung der Strom- und Wasserleitungen unter der Straße ist nötig.
Die Wiedner Hauptstraße verläuft vom Karlsplatz im 4. bis zum Matzleinsdorfer Platz im 5. Bezirk. Die 1.900 Antworten aus dem Beteiligungsprozess wurden Ende Mai präsentiert. Dieser richtete sich jedoch nur an Anrainerinnen und Anrainer des 4. Bezirks und fragte nicht danach, was sich Margaretner für ihren Straßenabschnitt wünschen. Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Thomas Kerekes ("Wir für Margareten") will das nicht hinnehmen und pocht auf mehr Kooperation zwischen den angrenzenden Bezirken.
Auswirkungen auf den Verkehr
"Die Neugestaltung der Wiedner Hauptstraße im Bereich des 4. Bezirkes ist ein wichtiger Faktor, wie sich der Durchzugsverkehr in Margareten künftig gestaltet. Der Verkehr auf der Wiedner Hauptstraße endet nicht an der Bezirksgrenze, sondern fährt in Margareten weiter", so der Politiker. Die Anliegen der Margaretner Bürgerinnen und Bürger müssen aus seiner Sicht bei der Neuausrichtung der Straße stärker berücksichtigt werden.
Die bezirksübergreifende Zusammenarbeit ist bereits gelebte Praxis, betont Bezirksvorsteherin Silvia Janković (SPÖ): "Die Neugestaltung wird für die Margaretner viele Vorteile haben, zum Beispiel die Weiterführung der baulich getrennten Radwege, die es im Margaretner Teil bereits gibt, die Entsiegelung von Flächen und neue Bäume."
Außerdem sei durch die Neugestaltung kein erhöhtes Verkehrsaufkommen zu erwarten: Durch die verbesserte Radinfrastruktur würden Anreize gesetzt, auf das Rad umzusteigen. "Da die Voraussetzungen im Straßenbau auf der Wieden ganz anders sind als in Margareten, wäre ein Beteiligungsverfahren bei diesem Projekt nicht zielführend gewesen", heißt es weiter. Im 4. Bezirk gebe es zum Beispiel oberirdische Gleisanlagen und keinen baulich getrennten Radweg.
Grüne: "Margareten bleibt auf der Strecke"
Und was sagen die anderen Parteien zu diesem Thema? Fragt man die Grünen Margareten, ist Folgendes zu hören: "Wir wissen, dass die Grünen im 4. Bezirk schon lange Druck auf eine Umgestaltung gemacht haben, auch wir im 5. Bezirk haben diese bereits lange gefordert. Auf der Wieden herrscht anscheinend eine andere Kultur und man ist hier mutiger und hat mehr Wille, Dinge umzugestalten." Dass Margareten auf der Strecke bleibt, findet die Partei bedauernswert.
Diese habe bereits des Öfteren auf den "dringenden Umbau" der Wiedner Hauptstraße gedrängt. "Die Straße ist von starkem Durchzugsverkehr geprägt und Leerstände gehören dort zum gängigen Bild. Wir kennen persönlich Unternehmer, die aufgrund des fehlenden Umsatzes auf dieser heruntergekommenen Straße keine Zukunft mehr gesehen haben und ebenfalls dringend eine Umgestaltung gefordert haben, damit sich Menschen lieber in dieser Gegend aufhalten."
Die Neugestaltung wäre allgemein eine Chance gewesen, Projekte bezirksübergreifend zu denken: "Dass Bürgerinnen und Bürger in Prozesse einbezogen werden, ist eine Grüne Grundeinstellung und wie man am Naschmarkt und in vielen anderen Beispielen sieht, bei uns gelebte Praxis."
Neos will Verfahren für alle Stakeholder
Auch Markus Österreicher, Klubobmann der Neos Margareten, erklärt: "Wir hätten uns über ein bezirksübergreifendes Konzept gefreut und finden es sehr schade, dass ein solches nicht zustande kam. Weder in der Entscheidungsfindung, noch in der Planung waren wir involviert beziehungsweise informiert." Die Partei habe bereits in der letzten Legislaturperiode gefordert, dass Bezirke, die von einer Umgestaltung des öffentlichen Raums betroffen sind, zumindest eine "Parteienstellung" im Beteiligungsverfahren erhalten sollen, fährt Österreicher fort.
"Anlass war damals die geplante Umgestaltung der Gumpendorferstraße, die sich auch auf Margareten auswirkt. Dieses Thema ist nun wieder sehr aktuell: Wenn Mariahilf die Gumpendorferstraße verkehrsberuhigt und Wieden die Wiedner Hauptstraße, dann sind unsere Gestaltungsmöglichkeiten für die Margaretenstraße de facto nicht mehr gegeben."
Seiner Meinung nach sollte es bei derartigen Projekten in Zukunft ein Verfahren geben, das es allen Stakeholdern ermöglicht, sich einzubringen und berücksichtigt zu werden. "Aus unserer Sicht hat die Wiedner Hauptstraße zwischen Rainergymnasium und Matzleinsdorferplatz großes Potential, ein Wohlfühlraum zu werden. Die breite Straße könnte für einen durchgehenden Grünstreifen, einen Bach an der Oberfläche und viel zusätzliche Aufenthaltsfläche, die zum Verweilen einladen, genutzt werden!"
ÖVP fordert Klimafitness
Die Wiedner Hauptstraße spielt auch für die ÖVP immer wieder eine Rolle. So wurde im Juni 2022 ein Antrag eingebracht, der unter anderem die Errichtung von Beschattungsmöglichkeiten forderte. "Die Umgestaltung, die wir beantragten, betraf nicht die Verkehrsführung. Es ging hier um jene Bereiche, die im Sommer als Hitze-Hotspots gelten", erklärt Alexander Maly, Klubobmann der ÖVP Margareten.
Auch in der jüngsten Bezirksvertretungssitzung brachte die Partei zwei Anträge ein, die ihren Fokus auf diese Straße richten. Einerseits wurde gefordert, den Gehsteig im Bereich der Hausnummer 94 mit einem Brunnen zu attraktivieren sowie zu entsiegeln. Andererseits wünschte sich die ÖVP an einigen Straßenabschnitten Möglichkeiten zur Beschattung sowie Sitzgelegenheiten. Beide Anträge wurden einstimmig der Mobilitätskommission zugewiesen.
Dass sich die geplanten Umbaumaßnahmen auf der Wiedner Hauptstraße negativ auf den Durchzugsverkehr in Margareten auswirken oder diesen zum Beispiel in die Nebengassen verdrängen, sei aus Sicht des Klubobmanns möglich.
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