"Retro Gaming Museum"
Traum für alle Zocker öffnet seine Türen in Wien
Wo bis vor wenigen Monaten noch das Foltermuseum stand, hat kürzlich das erste Retro Gaming Museum Wiens geöffnet. Hier lernt man die Zeitgeschichte von Videospielen inmitten von PC-Spielen, Arcades und VR-Brillen.
WIEN/MARIAHILF. Wenn man die Treppen zum neuen Retro Gaming Museum hinabgeht, begibt man sich nicht nur vier Meter unter die Erde. Man tritt auch eine Reise zurück in seine Kindheit an. Wo noch vor wenigen Monaten Folterinstrumente, Streckbank und Scheiterhaufen zu finden waren, sieht man nun allerlei technische Geräte in Vitrinen und alte Computer, auf denen Spiele wie Super Mario oder Tetris laufen. In einem Raum ist sogar ein Kinderzimmer, das aussieht, als wäre es direkt aus den 90ern in das neue Museum transportiert worden. "Wir haben ausgemalt, alles schön bunt gehalten und wollen noch Blinklichter anbringen", verrät Markus Krainer.
Größte Sammlung der Welt
Der leidenschaftliche Gamer hat das neue Museum im Esterházypark geschaffen. Hier möchte er einerseits die Zeitgeschichte von Videospielen darstellen und andererseits dieses popkulturelle Gut für die Nachwelt erhalten. "Wir haben viele tolle Kooperationen mit großen Sammlern, die uns PC-Spiele und alte Konsolen spenden", so Krainer. Sein Plan: eines Tages die weltweit größte Sammlung an Videospielen im Museum zu beheimaten. Wer da durch mit seinen alten, ungebrauchten PCs oder Konsolen mithelfen möchte, ist herzlich eingeladen, diese an das Retro Gaming Museum zu spenden.
Doch wer hier an ein steifes Museum denkt, wo alle Ausstellungsstücke hinter Glas verschlossen werden, ist womöglich an der falschen Adresse angelangt. "Wir wollen, dass unsere Besucherinnen und Besucher unsere Stücke nicht nur sehen, sondern auch angreifen und darauf spielen können", sagt Krainer. Dafür haben der Gamer und sein Team die jeweiligen Computer und Konsolen auf Tischen hergerichtet, Stühle platziert und an manchen Stationen sogar ein Stapel an Spielen vorbereitet.
VR-Brillen, Arcade und PC
Vergnügen kann man sich aber auch mit klassischen Arcade-Spielen und VR-Brillen. "Wir haben Familien, die den ganzen Tag hier verbringen, weil sie sich durch alles durchspielen", lacht Krainer. Dass der leidenschaftliche Gamer sein ganzes Herzblut in das Museum gesteckt hat, ist sofort ersichtlich. In einer Ecke spielt ein Fernseher die 50 besten Intros aus den 90ern. In der anderen hat Krainer einen Raum mit alten Haushaltsgeräten eingerichtet, während die Entwicklung von Computern, Handys und Co. anhand von alten Prototypen und Infotafeln nachgezeichnet wird.
"Das ist meine Lieblingsecke, mit der ich der Jugend aufzeigen will, was man standardmäßig in jedem Haushalt in den 80er und 90er Jahren finden konnte", beschreibt Krainer die Sammlung an Schreibmaschine, Telefon, Internet, Diktiergerät, Fernsehen, Computerspiele und vieles mehr. Was man heute alles im modernen Handy komprimiert sieht, waren noch vor zwanzig Jahren eigenständige große und schwere Geräte.
Spielerisch Programmieren lernen
Auch wichtige Pionierinnen und Pioniere der Geschichte werden kurz vorgestellt, denn "wir wollen vermitteln, dass das Spielen und Programmieren von Computerspielen vollkommen genderunabhängig ist." Künftig soll es auch Programmierkurse für Jugendliche geben, in denen diese den 8-Bit-Stil - eine Funktionsweise für Computerdarstellungen - lernen können. Die Erkenntnisse, die man im Zuge der Workshop-Reihe sammelt, könnte man dann mit offizieller Unterschrift, etwa bei einem Bewerbungsgespräch vorzeigen.
"Wir sind gerade am Machen, Werkeln und Tun. Von dem, was ich im Kopf habe, haben wir bis jetzt nur 20 Prozent aufgebaut", verspricht Krainer. So sollen sich noch Kinderzimmer aus den 80ern und 2000ern sowie eine Garage als Ausstellungsräume hinzugesellen. Darüber hinaus will er die Infotexte noch digitalisieren und in deutscher, englischer, italienischer, türkischer sowie Gebärdensprache übersetzten. Man darf also gespannt bleiben.
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