1968: Mit Kilian Franer durch das revolutionäre Mariahilf spazieren
Der Mariahilfer Künstler Kilian Franer erinnert sich bei einem Stadtspaziergang durch den Bezirk an das Revolutionsjahr 1968 und wie sein Leben dadurch geprägt wurde.
MARIAHILF. Eine Traube Menschen drängt sich am Getreidemarkt 13 dicht um den Künstler Kilian Franer, um ihn trotz des plätschernden Regens gut verstehen zu können. „Hier war im 68er Jahr eines der Szenelokale – der Club 13 – beheimatet. Dieser gehörte zu den wenigen, die anders waren“, erzählt er. Lange hätte sich dieser allerdings nicht gehalten – getrunken wurde hier gerne, bezahlen konnte damals kaum jemand.
Der Künstler führt an diesem Mittwochnachmittag unter dem Motto „Die Fantasie an die Macht – Mein 1968: Mariahilf“ durch den Bezirk und erzählt Geschichten, die er mit dem Jahr der Studentenrevolte, Kommunen, Drogen und der freien Liebe verbindet. Vom Treffpunkt Getreidemarkt geht es in die Wienzeile und über den Naschmarkt, entlang der Mariahilferstaße und in die Stumpergasse – einmal quer durch den ganzen Bezirk.
„Man musste wissen, wo die Szene war“ – Mariahilf im Revolutionsjahr
Der gebürtige Wiener gründete selbst Anfang der 70er Jahre seine erste Kommune in der linken Wienzeile 124 und entdeckte so seine Leidenschaft für den Bezirk.
„Damals hat man wissen müssen, wo man hingeht, die Szene war nicht überall“, sagt Franer und betont gleichzeitig, dass Mariahilf seitdem sehr viel grüner und lebendiger geworden sei. Die 70er Jahre wären vor allem eines gewesen: Grau und laut. Laut zugegangen sein dürfte es auch in den meisten Kommunen: Franer erzählt, dass Mitbewohner „quer durch alle Betten gejagt“ wurden und sich alle Bewohner nackt fotografieren ließen, um dann in einer Zeitung abgelichtet zu werden.
Positives Erinnern an das Jahr 1968
„Das Erinnern an 1968 ist für mich wichtig, weil es ein positives Jahr in der Geschichte war“, beschreibt Franer seine Motivation für diesen Spaziergang. Wie viele andere habe ihn der Zeitgeist von damals stark geprägt, so hatte er beispielsweise nie Angst vor Arbeitslosigkeit.
Die Geschichten, die Franer während des Spazierengehens erzählt, sprengen die Grenzen des Bezirkes und lassen erahnen, wie Mariahilf und seine Nachbarbezirke vor 50 Jahren ausgesehen haben. Kilian Franer, der die Künstlervereinigung „Sektion K“ gegründet hat, engagiert sich im Bezirk regelmäßig für verschiedene kulturelle Anliegen. In den letzten Monaten luden verschiedene Künstlerinnen und Künstler auf seine Initiative zu Spaziergängen durch den Bezirk ein, immer mit anderen Schwerpunkten. Ob es eine Fortsetzung dieser Spaziergänge geben wird, ist noch nicht beschlossen.
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