Stadtbildverlust in Mariahilf
"60 Nachkriegsjahre hindurch hat man sich in Deutschland daran gewöhnt,
historische Architektur mit Modernem zu durchmischen, auf Schritt und
Tritt harte Kontraste einzufügen.
Mit dem Ergebnis, daß die Physionomie deutscher Städte immer mehr ins
Belanglose, wenn nicht chaotische abrutscht."
Diese Entwicklungen sind - trotz der Schutzzonenregelung- leider auch in Wien
offensichtlich. Das Westbahnhofgebäude (Denkmalschutz!) wirkt nach dem Zubau wie ein
älterer Herr zwischen zwei Gladiatoren. Eine fein gegliederte Hausreihe wird
von einem quietschorangem Neubau "aufgerissen".....
Die Schutzzonen sind festgeschrieben, um den Erhalt des Stadtbildes zu schützen.
Leider aber fehlt diesem hehren Ziel die Kontrolle.
Der Aegidi- Hof in der Gumpendorferstrasse liegt in der Schutzzone. Die barocken
Putti des Vorgängerbaus wurden vor vielen Jahren abmontiert. Ebenso das
schmiedeeiserne Tor. Von der Restaurierung, wie es der Hausbesitzer versicherte,
sind diese Teile nie wieder zurückgekommen.
Nun gut: Damals lag dieses Gebäude noch nicht in der Schutzzone...
Aber der Putz bröckelt noch immer und die "Bauvorhaben-Anschlagstafel"
läßt offensichtlich keine Taten folgen.
Das Biedermeierhaus in der Luftbadgasse soll abgerissen werden, mit dem Hinweis
auf schlechte Bausubstanz. Wie kam es aber zu der schlechten Bausubstanz?
Niederreißen und neu bauen ist momentan billiger, bringt auch (für Wenige)
einen stattlichen Gewinn . Aber eine Gentrifizierung wird vorangetrieben, die zwar
von unseren Politikern verneint wird, aber vorhanden ist (Test: Suchen sie einmal
eine Wohnung für bis zu 500 Euro in Mariahilf!)
Die Baupolizei anzurufen, wenn in einem Haus der Schutzzone die alten Fenster
in Unpassende getauscht werden, ist machbar. Ein Baustop gelingt aber nur,
wenn der Tausch nicht abgeschlossen ist. Dabei weiß jeder Hausbesitzer um die
Regeln seines in der Schutzzone stehenden Hauses!
Schutzzone oder Nicht: Das Wiener Stadtbild wird mehr und mehr zu einem
"Fleckerlteppich".
Schauen Sie sich doch noch einmal die Garbergasse an mit dem
Haus Nummer 9, bevor es in der nächsten Zeit abgerissen wird (evtl. schon in
den nächsten Tagen). Ein Frevel, diesem Gasserl (die geraden Hausnummern
stehen unter Schutz, die Ungeraden nicht) weiter das Gesicht zu nehmen.
Trotzdem das von Dalberg erbaute, 180 Jahre alte Haus in gutem Zustand ist,
wird es abgerissen. Weil: ehschonwissen.
Dieses Haus liegt nicht in der Schutzzone. Trotzdem bleibt die Schleifung ein Frevel und ein Verlust für Alle, die Wien als
Kulturstadt erleben wollen.
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