Modus Vivendi: Streit mit Vermieter eskaliert
Schon seit vergangem Oktober klafft ein riesiges Loch im Boden des Modegeschäfts in der Schadekgasse. Nun hat der Vermieter, der im Haus ansäßige Schönheitschirurg Dr. Markus Handle, in einer nächtlichen Aktion einen weiteren Teil des Boden entfernen lassen, die Designerinnen können das Geschäft nun gar nicht mehr betreten und sind geschockt.
MARIAHILF. Das erste Loch im Boden klafft dort bereits seit 1. Oktober des Vorjahres, nun geht der Krimi um das Modegschäft "Modus Vivendi" in Mariahilf in die nächste Runde. Denn: Vermieter Markus Handle, hat nun auch den Boden unter jener Stiege, über die die beiden Designerinnen ins Obergeschoß kamen, wegreißen lassen. Aber von vorne: Monika Bacher und Charlotte Jakoubek betreiben seit 30 Jahren das Modegeschäft in der Schadekgasse 4. Sie waren zu einem Zeitpunkt in das Haus gezogen, als die Mieten noch um einiges niedriger waren, ihr Mietvertrag ist unbefristet.
Am 1. Oktober 2016 trauten sie ihren Augen nicht, als in ihrem Geschäft ein riesiges Loch im Boden klaffte. Die Begründung des Vermieters: Die Decke sei von einem Hausschwamm befallen. Die Designerinnen konnten diesen Schritt nicht nachvollziehen: Selbst wenn tatsächlich ein Pilzbefall vorläge - "man hätte sicher nicht die ganze Decke heraus reißen müssen", so die Designerinnen. Das Loch ist immer noch da, ihr Geschäft konnten die beiden nicht weiter betreiben. "Das ist völlig unverständlich: Wenn es wirklich einen Pilzbefall gäbe, hätte das sofort alles entfernt und renoviert werden müssen, passiert ist aber seither gar nichts", so Charlotte Jakoubek.
Weil sie ihren Geschäftsraum nicht mehr nützen können, haben die beiden Unternehmerinnen den Vermieter auf Schadenersatz für den Verdienstausfall geklagt. "Die Sanierung ist nur deshalb noch nicht abgeschlossen, weil die Damen ihre Sachen nicht aus dem Raum entfernt haben", so Handle, der die Verantwortung für die Dauer der Sanierung allein bei den Unternehmerinnen sieht. "Bis das Gericht entscheidet, müssen die Designerinnen für die Kosten der Absicherung des verwüsteten Geschäftslokals und für den laufenden Schaden der durch den Geschäftsverlust entsteht, selbst aufkommen“, erklärt Udo Elsner, Anwalt der Designerinnen.
Obergschoß nicht mehr erreichbar
Nachdem im Erdgeschoß kein Betrieb mehr möglich war, haben sich die Designerinnen ins Obergeschoß geflüchtet, dort ihre Kollektion weiter produziert und eine Art "Notverkaufsstelle" betrieben. Nachdem nun aber der Boden unter der Stiege entfernt wurde, können sie auch diesen Raum nicht mehr erreichen. Sie hätten zwar gewusst, dass der Vermieter den Boden dort entfernen will - man hätte sie aber nicht über den Zeitpunkt informiert, über Nacht war der Boden plötzlich weg. Auch dem widerspsricht Handle: "Die Damen wussten genau, wann das passiert, ich habe ihnen sogar noch eine Woche Aufschub gegeben damit sie ihre Sachen wegräumen können."
Designerin: "Handle lügt"
Das bezeichnet Charlotte Jakoubek als "glatte Lüge", sie hätten weder Datum noch Uhrzeit gekannt. "Wieso passiert denn das mitten in der Nacht? Was sind das für Bauarbeiter? Wenn das mit rechten Dingen zugehen würde, wären die doch wohl zu einer ausgemachten Uhrzeit unter Tags gekommen." Die im Obergeschoß verbliebenen Arbeitsmaterialien können sie nicht holen, weil sie nicht hinauf kommen. "Es ist wirklich unfassbar, wir sind im Schock - und der Vermieter macht sich nur über uns lustig", so Jakoubek gegenüber der bz. Als sie auf Facebook den neuerlichen Eingriff in die Substanz ihres Geschäftes beklagten, postete Handle einen Smilie unter das Bild.
Wie es nun weitergehen soll ist unklar, die Verfahren vor Gericht sind nach wie vor anhängig. Hinter dem Verhalten des Vermieters vermuten die Designerinnen folgenden Grund: Dr. Handle will seine Schönheitschirurgie-Praxis, die sich ebenfalls im Haus befindet, erweitern und deshalb die Mieterinnen hinaus ekeln. Er sagt dazu: "Ich brauche diesen Raum nicht, darum geht es mir nicht. Auch wenn ich nicht prognostizieren kann, was in der Zukunft passieren wird." Ihm gehe es lediglich darum, sein Haus zu sanieren, sodass die Substanz keine Gefährdung für alle Mieter im Haus darstelle.
"Fürchten um unser Lebenswerk"
Die Mieterinnen verweisen wiederum darauf, dass sie kein Problem mit einer allfälligen Sanierung hätten und dem nicht im Wege stehen wollen - die Art und Weise wie von Seiten des Vermieters vorgegangen werde, gehe aber einfach nicht. Sie beharren auf ihrem unbefristeten Mietvertrag und wissen derzeit nicht, wie es weitergehen soll. "Wir können nur warten, wie das Gericht entscheidet, bis dahin werden wir versuchen unsere Sachen zu 'evakuieren' - aber wir fürchten wirklich um die Existenz unserer Lebenswerks, da stecken 30 Jahre Arbeit dahinter."
Hintergrund:
Bericht:Modus Vivendi: Designerinnen kämpfen um ihr Geschäft
Bericht:Modus Vivendi: Mieterinnen gehen vor Gericht
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.