Mattersburg
"Gefährdungspotential für Geschäfte in Innenstadt"

Franz Nechansky und Melanie Eckhardt präsentierten die Ergebnisse | Foto: Stefan Schneider
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Vor kurzem fand in der Wirtschaftskammer Burgenland in Eisenstadt die Präsentation der Ergebnisse der aktuellen Kaufkraftanalyse für den Bezirk Mattersburg statt. Präsentiert wurden die Ergebnisse von Regionalstellenobfrau des Bezirk Mattersburg Melanie Eckhardt und Franz Nechansky Regionalstellenobmann des Bezirk Eisenstadt. Entwickelt wurde das Projekt von Spartenobfrau KommR Andrea Gottweis und Studienautor Georg Gumpinger. 

BEZIRK MATTERSBURG. Der wirtschaftliche Aufschwung des Einzelhandels eines Bundeslandes beziehungsweise Bezirks hängt von einer Reihe von soziodemographischen und ökonomischen Rahmenbedingungen ab. Diese wesentlichen Faktoren zeigen, dass die Bevölkerungs- und Konsumentenbasis in den letzten 20 Jahren deutlich (mehr als 7 Prozent Zuwachs) angestiegen ist. Der Bezirk Mattersburg ist gegenüber dem Jahr 2002 um 8 Prozent angewachsen und liegt somit etwas über dem Bundeslandschnitt.

"Kaufkraftverluste" im Bezirk Mattersburg

Nachdem sich die Lage im Einzelhandel burgenlandweit nach den Lockdown-Phasen zu "Corona-Hochzeiten" (2020/2021) beruhigte kann nun wieder eine verstärkte Zurückhaltung beim Einkaufen und Konsum beobachtet werden. Grund für den Konsumverzicht sind die Teuerungen und teilweise Marktunsicherheiten. Aus diesem Grund fallen auch Steigerungen in der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft (= alle Geldmittel, die für Konsum zur Verfügung stehen), die im Bezirk Mattersburg seit 2009 um 37 Prozent angestiegen ist, nominell zwar hoch aus, real (unter Berücksichtigung des hohen Verbraucherpreisindex) bleibt davon aber nur mehr "wenig" übrig. Im Gegenteil muss eher sogar von Kaufkraftverlusten ausgegangen werden.

Mitanbieterzentren "kannibalisieren" heimischen Handeln

Die gesamte einzelhandelsspezifische Kaufkraft im Bezirk Mattersburg umfasst im Jahr 2022 über 234 Millionen Euro. Von dieser Summe verleibt nur mehr die Hälfte in den Handelsbetrieben des Bezirkes. Die Nähe zu starken Mitanbieterzentren in Niederösterreich, der enorm gewachsene Internethandel sowie weitere leistungsstarke Standorte im Burgenland kannibalisieren die Mattersburger Kaufkrafteigenbindung im Bezirk. Die noch höchste "Standorttreue" zeigen dabei die Konsumenten des Bezirks bei "Waren des täglichen Bedarf". Hier gibt es 66 Prozent Kaufkraft-Eigenbindung.

67 Prozent Eigenbindung in der Stadtgemeinde

Ähnlich wie bei der Bezirksentwicklung zeigt sich auch in der Stadtgemeinde Mattersburg 2022 ein Rückgang der Kaufkraft-Eigenbindung. Bei einem Kaufkraft-Volumen von ca. 48 Millionen Euro verbleiben 67 Prozent im Bezirksvorort und somit weniger als beispielsweise im Vergleichsjahr 2016 (mit 71 Prozent gesamte Kaufkraft-Eigenbindung).
Die Kaufkraftbilanz des Bezirks Mattersburg (Summe der Kaufkraft-Zuflüsse aus anderen Regionen abzüglich der Kaufkraft-Abflüsse) mit seinen Nachbarregionen fällt deutlich negativ aus (ca. -20 Millionen Euro). 

Hoher Anteil an Fachgeschäften

Auf einer gesamten Verkaufsfläche von rund 32.000 m2 und mit rund 100 Verkaufsstellen präsentiert sich die Stadt Mattersburg mit einer Vielzahl an unterschiedlichen  Anbieterstrukturen. Dabei ist der Einzelhandel in Mattersburg nach wie vor stark Fachgeschäfts-geprägt. Mit 69 Prozent der Verkaufsstellen liegt der Fachgeschäftsanteil relativ hoch, wenn auch der Grad der inhabergeführten Geschäfte deutlich zurückgeht.


Gefährdungspotential für Mattersburger Innenstadt

Immer mehr Shops siedeln sich außerhalb der Gemeinden an, somit betrug der Anteil innerstädtischer Verkaufsfläche im Jahr 2022 nur noch 12 Prozent. An vielen Standorten findet der überwiegende Teil des Handels nicht mehr "innen" statt. In der Stadt Mattersburg liegt dieser Anteil mit 18 Prozent etwas über dem Landesdurchschnitt.

"Als Folge daraus spielt der Einzelhandel für manche Bezirksvororte in den Innenstadt kaum eine Rolle. Die Innenstadt als wichtiger Marktplatz verschiedenster Leistungen und Funktionen mit einem breiten Branchenmix und attraktiver Infrastruktur ist für viele Standort nur mehr der (theoretische) "Idealzustand". Dies geht einher mit einem merkbaren Verlust an Kunden.", heißt es bei der Präsentation der Ergebnisse.

Empfehlungen für die zukünftige Raumordnungspolitik

Aus Gutachtersicht werden folgende Empfehlungen für die zukünftige Raumordnungspolitik und Standortentwicklung vorgeschlagen:

  • Das vorrangige Ziel liegt in einer sensiblen Ansiedelungspolitik bei zukünftigen Handelsgroßprojekten außerhalb der Kernbereiche. Jedes großflächige Erweiterungsprojekt im Einzelhandel (vor allem EKZ/FMZ-Planungen) erfordert eine Auswirkungsbetrachtung auf die konkreten Standorte und auf zentrale Handelsstandorte im Nahbereich. Vor allem die Beeinträchtigung auf die Funktionsfähigkeit der Orts- und Stadtkerne ist hier besonderer Wert zu legen.
  • Die Verankerung der Bedeutung der Orts- und Stadtkerne ist noch stärker wie bisher im Raumordnungsrecht zu konkretisieren, sodass die Bedeutung des Erhalts von vitalen Innenstädten und Ortszentren nicht nur "Lippenbekenntnisse" bleiben. Dazu gehört auch 
  • eine kooperative Zentrumsentwicklung durch Installierung einer landesweiten Plattform "vitale Orts- und Stadtkerne"
  • Orts- und Stadtmarketing sowie gemeinschaftliche Aktivitäten daraus fördern: nur wenige Bezirksvororte können auf ein aktives Stadt- bzw. Ortsmarketing zurückgreifen. Aus der Beratungspraxis aus ganz Österreich zeigt sich, dass Standorte mit derartigen aktiven Organisationen die Standortentwicklung positiv beeinflussen und die gemeinschaftlichen Aktivitäten der Wirtschaftstreibenden besser organisieren und bündeln können.
  • Einkaufs-Tourismus-Offensive: bislang wird nur an vereinzelten Standorten das touristische Potenzial für den stationären Einzelhandel genutzt. Diese Einkaufsqualität der Bezirksvororte touristische zu positionieren, ermöglicht bestehende Kundenpotenziale noch besser auszuschöpfen.

Über die Kaufkraftanalyse

Seit dem Jahr 2009/2010 wird in regelmäßigen Abständen von drei bis vier Jahren die Kaufkraftanalyse Burgenland durchgeführt, so auch im vergangenen Jahr 2022. Dabei wurden die wichtigsten Kaufkraftkennzahlen im Burgenland, den Bezirken so wie den Bezirksvororten Eisenstadt, Neusiedl, Mattersburg, Oberpullendorf, Oberwart, Güssing und Jennersdorf und den Handelsstandorten Parndorf und Pinkafeld einer genauen Analyse unterzogen.

Gehen Sie in der Mattersburger Innenstadt einkaufen?

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