Gaudenzdorfer Gürtel
Noch immer keine Lösung für Wiener Mieter ohne Strom
Seit vier Monaten haben Mieter und Mieterinnen in einem Wohnhaus in Meidling keinen Strom. Zusätzlich wurden Wohnungstüren aufgebrochen und Wasseranschlüsse entfernt.
WIEN/MEIDLING. Seit vier Monaten wohnen Mieter am Gaudenzdorfer Gürtel 41 im 12. Bezirk ohne Strom im Dunkeln. Obwohl von den Bewohnern regelmäßig 500 Euro für Miete, Duschanlage und WC gezahlt wurde, drehte man ihnen Strom und Gas ab.
Die BezirksZeitung hat mit dem 32-jährigen Mohammed (Name wurde von der Redaktion geändert) gesprochen. Er wohnt schon seit sechs Monaten im Haus am Gürtel, vier Monate davon ohne Strom. Im gesamten Wohnhaus ist es nach Sonnenuntergang stockdunkel, zusätzlich ist es sehr kalt.
Der Zustand des Hauses ist sehr schlecht: am Eingang sind die Briefkästen aufgebrochen, im ersten Stock die Haustüren. Zusätzlich rinnt bei einigen Duschen das Wasser durch die Wände. Fließen, die an der Decke angebracht waren, liegen aufgrund des Wasserschadens am Boden.
Mohammed erzählt, dass er zum Duschen ins Schwimmbad geht, seine Wäsche muss er in einem Waschsalon waschen. Er ist einer von den rund zehn übrig gebliebenen Mietern, die noch immer im Haus verweilen müssen, da sie sich den Auszug nicht leisten können.
Wohnungstüren aufgebrochen
Das Interview mit Mohammed wurde von zwei Aktivisten der Gruppe "En commun - Zwangsräumungen verhindern" begleitet. Vor dem Interview fragte Mohammed einen der Aktivisten: "Was würdest du in meiner Situation tun?". Der Aktivist entgegnete ihm, dass er wahrscheinlich ausziehen würde. Mohammed antwortete daraufhin: „Als Österreicher kannst du das. Ich kann das nicht so einfach.“
Ende Jänner veranstaltete die Initiative zusammen mit den Mietern eine Protestkundgebung vor der zuständigen Hausverwaltung "Omega". Ein paar Tage danach wurden im ersten Stock des Hauses am Gaudenzdorfer Gürtel Wohnungstüren aufgebrochen und teilweise zerstört.
"Immenser Wasserschaden"
Ungefähr einen Monat später, am 25. Februar, hängten die Aktivistinnen und Aktivisten zusammen mit der Mieterschaft einen Banner aus den Fenstern. Zwei Tage darauf entfernte jemand im Haus die Wasseranschlüsse, wodurch ein "immenser Wasserschaden" entstand. "Das Haus zerfällt derzeit zunehmend, da alles nass ist", so ein Aktivist der Initiative.
Die Initiative und Mohammed vermuten, dass der Eigentümer Pecado GmbH sowie die Hausverwaltung Omega hinter den Sabotagen stecken.
Für die Initiative ist es klar: "Eine kurzfristige Lösung gibt es sicher nicht, langfristig ist nur der Auszug die einzige Option und das auch nur, wenn man sich diesen leisten kann". Auch Mohammed sagt: "Es gibt keine Lösung". Der Initiative war es wichtig zu betonen: "Jeder Mensch muss wohnen können und das kostenlos, mit Menschenleben darf nicht gespielt werden".
"Wären dumm, eigenes Haus zu beschädigen"
Die BezirksZeitung konfrontierte "Pecado GmbH" mit den Vermutungen. Eine Vertreterin teilte dabei mit, dass schon lange keiner mehr von ihnen im Haus gewesen sei und betonte: "Die Beschädigungen haben wir in keinem Fall gemacht. Wir wären dumm, unser eigenes Haus zu beschädigen, vor allem mit so einem massiven Wasserschaden".
Aktuell sei es laut ihr so, dass sie keine Reinigung mehr hinschicken könne. Der Grund: Die Mieter sollen vor Ort aggressiv auf die Reinigungskräfte reagiert haben. "Wir wissen, dass nicht nur wir geschädigt wurden, sondern auch die Leute, die darin wohnen. Wir versuchen diejenigen dranzukriegen, die sich bereichert haben, auf den Kosten von Menschen, die selbst nicht viel haben", heißt es von Pecado.
Weitere Beiträge zu diesem Thema:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.