Grünvernichtung, Stadtverdichtung
Eine Betonburg wächst im Frauenheimpark in Meidling

Bild 1: Blick zum Frauenheimpark, Ende 2022, aus Richtung Schönbrunner Straße: Eine Betonorgie | Foto: Gerhard Hertenberger
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(Ein Kommentar)
Wiener „Klimaschutzpolitik“: Ein Park beim Seniorenwohn- und Pflegehaus der Caritas wurde 2022 nach Zustimmung fast aller Bezirksparteien (auch der Grünen!) zu einem beträchtlichen Teil gerodet. Derzeit wächst dort (im Parkschutzgebiet!) ein überdimensioniertes Bauwerk in die Höhe. Der Rest-Park ist ab nun vom kühlenden Westwind abgeschnitten und hat im Sommer das Potenzial zum Hitzekessel. Für ausreichende Ersatzbaumpflanzungen gibt’s keinen Platz, der Bauherr muss eine teure „Ausgleichsabgabe“ (de facto eine Strafgebühr) zahlen.

Frauenrechte und ein Tal am Mond

Worum geht es im Detail? Der Name „Frauenheimpark“ verweist auf die Wiener Schriftstellerin Auguste von Littrow-Bischoff (1819-1890), die sich engagiert für Frauenrechte einsetzte (insbesondere für das Recht auf deren freie Erwerbstätigkeit und ihre soziale Absicherung). Sie initiierte 1881 in der damaligen „Bischoff-Villa“ den „Verein Wiener Frauenheim“, um älteren, alleinstehenden und mittellosen Damen leistbaren Wohnraum und Verpflegung im Alter zu bieten. Nach ihrem Ehemann, dem Astronomen Karl Ludwig von Littrow, ist übrigens jenes Tal am Mond benannt, in dem 1972 die NASA-Astronauten von Apollo 17 landeten.

1907 ließ der Frauenheim-Verein unter der Patronanz von Erzherzogin Marie Valerie, einer Tochter von Kaiserin Sissi, ein neues und größeres Gebäude samt Parkanlage in der Bischoffgasse errichten, das bis heute besteht. Mit Ausnahme der NS-Zeit wirkte bis weit in die Nachkriegszeit noch immer jener „Verein Wiener Frauenheim“, von 1927 bis 1961 geleitet von Ina Frank Lang, der Enkelin der Gründerin. Aus finanziellen Gründen schenkte der Verein im Jahr 1970 das Haus und die damit verbundene Einrichtung der Caritas. Seit 1990 wohnen auch Männer im Haus, das seither als Senioren- und Pflegewohnheim „Haus Schönbrunn“ geführt wird.

Beton statt Bäume

Die prinzipiellen Gründe für eine Modernisierung dieses Seniorenwohn- und Pflegehauses durch einen Zubau (man spricht von „zeitgemäßer Pflege, Barrierefreiheit, Einzelzimmern“) sind möglicherweise nachvollziehbar. Allerdings wurde das ursprüngliche Versprechen, dass sich der Zubau „sanft“ in das Ensemble einfügen werde, nicht eingehalten. Bereits 2002, als über eine Neubebauung der Fiatgründe zwischen Bischoffgasse und Grünbergstraße nachgedacht wurde, hätte die Caritas, unterstützt durch eine kluge Stadtplanung, Teile des benachbarten Areals für einen Erweiterungszubau nützen können. Falls der Grunderwerb zu teuer gewesen wäre, dann eben mit Unterstützung der Stadt Wien – die Stadt hätte stattdessen irgendwelche unnötigen Prestigeprojekte einsparen können. Stattdessen wurde diese Gelegenheit verschlafen, und man hat nur wenige Jahre später – mit tatkräftiger stadtpolitischer Unterstützung – auf Kosten des letzten wertvollen Altbaumbestands im Grätzl, einen weiteren Großbau forciert.

Dieses Vorgehen ist eine Bankrott-Erklärung der Wiener Stadtplanung und Umweltpolitik. Dabei steht das Schicksal des Frauenheimparks symbolisch für zahlreiche andere beschauliche Wiener Grünoasen, die laufend und gnadenlos dezimiert und versiegelt werden. Kein Wunder, dass die Sonntagsreden unserer Stadtpolitiker:innen über „nachhaltig, klimaneutral, klima-fit“ und „Klimakatastrophe“ nicht mehr ernst genommen werden, wenn gleichzeitig die „urbane und zeitgemäße“ Bebauung bis zum Exzess „verdichtet“ wird.

Im Fall des Frauenheimparks hat auf Bezirksebene nur die kämpferische kleine Meidlinger Liste „Pro Hetzendorf“ erkannt, welche problematischen Umweltfolgen die Teilversiegelung des Parks nach sich zieht, und hat deshalb gegen die Verbauung gestimmt. Auch im Gemeinderat haben fast alle Fraktionen für die Teilverbauung gestimmt, nur eine Oppositionspartei, die ÖVP, beantragte, diese und weitere umstrittene Flächenwidmungen (Stichwort: Causa Chorherr) zu überprüfen.

Übrigens, um gaaaanz exakt zu sein: Das Parkschutzgebiet wurde originellerweise nicht wirklich formell in Bauland umgewidmet. Stattdessen ist es, soweit ich in Erfahrung bringen konnte, weiterhin Parkschutzgebiet, das aber - mittels Bewilligung des Gemeinderats aufgrund „Besonderer Bestimmungen“ - bebaut werden darf. Einer der kleinen Schmäh‘s in Wien‘s Stadtplanung, damit alles schöner - pardon: „klimafitter“ - aussieht als eine „richtige“ Umwidmung in Bauland. Ändern tut das nichts: die Bäume sind weg, der Beton ist da.

22 Bäume wurden gefällt – für ca. 89 Ersatzpflanzungen fehlt der Platz

Die anfangs telefonischen Hintergrund-Recherchen bei verschiedenen Stellen zu den Baumrodungen und Ersatzpflanzungen haben sich zunächst als schwierig erwiesen. Die einen wollten Auskunft geben, kannten sich aber nicht aus, einige Infos waren sogar (unabsichtlich) falsch, die anderen hätten etwas gewusst, durften aber nicht reden. Letztlich half unnter anderem eine Nachfrage bei der Bürgerinitiative „Frauenheimpark“, sowie eine schriftliche Anfrage beim Bauherrn.

Mich hat nämlich interessiert, wie es denn um die Ersatzpflanzungen für die ehemals großen, schattigen Bäume bestellt ist. Für jeden großen gefällten Baum müssen viele kleine Bäume möglichst nahe beim Fällungsort gepflanzt werden (es gibt da ganz bestimmte Formeln, die ich Ihnen im Detail erspare). Vor allem wollte ich wissen, wo sich diese Ersatzbäume befinden oder befinden werden.

Teure „Ausgleichsabgabe“

Mein Wissensstand, mühsam extrahiert aus drei offiziellen Quellen, die hinsichtlich der exakten Baumzahlen nicht unbeträchtlich differieren, lautet etwa so: Im Jahr 2022 wurden von ursprünglich 45 großen Parkbäumen immerhin 22 gefällt, also fast die Hälfte. Laut Bescheid befand sich darunter eine riesige Linde und eine riesige Rosskastanie mit jeweils fast zwei Meter (!) Stammumfang. 13 davon wurden gefällt, weil sie dem Bauprojekt im Weg standen. Und 9 weitere, weil sie angeblich „in schlechtem Zustand“ waren (zufällig standen diese ebenso auf der „bebaubaren“ Grünfläche). Seitens der Stadt Wien wurde mittels Bescheid vom August 2021 die Ersatzpflanzung von 98 Bäumen vorgeschrieben (die ja wesentlich kleiner sind als die gefällten Baumriesen, deshalb die größere Zahl) – und gleichzeitig festgestellt: „Die Ausgleichsabgabe für die nicht erfüllbaren Ersatzpflanzungen im Ausmaß von 89 Bäumen wird mit gesondertem Abgabenbescheid bemessen.“

Was die Ausgleichsabgabe für nicht gepflanzte Ersatzbäume betrifft: Diese kostet pro Jungbaum laut Wiener Baumschutzgesetz 1.090 Euro, wie auch im Blog „www.zukunft-stadtbaum.at“ nachzulesen ist. Nach dieser Rechnung müsste die Caritas nahezu hunderttausend Euro aufwenden, um die Ausgleichsabgabe für die Teilverbauung des Parks zu zahlen, weil in der sehr dicht verbauten Umgebung nur wenig Platz für Ersatzpflanzungen existiert. Zumindest ist dies mein momentaner Wissensstand. Es würden hierfür aber keine Spendengelder herangezogen, erfahre ich, sondern der notwendige Geldbetrag sei „Teil des gesamten Finanzierungsbedarfs, der für den Zubau notwendig ist“.

Billiger wird es, wenn Gutachter feststellen, dass ein Baum in „schlechtem Zustand“ sei („physiologische Altersgrenze“ oder dgl.). Dann muss für einen großen gefällten Baum nur ein einzelner kleiner Jungbaum gepflanzt werden. Die Gutachten mit oder ohne fotografische Dokumentation unterliegen in Wien meist der Geheimhaltung und lassen sich nachträglich nicht von unabhängigen Experten prüfen. Auch auf den Kometgründen haben vier riesige Bäume einst ganz plötzlich ihre physiologische Altersgrenze erreicht und wurden durch vier Minibäume ersetzt, die einige Zeit später auch wegkamen, rechtzeitig zum Baubeginn für den VIO Plaza Hochhaus-Koloss.

Im verbliebenen Rest-Frauenheimpark soll zumindest ein kleiner Teil der vorgeschriebenen Ersatzbäume gepflanzt werden (man spricht von 21), wobei unklar ist, wo im dichten Altbaumbestand hierfür Platz sein soll.

Ein „Hitzekessel“ umringt von Hausmauern?

Jahrelang haben engagierte Anrainer im Rahmen einer Bürgerinitiative versucht, den wertvollen Park zu retten, nachdem die Politik in dieser Hinsicht versagt hat. Vorher konnten von Westen, aus dem Wiental und dem Schlosspark Schönbrunn, kühlende Westwinde durch die Schönbrunner Straße in das Parkgelände strömen und im Sommer für angenehme Kühlung sorgen. Der riesige, klobige Neubau, der jetzt in den Himmel ragt, blockiert nun den Zustrom von Frischluft komplett, da der verbleibende Park auf der anderen Seite ebenso von Bauten umschlossen ist (Sackgasse zu den verbauten Fiatgründen). Die bisherige Erholungsqualität im Park wird im Hochsommer und an Hitzetagen nie mehr zu erreichen sein.

Ein kleinerer, ortsverträglicher Zubau hätte den sozialen Zweck ebenso erfüllt – und darüber hinaus die Umwelt geschont. Schade, dass sowohl die Caritas als auch die Politiker darauf keinen Wert gelegt haben.

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