Die Traufkinder und der verwunschene Ort
Burgkircherl zu Gossam
Die Burgkirche zu Gossam.
Gossam gehört zum Gemeindegebiet der Marktgemeinde Emmersdorf.
Die Burgkirche ist nur durch eine schmale Straße im Tal des Felbringbaches zu erreichen. Versteckt und eingebettet in eine waldreiche, hügelige Landschaft zwischen Wachau und Weinviertel.
Nun stand ich hier, inmitten des Innenhofes, blickte auf die hohen grauen Mauern und den spitzen Turm der Kirche. Meine Gedanken wanderten immer wieder zu der Geschichte dieses Ortes.
Man hatte in Zuge der Grabungsarbeiten zur Erforschung der Burganlage in engen Felsspalten die Gebeine von 31 sog. „unfröhlichen Kindern“ in nur geringer Tiefe gefunden. Diese unehelichen („Bankert“) oder ungetauften Kinder, die kurz vor oder nach der Geburt verstorben waren, durften nicht auf einem Friedhof begraben werden. Man bestattete sie deshalb entlang der Kirchenmauer, damit das vom Dach herab laufende Regenwasser sie gleichsam taufte und Ihnen so ein Einlaß in den Himmel bescherte. Die Wissenschaft bezeichnet derart bestattete Kinder als „Traufkinder“.
Welches Leid mussten damals diese Frauen und Mütter ertragen. Abgesehen von der Schande, den Schmähungen der anderen Dorfbewohner, auch noch den Tod der Kinder zu beweinen und mit der Angst zu leben, wie ein Gott diesen Kleinen begegnen wird.
Schon die Gedanken daran ließen mich frieren, trotz der milden Sonnenstrahlen die wärmten, es war die Kälte der Menschen, die ihr unmenschliches Gesicht hinter ihrem christlichen Glauben versteckten. Wohl auch durch Unwissenheit,
Falschinformationen und Aberglaube wurde diesen Müttern Leid und Unheil angetan.
Was für ein Ort und doch die Stille tröstete, der Blick auf die bunte Landschaft, das schöne Tal, dem leise dahin hinplätschernden Bach stärkte mich in den Glauben, dass ein liebevoller Gott sich zu uns Menschen neigt.
http://www.burgenkunde.at/wordpress/burgkirche-gossam-noe/
Burgkirche Gossam – die Sagen
Für viele ist die Burgkirche Gossam ein mystischer, ja fast verwunschener Ort. Es gibt Erzählungen, wonach hier Hexenverbrennungen stattfanden oder gar ein erhängtes Mädchen im Kirchturm gefunden wurde, dessen Jammern noch immer zu hören sein soll. Falls es tatsächlich derartige Exzesse und Entgleisungen der Menschlichkeit an diesem Ort gab, so sollte der Ort nur noch mehr mit Andacht betreten werden. Denn Kirchen waren meist auch Begräbnisstätten. Und tatsächlich fand man bei den Ausgrabungen zur Erforschung der Burganlage in engen Felsspalten die Gebeine von 31 sog. „unfröhlichen Kindern“ in nur geringer Tiefe. Diese unehelichen („Bankert“) oder ungetauften Kinder, die kurz vor oder nach der Geburt verstorben waren, durften nicht auf einem Friedhof begraben werden. Man bestattete sie deshalb entlang der Kirchenmauer, damit das vom Dach herab laufende Regenwasser sie gleichsam taufte und Ihnen so ein Einlaß in den Himmel bescherte. Die Wissenschaft bezeichnet derart bestattete Kinder als „Traufkinder“.
Ein Blick zurück auch, an die unzähligen Menschen die sich von einer Wallfahrt an diesen Ort einst Großes erhofften. Erlösung von Leiden, Linderung von Schmerzen, Heilung von Krankheiten, Fürbitten für Verstorbene. Ob Ihre Gebete erhört wurden, weiß heute niemand mehr zu sagen, kein Andenken mehr zu berichten.
Warum ausgerechnet diese kleine Burgkapelle zu einem Wallfahrtsort wurde, weiß keine Sage zu berichten. Stand sie doch noch dazu zu Beginn der Wallfahrten inmitten der ruinösen Reste der einstigen Burganlage.
Heute ist die Burgkirche Gossam über den sog. Eselsteig mit einem Wandernetz verbunden und wurde so einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Es gibt aber auch die Möglichkeit, mit dem Auto bis direkt unterhalb der Burgkirche zu gelangen. Dort kann das Fahrzeug auf einem Parkplatz direkt unterhalb der Anlage abgestellt werden. Heute wird das Areal als Erholungsort genutzt, kann aber auch für spezielle Events gemietet werden.
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