Annerkennungspreis für die Bevölkerung von St.Georgen am Walde
Auszug aus der Festrede von Altgraf Mag. Niklas-Salm Reiffersscheidt zum
Anerkennungspreis für
Die Bevölkerung von St. Georgen am Walde für die großartige Unterstützung der Flüchtlinge im Flüchtlingshaus St. Georgen am Walde in Zusammenarbeit mit der Caritas
Ja, wir müssen den Gürtel enger schnallen. Aber bitte nicht ich!
Der Staat braucht mehr Steuergelder, um seine Schulden zu zahlen. Aber bitte nicht von mir!
Wir brauchen weitere Mülldeponien und Kläranlagen. Aber bitte nicht in meiner Gegend!
Flüchtlinge brauchen ein Zuhause, aber bitte nicht in meiner Gemeinde!
Wir Menschen haben die Angewohnheit, uns gegen das, was uns nicht passt, zu verschließen.
Dafür nörgeln wir gerne!
Es gibt das schöne, aber leider viel zu wenig beachtete Sprichwort:
„Wer sich nicht engagiert, hat das Recht zum Raunzen verloren!“
Dies gilt im Privaten wie im Öffentlichen, und in der Politik ebenso wie in der Wirtschaft.
Wer nicht selbst dazu beiträgt, eine Situation zu verbessern, darf sich nicht über diese beschweren.
Wir leben in einem Sozialstaat. Wir zahlen Steuern und lassen uns damit unsere sozialen Ansprüche vom Staat finanzieren.
Und mehr noch. Es gibt unzählige Menschen, die sich selbst einbringen und ehrenamtlich ihr Scherflein zu einer besseren Umgebung beitragen.
Oberösterreich kann davon ein positives Lied singen: Kein anderes Bundesland in Österreich und kaum eine andere Region Europas bringt pro Kopf mehr ehrenamtliche Stunden im Jahr zustande wie Oberösterreich.
Dabei geht es um große Institutionen wie Feuerwehr und Rotes Kreuz genauso wie um die spontane Hilfsbereitschaft des Einzelnen.
Im November 2012 erhielt Bürgermeister Leopold Buchberger aus St. Georgen am Walde die Information, dass im Zentrum seiner Gemeinde durch die Caritas 22 Asylwerber untergebracht werden sollen.
Verständlicher Weise gab es seitens der Bevölkerung Ängste, Sorgen und Befürchtungen.
Spätestens als die potentielle Gefahr eines Asylantenheimes in der Gemeinde publik wurde, hätte sich normaler Weise irgendjemand hervorgetan, der unter Prophezeiung der übelsten Gefahren die Bevölkerung gegen so eine Einrichtung aufzuwiegeln versucht.
Nicht so St. Georgen am Walde.
Der Bürgermeister lud zu einer Informationsrunde, bei der alle Fragen zur Sprache gebracht und mit der Caritas diskutiert werden konnten.
Das Misstrauen hielt sich in Grenzen und wich der Neugier und dem Willen, die Situation selbst zu gestalten. Statt einem „Ich bin dagegen!“ reagierte die Bevölkerung von St. Georgen am Walde mit einem beeindruckendem „Ich helfe!“
Asylwerber haben sich ihr neues zuhause nicht selbst ausgesucht. Sie haben ihr altes Zuhause aufgegeben, weil es dort keine Zukunft für sie gab. Sie wissen auch bei uns nicht, was für eine Zukunft sie erwartet. Aber es kann eine bessere sein als in ihrer alten Heimat.
Die Bevölkerung von St. Georgen am Walde hat die Asylwerber aufgenommen, ihnen Hilfe geboten, sie als Nachbarn angenommen und ihnen – zumindest befristet – ein neues Zuhause gegeben und damit auch etwas ganz besonders wichtiges: Hoffnung.
Als im Dezember 2012 die Gemeinde, Caritas und BezirksRundschau um Sachspenden bat, brach eine Welle der Hilfsbereitschaft los. Ob Kästen, Betten, Kleidung, Geschirr, Kühlschränke oder Computer, Fahrräder oder Nähmaschinen.
Deutschstunden gibt’s von Lehrern für die Flüchtlinge gratis.
Selbst das Eisstockschießen wurde ihnen beigebracht.
In der Volksschule und Neuen Mittelschule kümmerte man sich besonders um die Integration der sechs Kinder aus Afghanistan.
Die Bevölkerung hilft und die Asylanten bedanken sich auf ihre Weise – zum Beispiel dadurch, dass sie im Rahmen eines Familienfestes in der Schulküche traditionelle Gerichte aus ihrer Heimat für die Bevölkerung zubereitet haben.
In St. Georgen am Walde redet man nicht von Integration, man lebt sie.
Und damit hat sich die Bevölkerung von St. Georgen am Walde für die großartige Unterstützung der Flüchtlinge im Flüchtlingshaus St. Georgen am Walde in Zusammenarbeit mit der Caritas den Anerkennungspreis redlich verdient!
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