Melker "Kriegstor" ist 100 Jahre alt
MELK. Ein wenig bekanntes, aber historisch sehr wertvolles Stück Stadtgeschichte feierte kürzlich seinen 100. Geburtstag: Das Kriegs- oder auch Wehrtor. Der akademische Maler und Jugendstil-Künstler Ernest Franz Stöhr (1860-1917) zeichnete für den Entwurf, der Tischlermeister Franz Fürst (1882-1967) für die Verwirklichung des Tores, das bis heute den Eingang zum Melker Rathaus ziert, verantwortlich.
Kriegstor lockt Melker
"Am 22. August 1915 ist das Tor feierlich eingehängt worden. Viele Melker waren damals mit dabei", erzählt der Melker Herbert Blecha, der sich seit Jahren mit der Geschichte der Stadt beschäftigt. Doch wie funktioniert nun die Finanzierung des "Kriegstores"? Blecha erklärt: "Bei einer Spende von 20 Kronen wurden ca. 80 Kupferplättchen mit dem Spendernamen angebracht. Außerdem konnten Kupfernägel zu fünf bzw. einer Krone bzw. 50 und zwei Hellern eingeschlagen werden." Laut Blecha sind es in Summe hunderte Nägel, die das Tor noch bis heute zieren.
Für Witwen und Waisen
Bis zum März 1919 brachte die "Benagelung" des Tores die stolze Summe von 4.077,02 Kronen herein. Geld das dem Witwen- und Kriegswaisenverein zugute kam. Doch wie ist dieser Betrag heute zu bewerten? Blecha hat sich schlau gemacht: "Dieser Betrag entsprach damals 3.288 Laiben Brot." Wie er überdies von der Statistik Austria erfuhr, entsprächen die 4.077,02 Kronen heute umgerechnet 774,63 Euro. "Damit bekäme man heute nur noch rund 258 Brotlaibe zu kaufen", rechnet Blecha die enorme Geldentwertung vor.
Zur Sache
Der amtlich festgesetzte Preis für ein Kilogramm Mischbrot lag im Jahr 1919 bei 1,24 Kronen bzw. 124 Heller, im Schleichhandel mussten aber bis zu 950 Heller dafür bezahlt werden. Quelle: Statistik Austria.
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