Die Draisinenfahrer blieben durstig
Spätestens, wenn hungrige und durstige Touristen in Weinviertler Dörfern vor verschlossenen Wirtshaustüren und Geschäften stehen, wird klar: Von einer Fremdenverkehrsregion ist man noch weit entfernt.
BEZIRK. Hohe Wellen hat unser Bericht über den schlecht gepflegten und mangelhaft ausgeschilderten Jakobsweg geschlagen, zu dem selbst Experten unterschiedliche Auskünfte geben. Heute sehen wir uns die Weinviertler Draisine etwas genauer an.
Ideen, um den Tourismus anzukurbeln, gibt es einige. Und es gibt auch viele engangierte Leute, wie zum Beispiel die Mitglieder des Vereins Neue Landesbahn, die die Weinvierteldraisine ins Rollen gebracht haben. Leider zeigen nicht alle Fremdenverkehrsbetriebe der Region so viel Engagement, wie Draisinenradler vor einigen Wochen am eigenen Leib erleben durften.
„Die Draisinenfahrt war toll, der Service super, es gab auch eine kleine Jausenstation in der Mitte der Strecke“, lobte bei einer Testfahrt für die Bezirksblätter eine Draisinenfahrerin das Projekt.
Picknick wäre besser
Allerdings hätte sich die Gruppe fürs Mittagessen wohl einen Picknickkorb mitnehmen sollen. Denn am Ende der Strecke, in Asparn, wurde den hungrigen und durstigen Radlern ein Wirtshaus empfohlen, wo es „Riesenschnitzel“ geben sollte. Dort angekommen, mussten die Touristen aber feststellen, das im empfohlenen Lokal leider Urlaubssperre herrschte. Die Schilder mit dem Menü der Woche standen aber noch an den Kreuzungen. „Ich hätte mir wenigsten einen Hinweis auf das nächste Lokal gewünscht“, kritisierte eine Draisinenradlerin.
Unzureichende Auskunft
Da der Name „Filmhof“ für Ortsunkundige nicht auf ein Lokal mit Mittagsverpflegung schließen lässt (obwohl es tatsächlich so ist), erreichte das kleine Grüppchen in der Mittagshitze den nächsten Nahversorger – um zu erfahren, dass dieser von 12 bis 16 Uhr Mittagspause hat. So mussten die Draisinenfahrer also durstig und hungrig bleiben.
Potenzial nicht erkannt
Hannes Weitschacher, Chef der Weinviertel Tourismus GmbH, weiß um die mangelnde Initiative vieler Wirte: „Die haben das wirtschaftliche Potenzial noch nicht erkannt. Der Service muss einfach stimmen, denn mit Mundpropaganda wird der Tourismus am besten angekurbelt.“
Oder mit schlechter Mundpropaganda gleich im Keim erstickt. Denn die betroffene Familie wird die Weinviertler Tourismuseinrichtungen so schnell nicht mehr in Anspruch nehmen.
Dabei wäre gerade dieses Problem leicht lösbar gewesen: Würden die Gasthäuser ihren Urlaub an die Betreiber der Draisine melden, hätten diese sicherlich auf eine andere Verpflegungsmöglichkeit – wie eben den Filmhof – aufmerksam machen können. Ein Rezept für die Zukunft lautet also: Mehr miteinander reden und sich besser aufeinander abstimmen.
Ulrike Potmesil
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