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Der "Lurchenkönig" ist anerkannt

  • Verleihung der Silberdistel in Graz: Karl Heinz Fraiß mit Landesrätin Ursula Lackner und Preisstifterin Marianne Graf.
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"Der Lurchenkönig ist anerkannt!" Die ironische Antwort von Karl-Heinz Fraiß auf Gratulationen zu seinem Preis.

Gemeinsam mit dem Land Steiermark wird die "Silberdiestel", ein von Marianne und Wilhelm Graf gestiftete Preis jährlich an herausragende Personen und Projekte die für einen Vielfalt in der Natur arbeiten, vergeben.

Heuer hat der Kindberger Biobauer Karl-Heinz Fraiß in der Kategorie Gewerbliche bzw. landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen​ den 1. Preis erhalten.

Im WOCHE-Interview erzählt er über seine Beweggründe, sich für Artenvielfalt auf seinem Hof einzusetzen.
Karl-Heiz Fraiß, wie kommt als Landwirt zur Biodiversität?
FRAISS: Eigentlich müsste Biodiversität soundso zum Bauernleben unmittelbar dazugehören. Leider hat man mit intensiver Nutzung der Böden genau das Gegenteil erreicht.

Was läuft falsch, warum ist man als Bauer plötzlich nicht mehr im Einklang mit der Natur?
Es beginnt schon in der Schule. In vielen landwirtschaftlichen Fachschulen wird oft nicht einmal die biologische Landwirtschaft unterrichtet, ganz zu schweigen von Biodiversität. Bei uns am Hof ist weniger mehr: Weniger mähen, weniger Stück Vieh, weniger Holz – dafür mehr Kräuter, mehr Insekten, mehr Schmetterlinge, mehr Bienen, mehr Vögel, mehr Wildtiere – einfach mehr Leben.

Für viele Bauern die Kernfrage: Auch weniger Ertrag?
Ich habe mich trotz Bekenntnis zur Biodiversität dazu durchgerungen, vom Nebenerwerb in den Vollerwerb zu wechseln, bisher habe ich diesen Schritt nicht bereut. Wir haben die Zahl der Mutterkühe halbiert, damit eine extensive Bewirtschaftung überhaupt möglich ist. Ich brauche als Bauer nicht unendliches Wachstum.

Warum gibt es generell noch so wenige Bauern, die sich dem Thema Biodiversität annehmen?
Uns wird immer wieder vorgeworfen, dass wir schlampig arbeiten, weil die Wiesen oft "überstandig" sind, weil wir nur zwei Mal im Jahr mähen und dann noch Blühstreifen am Wegrand stehenbleiben. Auch im Wald lassen wir dürre Bäume stehen, auch Käferbäume lasse ich stehen. Was nicht heißt, dass ich die Lage nicht kontrolliere. In einem gesunden Wald kann sich der Borkenkäfer auch nicht ungehemmt verbreiten.

Der Prophet gilt anscheinend auch hier im eigenen Land wenig?
Ja genau. In Österreich gibt es aktuell 150 Biodiversitäts-Betriebe. Laut Bio-Austria sollten es alsbald 2.500 Betriebe sein. Ich habe ein großes Netzwerk in ganz Österreich, mit vielen Biologen und Naturschutzexperten. Von diesen wird mir auch immer rückgemeldet, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das macht uns Mut. Ich selbst werde auch in ganz Österreich zu Vorträgen eingeladen, aber noch trauen sich zu wenige Bauern, diesen Schritt auch mitzugehen.

  • Biolandwirt aus Überzeugung: Karl-Heinz Fraiß hält auch Vorträge in ganz Österreich.
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Mit Silberdistel und Bio-Fuchs ist es heuer bereits die zweite landesweite Auszeichnung. Gibt es auch eine Schattenseite der Medaille?
Es gibt natürlich viele Neider, die mich als Spinner abtun. Das war auch schon vor 31 Jahren so, als ich mein erstes Biotop gebaut habe. Es gibt aber auch die Neugierigen, die unseren Hof mit einem Freilichtmuseum verwechseln und in jeden Stall und in jeden Teich schauen. Auf diese Form der Zuneigung kann ich verzichten.

Wo fängt für Euch der Schutz der Artenvielfalt an?
Biodiversität kann jeder! Man muss nicht jede Woche den Rasenmäher anwerfen, man kann Blühstreifen im Garten stehen lassen. Man kann kleine Steinhaufen anlegen oder Trockensteinmauern. Biodiversität ist nichts anderes, als Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu erhalten und zu verbessern. Das kann wirklich jeder.

Das Video zur Preisverleihung finden Sie hier

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1 Kommentar

Das ist ein wunderbares Beispiel für Erhaltung von "Artenvielfalt"! Selbst in den Bergregionen wird viermal gemäht und gedüngt und immer mehr Vieh gehalten. Die Hälfte geht in den Export. Hier bleiben die Verschmutzung der Wiesen und des Grundwassers, das Sterben der Wiesenblumen, der Insekten, der Vögel. Die Kühe fressen den ganzen Winter Silofutter, diese Milch kann für Rohmilchkäse gar nicht verwendet werden. Immer mehr Fleischkonsum zu immer niedrigeren Preisen, "Aktionen", Massentierhaltung vergiften Umwelt, Mensch und Tier. Die Bauernvertreter tun nichts gegen die Argrarlobby.

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