Brief an Richterin abgefangen

NEUNKIRCHEN. Die Laienrichterin Christa Wallner war am 17. Juni in Schottland auf Urlaub. Dennoch soll sie zeitgleich in Neunkirchen für einen RSb-Brief vom Landesgericht Wr. Neustadt unterschrieben haben.

Und das ist schier unmöglich. Für Wallner steht fest: "Jemand anders hat das Schreiben mit an meiner Stelle eingesteckt."
Aufgeflogen ist der Diebstahl der Amtspost nur, weil seitens des Landesgerichts Wiener bei der Neunkirchnerin telefonisch nachgefragt wurde, ob sie die Ladung bekommen habe. Fehlanzeige. Dafür legte man Wallner im Gerichtssekretariat die Empfangsbestätigung mit einer unleserlichen Unterschrift vor.

"Es gibt kein Mollramer 4"

Am Briefkuvert wurde ihre Adresse auf "Mollramer 4" ausgebessert. "Dabei bin ich schon seit 1977 an meiner aktuellen Wohnadresse gemeldet", so die SPÖ-Gemeinderätin verwundert. Was genau diese Adressänderung soll, ist unklar. "Wir haben nur Straßennamen. Die reinen Nummern gibt's schon seit 30 Jahren nicht mehr", weiß der Mollramer und SPÖ-Stadtrat Manfred Baba.

Vertrauliche Daten gestohlen

Für Wallner ist das Verschwinden der Amtspost kein Kavaliersdelikt: "Ich weiß, dass es sich um einen Brief des Arbeits- und Sozialgerichtes gehandelt hat. Darin ist die Tagsatzung ebenso wie der Beklagte und der Kläger genannt. Das ist alles vertraulich." Für zusätzliche Verwirrung sorgt der Umstand, dass dem Gericht für den RSb-Brief einerseits die Übernahmebestätigung vom 17. Juni, andererseits eine "Nicht behoben"-Meldung vom 7. Juli vorlag.
Fest steht mittlerweile, dass der Briefträger dem Postdieb vertraut haben dürfte. Denn bei der Übergabe wurde das Feld "persönlich bekannt" angekreuzt. Berechtigt war der Unbekannte für die Postübernahme dennoch nicht. Seitens der Post Neunkirchen erklärte Filialleiterin Ilse Schönegger, sie werde der Sache nachgehen.