Ortsreportage Parndorf
Alles vor der Haustür, nur ein Heuriger fehlt
Die Gemeindespitze von Parndorf, Bürgermeister Wolfgang Kovacs und Vizebürgermeister Wolfgang Daniel, beide von der LIPA, nahmen sich für eine Ortsreportage Zeit, um die laufenden und nächsten Vorhaben ihrer Gemeinde vorzustellen.
PARNDORF. "Parndorf wächst und wächst", so der Bürgermeister. "Zuletzt zwar ein bisserl weniger, aber unser "Dorf der 50 Nationen" ist bereits auf 5.300 Einwohnerinnen und Einwohner angewachsen. Mit den Nebenwohnsitzen sind es aktuell 6.000. Viele Bauplätze sind aufgeschlossen, aber es kommen weniger Bauansuchen herein. Die Verlangsamung hat mit den bekannten Rahmenbedingungen, wie steigende Zinsen bei Wohnbaukrediten und der allgemeinen Teuerung zu tun. Wir sehen, dass bestehende ältere Häuser durch Um- und Zubauten renoviert werden und das ist grundsätzlich zu begrüßen, weil es zu einer Verdichtung innerhalb der Ortschaft kommt.
Wachstum und die Folgen
Die Folgen des Wachstums ziehen umfangreiche Bauprogramme in der Infrastruktur nach sich. "Mit dem fertigen Zubau der Volksschule haben wir mit 16 Klassen - pro Jahrgang vier Klassen - eine der größten Volksschulen. Dazu kommen acht Nachmittagsbetreuungsgruppen. Das heißt, fast 200 Kinder werden in der Schule auch am Nachmittag betreut. Der Zuzug aus der Umgebung, aus dem Seewinkel, aus den Bundesländern, aus der Slowakei und Ungarn haben die Nachmittagsbetreuung, die wir bereits vor 15 Jahren begonnen haben, notwendig gemacht. Beim Kindergarten III (insgesamt gibt es drei) wurde heuer die Küche und der Speisesaal vergrößert, das ist auch eine Folge des Gratis-Kindergartens. Im kommenden Jahr wird der älteste Kindergarten in der Schulgasse saniert. Momentan diskutieren wir über die Schaffung einer Kinderkrippe oder eine Aufstockung in diesem Kindergarten. Es werden weitere Kinderbetreuungsplätze benötigt", so Bürgermeister Kovacs, "denn unser Anspruch war es immer schon, dass jede Mutter und jeder Vater, wenn sie einen Platz für ihr Kind benötigen, diesen Platz auch bekommen".
Veranstaltungszentrum für über 30 Vereine
In Parndorf gibt es eine unheimlich rege Vereinstätigkeit. Die Räumlichkeiten in der Volksschule werden mitbenutzt. "Es gibt sogar einen eigenen Stundenplan, welcher Verein wann in welchem Raum trainiert ", betont Kovacs. "Auch in der Spielzeit des "Theater Sommers Parndorf" dient die Schule als Schlechtwetter-Ausweichquartier, damit sind aber andere Vereinsaktivitäten blockiert, weil keiner weiß ja wanns regnet." Eine Lösung musste her und wir haben schon lange über ein Veranstaltungszentrum geredet, nun ist es endlich so weit. Das Fassungsvermögen der neuen "Halle" ist mit maximal 450 Stehplätzen geplant, in der Volksschule sind es derzeit 280. "Wir wollen nicht größenwahnsinnig werden", meint der Bürgermeister, "und den Überblick behalten, und auch das finanzielle Risiko muss immer kalkulierbar bleiben."
Vorreiter in Umwelttechnik
In Parndorf wurde in einem Gemeinderatsbeschluss vorausschauend festgelegt, dass jedes Jahr ein öffentliches Gebäude mit Photovoltaik aufgerüstet wird. Für Vizebürgermeister Wolfgang Daniel, er kommt aus der Energiebranche, ist das ein absolutes Anliegen. Bauhof, Feuerwehr, zwei Kindergärten, Volksschule und die Altstoffsammelstelle sind bereits ausgestattet, das Tennishaus kommt heuer dazu. Und das beste ist, das sich die Finanzierung des neuen Veranstaltungszentrum mit der Alternativenergie der Repowering-Windräder am Gemeindehotter finanziert. So wurde das in sehr guten Neuverträgen mit den Windparkbetreibern ausverhandelt. "Wir mussten einen Eigenbeitrag von einer Million Euro an den Betreiber, die OSG gezahlt, und finanzieren mit diesen Erträgen unsere Ratenzahlungen von insgesamt 6,5 Millionen Euro für das neue Zentrum. Auch die Errichtung von zwei großen Photovoltaikanlagen - weit außerhalb des besiedelten Ortsgebiets - sind bereits bewilligt. Und auch vier von zehn geplanten Elektro-Tankstellen, auf Initiative der Gemeinde im Ortsgebiet verteilt, sind in Betrieb.
Wirtschaftsstandort für 5000 Arbeitsplätze
"Parndorf wird mit Verbauung und Bodenverdichtung in Zusammenhang gebracht. Tatsache ist es, dass sich hier in den letzten Jahrzehnten ein potenter Wirtschaftsstandort entwickelt hat. Nicht zuletzt sind 5000 Arbeitsplätze ein Wertfaktor für die gesamte Region und das Burgenland. Mit fünf Millionen Einnahmen aus der Kommunalsteuer führen wir eine hohe Landesumlage an das Land ab, so Bürgermeister Kovacs.
Ausbau des Radwegenetzes
"Ein Kernthema für uns ist auch der Ausbau der Radwege", betont Vizebürgermeister Wolfgang Daniel. Wir fördern in den letzten Jahren massiv den Ausbau des Wegenetzes für Radfahrer und Fussgänger. Der Radweg vom Bahnhof bis zum Kreisverkehr in der Ortsmitte wurde im Vorjahr fertiggestellt. Der zweite Streckenausbau vom Kreisverkehr bis zur Volksschule und zum Veranstaltungszentrum ist voll im Gang. Der Ausbau wird zu 50% vom Land und 50% vom Bund gefördert. Nur für die Errichtung von Längsparkplätzen muss die Gemeinde selbst aufkommen.
Parndorf kennt man auch in China
Erst vor wenigen Tagen begrüßte Bürgermeister Wolfgang Kovacs eine Delegation aus China. Lange vor der Pandemie und jetzt wieder stehen neben Salzburg und Wien das Designer Outlet in Parndorf ganz oben auf der Europavisite vieler chinesischer Touristen. "Ich habe den Besuchern über Parndorf erzählt", so der Bürgermeister, "allerdings nicht auf Chinesisch". Die meisten kommen wegen der Kultur nach Österreich. Am letzten Reisetag steht das Designer Outlet am Programm. Die Gäste übernachtet hier und dann gehts zum Abflug zum Airport. "Mit zwei großen Hotels auf Gemeindegebiet sind wir auch eine sehr attraktive Tourismusgemeinde mit einem starken Nächtigungsplus", so Kovacs.
Ein Heuriger am Wunschzettel
"Parndorf hat seinen dörflichen Charakter bewahrt. Zumindest teilweise", behauptet Wolfgang Kovacs. Ihm freut es, dass Parndorf trotz seiner Einwohnerzahl noch keine Stadt ist und man sich auf der Strasse begrüßt. Für viele Parndorferinnen und Parndorfer ist deshalb klar: Parndorf ist ein Dorf - trotz seiner Grösse und auch wegen seiner internationalen Bekanntheit. Wenn man früher in Parndorf nachgefragt hat, was fehlt, bekam man zur Antwort: "Ein Kino, ein Mediamarkt, ein Möbelgeschäft". Jetzt liegt alles vor der Haustüre. Was fehlt ist allerdings ein Heurigenbetrieb, der steht noch ganz oben auf dem Wunschzettel.
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