Bezirk Neusiedl
Schlepper transportierte 43 Migranten, weil er Geld für behinderte Tochter brauchte
Schlepper-Wahnsinn als Fließband-Verbrechen. Zugleich Löschpapier für Ethik, Anstand und Empathie. Ein nicht-enden-wollender Sumpf. Lockend mit schnell verdientem Geld. Mafiös strukturiert. Kriminellem „Shuttle-Service in den „goldenen Westen. Mit europaweit angeheuerten Chauffeuren. Die als Menschenschmuggler nach Euros gieren. Bei ihrer Verhaftung jammern. Und als Angeklagte nach Mitleid heischen. Wie ein rumänischer Kraftfahrer. Der 43 illegale Migranten transportierte. Für einen horrenden Lohn. Den er angeblich für die Behandlung seiner behinderten Tochter gebraucht hätte...
BEZIRK NEUSIEDL. Ein hagerer Mann, Anfang 40, betritt den Saal 7 des Landesgerichtes Eisenstadt. Direkt vorgeführt aus seiner Zelle. Beaufsichtigt von einem Justizwachebeamten. Der Rumäne setzt sich auf die Anklagebank. Gebückt. Schuldbewusst. Mit gesenktem Blick. Die Fragen von Richterin Dr. Karin Lückl werden von einer Dolmetscherin übersetzt.
Betrug und vorsätzliche Tötung/Mordversuch
Der Schlepper ist verheiratet, Vater zweier minderjähriger Kinder. Kraftfahrer von Beruf. Grundsätzlich unauffällig. Für die Justiz aber kein „unbeschriebenes Blatt“. Wahrlich nicht. Denn das Vorstrafenregister zeigt zwei Einträge. Eine Verurteilung in Deutschland wegen Betruges, eine weitere in seinem Vaterland wegen vorsätzlicher Tötung / Mordversuch.
Schwierige Mitleidsmasche
Wie weggeblasen der Schein, dieser verschreckt wirkende Mann könnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Umso schwieriger die üblicherweise propagierte Mitleidsmasche. Das routinemäßige Flehen um eine milde Bestrafung, ob der ach so schlimmen Lebensumstände in ihrer Heimat. Diesmal erledigt das „Schönreden“ der Anwalt des Angeklagten, Mag. Constantin-Adrian Nitu.
Geld für behinderte Tochter
Bestätigt den Bereicherungsvorsatz seines Klienten, den aber mit sozialem Hintergrund. Denn er hätte das Geld für seine behinderte Tochter benötigt. „Für die Behandlung, die Medikamente und den behindertengerechten Umbau seines Hauses!“ Sein Mandant sei in eine finanzielle Notlage geraten, weil er mit seiner Transportfirma in Deutschland Pleite gegangen ist und die Schulden für zwei Kredite nicht zurückbezahlen konnte. Zudem tue es seinem Klienten leid, was er getan hat.
In einem Monat 43 Personen geschleppt
Laut Staatsanwalt ließ sich der Täter über Facebook-Kontakte zu dieser Schlepperei anwerben. Wurde vorbehaltlos Mitglied dieser kriminellen Vereinigung. Führte im Zeitraum von 5. Mai bis 4. Juni fünf Menschen-Transporte durch. Erhielt die Schmuggler-Treffpunkte von seinen beiden Auftraggebern, einem „Daniel“ und einem namenlosen Mann, den er „Araber“ nannte. Holte dann pflichtbewusst, aus Verstecken in ungarischen Waldgebieten, insgesamt 43 Migranten ab. Tourte mit ihnen an die grüne Grenze und ließ sie zu Fuß nach Österreich gehen, oder aber er führte die illegalen Passagiere direkt ins Burgenland.
21.500 Euro als Lohn versprochen
Pro geschmuggelter Person wurden dem Rumänen 500 Euro „Lohn“ versprochen, satte 21.500 Euro. Bei seiner Verhaftung hatte er bereits 8.000 Euro von einer Kontaktperson in Wien erhalten. Vor Richterin Dr. Karin Lückl zeigte sich der Angeklagte reumütig geständig. Beantwortete die Frage, ob er sich schuldig bekennt, mit „JA!“ Während sich der Schöffensenat zur Beratung zurückzog, kam es im Gerichtssaal zu einem emotionalen Zwischenfall.
Ehefrau stürzte auf den Täter
Die Ehefrau des Täters betrat plötzlich den Raum. Als sie ihren Mann sah, stürzte sie auf ihn zu, umarmte und küsste ihn. Tränenaufgelöst und verzweifelt. Der Justizwachebeamte musste eingreifen und die beiden trennen. Kurz darauf verkündete die Vorsitzende das nicht rechtskräftige Urteil: „Schuldig!“ 30 Monate unbedingte Haft und die 8.000 Euro „Schlepper-Lohn“ werden beschlagnahmt. Der Angeklagte akzeptierte den Richterspruch und wurde wieder in seine Zelle geleitet. Seitens der Staatsanwaltschaft gab es keine Erklärung.
Wöchentlich bis zu 10 Prozesse
Wie sehr das Burgenland generell unter der Schlepper-Kriminalität „leidet“, zeigt sich daran, dass es wöchentlich zwischen 5 und 10 Menschenschmuggler-Prozesse im Landesgericht Eisenstadt gibt.
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