In Nickelsdorf wartete die Polizei
Syrischer Schlepper vor Gericht: "War nur Tourist!"
Für wie „blöd“ halten manche Schlepper die österreichische Justiz? Diese Frage darf man sich angesichts nachfolgender Ausrede wahrlich stellen. Verantwortete sich ein Syrer allen Ernstes damit, nur als „Tourist“ unterwegs gewesen zu sein. Um, nach einer Beratung mit seinem Anwalt, dann doch gewusst zu haben, dass sich auf der Ladefläche des Kastenwagens 20 illegale Migranten befunden haben. Mit Zielort Nickelsdorf im Burgenland. Auch wenn dieser Angeklagte in der untersten Schmuggler-Hierarchie tätig war, gab es 18 Monate teilbedingte Haftstrafe. Ebenso für den zweiten syrischen Schleuser.
NICKELSDORF. Angeheuert von einem Angestellten eines Restaurants in Leipzig, erklärten sich zwei in Deutschland lebende Syrer bereit, einen Menschenschmuggel-Transport durchzuführen. Von der serbisch-ungarischen Grenze nach Österreich. Mit zwanzig Fremden. Während der „scheinheilige Tourist“ im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Eisenstadt erklärte, kein Geld bekommen zu haben, gab sein Freund und Fahrer des Kastenwagens reumütig einen Fuhrlohn von 170 Euro pro Person zu.
Treffpunkt in entrischem Waldstück
Der Chauffeur gestand zudem, dass er von seinem Auftraggeber per Handy die Abholkoordinaten erhalten hat. Die ihn zuerst nach Budapest brachten. Um dann, nach stundenlanger Pause, nächtens die serbische Grenze anzusteuern. Über Feldwege gelangte er zum Treffpunkt mit den Fußschleppern. Kurz vor dem Versteck, in einem entrischen Waldareal, drehte er das Autolicht ab, parkte den Wagen und warte in der Dunkelheit. Bis Unbekannte an die Seitenwand klopften. Während er sitzen geblieben ist, stieg der „Tourist“ aus. Dann flogen die Türen der Ladefläche auf. Getrample. Leises Gemurmle. Ehe die Türen wieder zugeschlagen worden sind.
In Nickelsdorf wartete die Polizei
Der Beladevorgang dauerte nur wenige Minuten. Nach dem Einsteigen des Beifahrers gab der Lenker Gas und steuerte Nickelsdorf an. War zuerst nur die Rede davon, die illegalen Migranten vor der österreichischen Grenze, also noch in Ungarn aussteigen zu lassen, änderte der deutsche Auftraggeber im letzten Moment den Plan. Und schickte die beiden Schlepper, mit den 20 Fremden im Auto, über die österreichische Grenze. Keine gute Idee für die Schleuser. Denn dort wurden sie von burgenländischen Grenzpolizisten „empfangen“.
Der "Tourist" bekannte sich "halb-schuldig"
Vor Richterin Karin Knöchl zeigte sich der Fahrer über den Ablauf der Schmuggel-Tour auskunftsfreudig, geständig und belastete zudem seinen Freund und Beifahrer. Der schließlich auch zugeben musste, sehr wohl über die Schleppung illegaler Migranten bescheid gewusst zu haben. In den Ablauf des Transportes integriert gewesen zu sein. Zu „peinlich“, durchschaubar und lächerlich war selbst für seinen Verteidiger die „Touristen“-Verantwortung. Trotz dieses Sinneswandels erklärte sich der Syrer nur für „halb-schuldig“...
18 Monate teilbedingte Haft. Rechtskräftig.
Der Schöffensenat sah das anders. Sowohl für den Fahrer, als auch den „Beifahrer-Touristen“ gab es Haftstrafen. 18 Monate teilbedingt. Da beide Angeklagte und auch der Staatsanwalt den Spruch des Gerichts akzeptieren, ist das Urteil rechtskräftig.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.