Tag des Waldes
"Der genialste Lebensraum überhaupt"
DI Herbert Stummer, Waldverband-Geschäftsführer im Burgenland, im Interview. Die Liebe zum Holz und dem Wald wurde im quasi in die Wiege gelegt, Stummer ist Forstmann in 4. Generation.
REGIONALMEDIEN: Wie beschreiben Sie selbst den „Lebensraum Wald“?
STUMMER: Für mich persönlich ist der Wald der genialste Lebensraum überhaupt, ein Zusammenspiel von so vielen Faktoren. Dieses Ökosystem: vom Boden, den Bodenlebewesen, den Pflanzen, den Bäumen, den Tieren bis hin zum Standort des Waldes. Jedes einzelne Rädchen spielt eine ganz entscheidende Rolle.
Welche Funktionen hat der Wald zu erfüllen?
Die Funktionen werden in vier Hauptkategorien geteilt: die Nutzfunktion (Holzhäuser, Tischlerware, Holz zum Heizen etc.), die Schutzfunktion (z.B. Schutz vor , Erosionen durch Wind und Wasser), die Erholungsfunktion (Wälder rund um große Ballungsräume und in Fremdenverkehrsgebieten) und die Wohlfahrtsfunktion (ausgleichende Wirkung des Waldes auf das Klima und den Wasserhaushalt sowie auf die Reinigung und Erneuerung von Luft und Wasser).
Was sind die Aufgaben des Waldverbandes?
Wir sind Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Thema Wald. Wir organisieren Durchforstungen, führen Pflegeeingriffe und Schlägerungen mit Unternehmen durch. Und wir übernehmen die gemeinschaftliche Vermarktung aller anfallenden Sortimente . Wir kaufen Kleinmengen und vermarkten diese im Zuge von Rahmenverträgen an die Holz-Industrie. Insgesamt haben wir 133.000 Hektar Wald im Burgenland, die stehen auf rund 196.000 Waldgrundstücken. Diese „Kleinstwald-Besitzstruktur“ ist eine der größten Herausforderungen einer nachhaltigen, klimafitten Waldbewirtschaftung.
Wie geht es den Waldbesitzern derzeit?
Die burgenländischen Waldbesitzer, sind in den letzten Jahren, was den Borkenkäfer betrifft, relativ gut davon gekommen. Wir hatten keine so großen Borkenkäferschäden wie etwa in Niederösterreich und Oberösterreich. Es gibt zwar jährlich einen gewissen Schadholzanfall, aber bei weitem nicht so viel wie es in den vergangenen Jahren in Niederösterreich und Oberösterreich der Fall war.
Was ist die größte Herausforderung der Waldbesitzer?
Die größte Herausforderung ist es, den Wald klimafit für die nächsten Generationen, unsere Kinder und Kindeskinder zu machen. Man hat in keiner Sparte so einen langen Produktionszeitraum. Wenn wir heute ein Bäumchen setzen, z.B. eine Weisskiefer, braucht diese 70 bis 80 Jahre bis sie erntereif ist, eine Eiche hingegen braucht mehr als 100 Jahre d.h. im Schnitt sind zwei bis drei Generationen - mit der Pflege und Durchforstung der Bestände beschäftigt, bis dann die nächste Generation ernten kann.
Auf welche Holzsorten setzen die Waldbesitzer vermehrt?
Im Burgenland ist die Eiche die Baumart der Zukunft mit allen Mischbaumarten die standortbedingt möglich sind für einen klimafitten Wald.
Was ist der beste Beitrag zum Klimaschutz?
Die beste Co2 Senkung, den besten Klimaschutz erreichen wir in dem wir den Wald bewirtschaften und das Holz möglichst lange in Verwendung haben. Holz aus dem Wald zu ernten und als Baustoff zu nutzen, steigert den Klimaschutz-Effekt des Waldes. Denn das CO2 bleibt im Holz gebunden, solange es stofflich genutzt wird. Häuser aus Holz wirken als Kohlenstoffspeicher wie ein zweiter Wald.
Was sind die Trends für neue Verwendungen von Holz, wo geht es in Zukunft hin?
Der Trend geht in Richtung langfristigen Verwendung, wie z.B. Holzhausbau. Außerdem werden wir in Zukunft nicht nur auf die Fichte als Baustoff setzen, sondern auch andere heimische Hölzer verwenden.
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