Bahnstrecke vor Schließung?

Nachdem im Vorjahr der Personenverkehr auf der Strecke Oberwart - Friedberg eingestellt wurde und nun auch die Schließung des Güterverkehrs droht, steht auch im Mittelburgenland die Bahnverbindung Deutschkreutz - Oberloisdorf vor einem möglichen Aus.

Unwirtschaftliche Bahnstrecke
Die ÖBB hat aus Kostengründen, da die Bahnstrecke als "hochgradig unwirtschaftlich" gesehen wird, die Schließung beantragt. "Auf beiden Strecken ist die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben", erklärte der ÖBB-Sprecher für das Burgenland. "Sollte es zur Einstellung kommen, dann mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember."
Zahlreiche Betriebe transportieren Holz und andere Güter auf dieser Strecke. So wie das Lagerhaus Unterpullendorf, das jährlich rund 20.000 Tonnen an landwirtschaftlichen Gütern befördert. Ein Aus der Bahnstrecke würde eine Zunahme an Schwerverkehr mit sich bringen, da diese Güter auf den LKW-Transport verlagert werden müsste.
"Wir transportieren rund 20.000 Tonnen an Getreide mit der Bahn und müssten bei einer Schließung diese Menge mit etwa 2.000 LKWs fahren. Dadurch entstehen uns auch Mehrkosten und ein größerer Aufwand. Statt die Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern, geht man hier genau den umgekehrten Weg. Auf Sicht gesehen könnten wir auch Kunden verlieren, da wir in die Schweiz, nach Tirol oder Vorarlberg liefern. Viele unsere Kunden sind auf Bahntransport ausgerichtet und es müsste Gespräche geben, ob sie auch LKWs annehmen. Unsere zweite Verladestation in Deutschkreutz würde bleiben, doch diese liegt nicht so zentral wie jene in Unterpullendorf. Für uns wäre es auf alle Fälle ein Schaden, wenn die Bahnlinie zusperrt", erklärt Horst Magedler, Lagerhaus Horitschon.

Kritik an geplantem Aus
Zahlreiche Politiker der Region kritisieren ein mögliches Aus und wollen den Güterverkehr im Mittelburgenland auf den Schienen halten.
"Die Schließung der Bahnlinie würde eine Verlagerung des Gütererkehrs zurück auf die Straße bedeuten. Das wäre ein erheblicher Nachteil für alle betroffenen Gemeinden. Die Lebensqualität würde sinken, die Schadstoffbelastung steigen. Das Ziel muss eindeutig lauten - Schiene vor Straße", betont Oberpullendorfs Bürgermeister Rudolf Geißler, der in der Schiene eine große wirtschaftliche Bedeutung fürs gesamte Mittelburgenland sieht: "Die Verkehrsinfrastruktur ist ein wesentlicher Faktor. Außerdem sind auch Tourismusattraktionen wie die Sonnenland Draisinentour vom Weiterbestand betroffen!"
"Es gibt entlang der Bahnstrecke genug Betriebe, die von der Bahn profitieren. Was spricht dagegen, dass man eine funktionierende Infrastruktur aufrecht erhält?", fragt sich Anton Blazovich, Bürgermeister von Unterpullendorf-Frankenau.
Für Bgm. Manfred Kölly ist die Vorgangsweise unverständlich: "Ich verstehe das Drüberfahren nicht, man sollte sich zusammensetzen und Lösungen ausverhandeln. Doch das hätte schon viel früher geschehen müssen. Wir schreien erst dann auf, wenn es schon zu spät ist. Man hat schon damit rechnen müssen, dass es zu dieser Situation kommt. LH Niessl hätte schon vor ein paar Jahren mit der zuständigen Ministerin Verhandlungen beginnen müssen. Gerade in Randregionen ist es wichtig zu investieren und auch andere Maßstäbe heranzuziehen. Da müsste auch die ÖBB etwas umdenken. Es ist jedenfalls ein Wahnsinn, wenn nun der Gütertransport auf LKWs verlagert werden müsste."

Massive Kritik kommt auch von den Grünen. Landessprecherin Regina Petrik: "Der Abbau des öffentlichen Verkehrs im Burgenland geht Schritt für Schritt weiter, nun soll es also den Güterverkehr auf der Bahnlinie Deutschkreutz-Oberloisdorf treffen. Das ist das falsche Signal. Während wir langsam, aber sicher, auf einen Spritpreis von 2 Euro pro Liter zugehen, wird das Burgenland noch mehr zum Autofahrer-Land umgebaut."
Auch Umweltsprecherin Christiane Brunner übt Kritik am Schließungsplan: "Personenverkehr gibt es keinen mehr, nun soll auch der Güterverkehr im Süd- und Mittelburgenland stillgelegt werden. Würde die Strecke Deutschkreutz-Oberloisdorf geschlossen, wäre das dazwischen befindliche mittelburgenländische Gewerbegebiet negativ betroffen! Ministerin Bures soll den Kahlschlag in der Ostregion stoppen. Ich vermisse auch einen "Aufschrei" von Umweltminister Berlakovich, der selbst aus der betroffenen Region stammt!"

Verhandlungen
Der ÖBB-Sprecher weist auf Gespräche zur weiteren Verwendung hin. Es könnte ein neuer Betreiber die Bahnstrecke übernehmen. Für den Landesverkehrskoordinator Peter Zinggl gestalten sich derartige Alternativen als sehr schwierig, auch weil derzeit nur ein Zug pro Tag auf den Schienen unterwegs sei.

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