Auch Schlepperei im Bezirk Oberpullendorf
Turbulenter Raub-Prozess mit mehrjährigen Haftstrafen

Für die Angeklagten gab es mehrjährige Haftstrafen. | Foto: Heigl
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Tumulte und Schreiduelle in einem Raubprozess. Bei dem der Hauptangeklagte, ein Tschetschene, außer Rand und Band geriet. Seine Komplizin der Staatsanwältin Amtsmissbrauch unterstellte. Ehe vom Schöffensenat im LG Eisenstadt mehrjährige Gefängnisstrafen verhängt wurden.

OBERPULLENDORF. Für Aufsehen sorgte gleich zu Beginn der Verhandlung die Zeugeneinvernahme einer Richterin. Die deshalb geladen war, weil die angeklagte Komplizin bei der ersten Verhandlung im Februar - wir berichteten - behauptete, Aussagen bei einer Haftprüfung in den Mund gelegt bekommen zu haben. Dem widersprach Mag. Doris Halper-Praunias, die die 25-Jährige zweimal während ihrer Haftzeit einvernommen hatte. „Sie wirkte freundlich und erzählte frei heraus, wie es gewesen ist. Von vorformulierten Worten im Zusammenhang mit dem Raub kann keine Rede sein!“

Sexuelle Gefälligkeiten und Raub

Dann nahm die profunde Staatsanwältin die Komplizin ins Visier. Hielt ihr vor, alle Briefe gelesen zu haben, die sie aus der Zelle an Bekannte und Verwandte gesendet hat. „Haben sie darin mitgeteilt, dass sie eine Dummheit gemacht haben?“ „Nein“, konterte die Beschuldigte. „Da stand doch, dass sie in eine Wohnung reingegangen sind und dem späteren Opfer sexuelle Gefälligkeiten in Aussicht gestellt haben!“ „Nein, stimmt nicht!“ „Sie haben auch von Raub geschrieben!“ „NEIN. Sicher nicht.“

Sie behaupten, dass ich lüge

Nach einem Wortgeplänkel stellte die Anklägerin barsch fest: „Also behaupten sie jetzt, dass ich lüge. Dann unterstellen sie mir Amtsmissbrauch. Oder kann es doch sein, dass sie das geschrieben haben?“ Nach einer kurzen Nachdenkpause folgte: „JA, wahrscheinlich! Tut mir leid!“ Dann wurde die Aussage eines Opfers verlesen, der in seiner Wohnung von der Frau, dem Tschetschenen und zwei weiteren Männern, ebenfalls auf der Anklagebank, überfallen worden ist.

Bei der Verhandlung im Februar wurde der Tschetschene mit Fussfesseln und Handschellen vorgeführt. | Foto: Heigl
  • Bei der Verhandlung im Februar wurde der Tschetschene mit Fussfesseln und Handschellen vorgeführt.
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Alles Blödsinn

Ihm wurden dabei unter Waffengewalt 1.000 Euro in bar entwendet, ebenso Handys und 5 Gramm Kokain. Erst als das Opfer eine Gaspistole ziehen konnte, verschwanden die insgesamt 4 Personen mit der Beute. Alle vier Beschuldigten bestritten jedoch jegliche Raubabsicht. Allen voran der 6-fach vorbestrafte Tschetschene (26). Der die Aussage des Zeugen mit: „Das ist alles Blödsinn!“, kommentierte und hinzufügte: „Der hat sich angeschissen. Als der die Waffe gezogen hat, habe ich gesagt ‚gib die Scheiße weg‘. Das ist kein Raub!“

Ein tschetschenischer Heißsporn

Dann geriet der Hauptangeklagte mehrmals in Rage. Rastete auch bei dieser Verhandlung verbal aus. Lieferte sich mit Staatsanwältin und Schöffensenat Wort- und Schreigefechte. Konnte nur mit Mühe von seinem Verteidiger Mag. Nikolaus Mitrovits beruhigt werden. Beinahe verzweifelnd seine Formulierung im Abschlussplädoyer: „Mein Mandant ist ein tschetschenischer Heißsporn!“ Er plädierte, wie die anderen Anwälte auch, auf Freispruch.

Halten sie den Mund

Nach längerer Beratung verkündete Richterin Dr. Karin Lückl im Saal 1 des Landesgerichtes Eisenstadt das Urteil: „Alle Angeklagten sind schuldig!“ Als sie 6 Jahre Haft für den Tschetschenen bekannt gab, schrie der die Richterin emotionsgeladen an: „Ich bin unschuldig!“ In diesem Moment sprangen 4 bewaffnete Justizbeamte auf und brachten sich für einen eventuell notwendigen Zugriff in Stellung. Es blieb aber bei verbalen Attacken. Nach einem: „Fallen sie mir nicht immer ins Wort. Halten sie den Mund!“, setzte Dr. Karin Lückl die Urteilsverkündung fort.

Mehrjährige Haftstrafen

Sie verdonnerte die 25-Jährige zu zwei Jahren Haft. Für einen weiteren mutmaßlichen Komplizen gab es 3,5 Jahre, während ein zusätzlich der Schlepperei im Bezirk Oberpullendorf angeklagter Tunesier 6,5 Jahre Gefängnis erhielt. Lediglich der Richterspruch gegen die Frau ist rechtskräftig. Der Tschetschene geht wegen Nichtigkeit und Strafausmaß in Berufung, die beiden anderen Männer erbaten sich Bedenkzeit, wie die Staatsanwältin auch. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Schlepperei im Bezirk Oberpullendorf / Bewaffneter Raubüberfall mit Frau als Sex-Lockvogel

Für die Angeklagten gab es mehrjährige Haftstrafen. | Foto: Heigl
Bei der Verhandlung im Februar wurde der Tschetschene mit Fussfesseln und Handschellen vorgeführt. | Foto: Heigl

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