"Social Distancing" und "Social Media"
Kommt ein "Soziales Annähern"?
Bringt der Frühling auch ein Leben mit weniger Corona?
BEZIRK OBERWART. Die steigenden Temperaturen und die sinkenden Maßnahmen lassen positive Stimmung aufkommen und die Leute wieder vor die Türen gehen. Da stellt sich die Frage, ob wir das noch können oder uns die sozialen Kontakte, nach mehr als zwei Jahren „Social Distancing“, fremd geworden sind.
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Wofür steht „Social Distancing“?
Als Corona noch neu und einiges unklar war, fielen die zwei Wörter „Social Distancing“ so häufig, wie „Frohe Weihnachten“ am 24. Dezember.
Das berühmte „Soziale Distanzieren“, beschreibt das Abstand halten. Das Abstand halten zu anderen Personen, zu Gegenständen, welche andere berührt haben könnten und zu öffentlichen Einrichtungen sowie Veranstaltungen. Ein Distanzieren ist dieses Verhalten zweifellos, aber wahrscheinlich trifft es die Beschreibung „Physisches Distanzieren“ besser.
Dieses Prinzip wurde bereits im Mittelalter angewandt, um gegen die Pest anzukommen. Verglichen zu damals, ist die fortgeschrittene Medizinesche Behandlung ein großer Unterschied, aber auch die Sozialen Medien. Im 16. Jahrhundert konnte nicht über das Telefon kommuniziert werden und erst recht konnten keine Meinungsposts zu den Maßnahmen oder dem Krisenmanagement veröffentlicht werden.
Wofür steht „Social Media“?
Ein Großteil der heutigen Gesellschaft wächst mit Sozialen Netzwerken auf und kennt kein anderes Leben. Wahrscheinlich ist auch das ein Grund dafür, dass den meisten nicht bewusst ist, wie viel Zeit dabei verloren geht, das perfekt gephotoshopte Leben von Influencern anzuschauen. Oder wie unsinnig es ist den aktuellen Idealen nachzujagen und Geld auszugeben, welches man nicht hat, um Dinge zu kaufen, welche man nicht braucht.
In Zeiten, in denen Lockdowns und Quarantänen gängig sind, bleibt immer mehr Zeit, um zum Handy zu greifen und auf Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat und Co. leichte Unterhaltung zu genießen. Allerdings waren Bilder, Musik, Tänze und Kommentare gar nicht der ursprüngliche Gedanke vom Internet, sondern das allzugängliche Wissen.
Das Internet während einer Pandemie
Jeder Mensch hat das Bedürfnis zu kommunizieren und bei „Social“ oder „Physical Distancing“ sind nun mal die Neuen Medien eine der wenigen Möglichkeiten das zu tun. Rückblickend auf die letzten Corona-Jahre kann man sagen, dass das Internet seine Funktion als Austauschplattform gefunden hat. Der Austausch von wissenschaftlich erforschten Erkenntnissen, von politischen Entscheidungen und von Meinungen hat auf verschiedenen Sozialen Medien stattgefunden. Ein gigantisches Sprachrohr, durch welches die ganze Welt seine Meinung rufen kann.
Bei dem Thema Corona ist die gesamte Weltbevölkerung betroffen und will mit reden. Sie will es nicht nur, dank der Sozialen Medien kann sie es auch. Es finden sich Gruppen, die der gleichen Meinung sind und bekräftigen sich gegenseitig. Im echten Leben gibt es aber noch Verwandte oder Freunde, die eine andere Ansicht haben. Hier wäre soziale Intelligenz eine wichtige Fähigkeit, um die Sorgen des anderen hören zu können.
Ein mancher denkt sich vielleicht, er könne auf seine Freund, welche ganz andere Corona-Ansichten haben verzichten, da er eh von seiner Onlinecommunity unterstützt würde.
Das Problem liegt in der Frage, inwieweit Soziale Medien den „echten“ Kontakt ersetzen können.
Ist kommunizieren über „Social Media“ sozial?
Beim Kommunizieren geben nicht nur Worte, sondern auch Mimik, Gestik und Tonfall dem Gegenüber Information. Eben dieses Phänomen nach dem Motto, man kann nicht nicht kommunizieren von Paul Watzlawick, tritt bei Social Media in den Hintergrund.
„Social Media“ bedeutet übersetzt „Soziale Medien“, aber machen sie ihre Nutzer asozial?
„Sozial“ steht für, auf das geordnete und gemeinnützige Zusammenleben der Menschen bezogen. Und an diesem Punkt teilen sich die Ansichten, denn eine frühere Generation, freut sich darauf, nach der Pandemie wieder Gespräche zu führen und mit einem Freund einen Kaffee trinken zu gehen, sie haben das Reden nicht verlernt. Eine jüngere Generation hingegen verbringt sehr viel Zeit vor Bildschirmen, welche nicht mit ihnen interagieren. Folglich sind sie jede Stunde in der sie durch Instagram scrollen alleine. In der Pandemie ist diese Unterhaltung noch mehr in den Mittelpunkt gerückt und einige vermeiden Diskussionen mit anderen Menschen, indem sie auf ihr Handy schauen. Das Handy ist der Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit bei der Bushaltestelle, in den Unterrichtspausen, am Esstisch und auch wenn sie sich mit Freunden treffen.
Haben wir uns auch sozial distanziert?
Die Anzahl der Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht gelernt haben zu kommunizieren oder mit anderen Meinungen umzugehen, sowie die Folgen davon, sind nicht zu unterschätzen. Schön wäre ein „Soziales Annähern“ unter den Menschen und ein Distanzieren von den Sozialen Medien.
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