Oberwart
Musiklegende Fred Pokomandy nimmt nach 58 Jahren Abschied
Nach 58 Jahren ununterbrochener aktiver Bühnenpräsenz zieht sich nun der Oberwarter Fred Pokomandy, ein echtes Urgestein der südburgenländischen Musikszene, zurück.
OBERWART. Der Jugendtraum erfüllte sich im Jahre 1966, als Fred zusammen mit Bruder Ed und Schulfreund Heno Muth die „ Jets“ gründeten. Es war eine unheimliche Aufbruchstimmung in der südburgenländischen Musikszene, vielleicht auch angespornt durch die „flower power“ Bewegung und die Hippies in Amerika.
Mittendrin eben Fred, der 1950 im Schloss Kohfidisch geboren wurde. "Meine Frau Heidi meinte immer, sie habe einen Prinzen geheiratet", schmunzelt der Oberwarter, der nach der HTL-Matura für 19 Jahre als Maschinenbauingenieur in Wien arbeitete. "Ich war immer mit dem Südburgenland verbunden, darum wechselte ich bis zur Pension dann als Lehrer an die Berufsschule Pinkafeld. Seit 2011 bin ich in Pension, seit 1986 mit Heidi verheiratet", berichtet der zweifache Familienvater (Tochter Nina, Sohn Thomas).
Erstes Konzert am 27. Feber 1966
"Es war exakt am 27. Feber 1966 als wir zu dritt bei einem Feuerwehrball in St. Johann i. d. Haide spielten. Es waren damals ganz andere Zeiten. Ich bin autodidakt und kann bis heute keine Musiknoten lesen. Wir haben ein Lied gehört, die Platte gekauft und dann dem Gehör nach nachgespielt. Auch die Texte haben wir abgehört und aufgeschrieben. Da kam oft etwas ganz anderes heraus, das mit dem Original nichts zu tun hatte", erinnert sich der 1950 geborene Fred Pokomandy.
Fred Pokomandy: "Die Bands hier schossen aus dem Boden, in fast jedem südburgenländischen Gasthaus gab es Live-Musik!"
"Das Südburgenland war ein besonderes Pflaster für junge Musiker und das hielt sich über Jahre. Damals dominierte die Livemusikszene. Die Älteren unter den Lesern erinnern sich bestimmt noch an Bands wie Wild Cats, Spirits, Magic 69, Strangers, Workers, Mc Lees, Yellow Cap oder Jocers, Rangers, Favorits, Apollos, Bergland Buam, Harry Trio… um nur einige zu nennen. Aber auch Künstler wie Ambros, STS, Opus usw. gaben ihre ersten Konzerte im Südburgenland!", betont der Oberwarter
50 Jahre Jets
Die Jets, inzwischen auf fünf Mann aufgestockt, waren Vorreiter für viele dieser Bands, sie alle kamen und gingen – die Jets sind geblieben, bis zum Jahr 2016! Im April 2016 erfolgte nach dem Motto: „50 Jahre sind genug“ ein fulminates Abschiedskonzert in der restlos ausverkauften Oberwarter Messehalle.
1985 kam dann externe Licht- und Tontechnik hinzu. "Davor habe ich alles gemacht. Ich war Busfahrer, als Roadie für die Technik zuständig und habe auch die Veranstaltungen organisiert. Früher waren wir oft 18 Monate im Voraus ausgebucht, in den letzten Jahren ist Livemusik kaum mehr gefragt", so Pokomandy, der sich auch das 1. Open Air der Jets 1994 erinnert, bei dem auch die Gedenktafel in der Badgasse Oberwart enthüllt wurde.
4.000 Fans in der Eisenberger Halle
Besondere Highlights waren für den 73-jährigen Pokomandy die großen Jubiläumskonzerte: "Bei 20 Jahre Jets kamen über 4.000 Besucher in die Eisenberger Halle, die war damals praktisch überfüllt. Das 25 Jahr Jubiläum feierten wir mit rund 2.000 Leuten in der Messehalle Oberwart, beim 50 Jahr-Jubiläum 2016 waren es rund 2.500", blickt er zurück.
Danach zog sich auch Ed zurück und die legendären "Jets" verabschiedeten sich von der Musikbühne nach einem halben Jahrhundert. Für die übrigen Musiker ging es aber in anderen Bands weiter.
25 Jahre Oberwart3
Die Rockbrüder Ed und Fred blieben abseits der Kultband nicht untätig und gründeten zusammen mit Bertie Unger bereits im Jahr 1998 die Gruppe „Oberwart 3“. "Es war eine Oberwarter Anspielung an "Austria 3" (Fendrich, Danzer, Ambros). Den ersten Auftritt hatten wir am 22. September 1998 im Gasthaus Neubauer in Oberwart. 2001 präsentierten wir und erste CD. Auch dieses Musikprojekt wurde rasch erfolgreich und erfreute sich großer Beliebtheit", schildert Pokomandy.
Es sollte 25 Jahre anhalten. 2016 kam es dann zu einem Wechsel beim Trio. Bertie Unger und Ed Pokomandy hörten auf. Dafür stiegen Franz Reichart (Bass) und Volker Weyse (Schlagzeug) ein. Diese brachten auch neuen Schwung. 2018 folgte das 20 Jahr-Konzert im Landgasthof Drobits. "Das überwältigende Geburtstagskonzert im September 2023 im Tamdhu ist bestimmt auch noch in guter Erinnerung. Danach gab es noch ein Konzert am 30. September 2023 im Grasskizentrum Rettenbach zur Ehrung der erfolgreichen Grasskisportler", so Pokomandy, der sich nun entschlossen hat, auch das Kapitel „Oberwart 3“ zu schließen und zugleich sein aktives Bühnenleben zu beenden.
Exakt nach 58 Jahren
"Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht und mag für den einen oder anderen Fan überraschend kommen, aber ein altes Sprichwort sagt: „Wenn’s am Schönsten ist, sollte man aufhören!!!" Beruflich wollte Franz Reichardt leiser treten. Ich habe dann nach einigen Gesprächen - Volker Weyse hätte gerne weitergemacht - mich entschlossen nun aufzuhören und der heutige Tag, exakt 58 Jahre nach meinem ersten Auftritt ist passend. Theoretisch hätte ja noch bis 2026 weitermachen können, um dann mit dem 60. Bühnenjubiläum abzutreten. Aber das ist dann nicht so wichtig", meint Pokomandy mit einem weinenden Auge.
Sein langjähriger Musikerkollege Bertie Unger meint: "Es kommt überraschend. Fred Pokomandy und die Jets haben mich zur Musik gebracht. Mit ihm geht eine Musikära im Südburgenland zu Ende." Und diese spiegelt sich in Zahlen wider: 58 Jahre Bühne - 1.800 Konzerte und rund 800.000 (begeisterte) Besucher.
Danke an Fans und Wegbegleiter
Fred Pokomandy blickt auf ein erfülltes und wunderbares Bühnenleben zurück, und ist trotz jahrzehntelanger Bühnenpräsenz noch „ganz schön fit“. Nach dem Motto: „Alles im Leben hat seine Zeit“, hängt nun Fred seine Gitarren an den berühmten Nagel, denkt mit Demut und Dankbarkeit an die Bühne zurück.
Fred Pokomandy: "Jetzt heißt es nur noch „DANKE“ zu sagen an meine Gattin Heidi, die über die Jahrzehnte „sehr, sehr viel“ Verständnis und Geduld aufgebracht hatte, an die Tausenden und Abertausenden FANS für die Treue und Freundschaft, (die Fans waren der Motor für die Musikmaschinerie „Jets“ und „Oberwart3“ ), aber auch an all meine Mitmusiker wie Bruder Ed , Heno Muth, Mike Laferty Dafert, Gerhard Krammer, Bertie Unger, Hansi Rosner, Franz Reichart, Volker Weyse, weiters an die Gastmusiker Reinhard Kracher, Peter Gangoly, Alex Kiss, Sohn Thomas Pokomandy, sowie an die Technik-Crew Thomas „Sham“ Unger, Gerhard Pimperl und Martin Schuster!"
"Das wichtigste war und ist meine Familie, das zweitwichtigste war die Musik und dann kommt der Sport", so Pokomandy, der sich mit dem legendären Gruß der Band „ Daun’k eich für die Hock’n!" der großen Musikbühne Adieu sagte. Ein Abschiedskonzert wird es nicht geben.
Chorleiter in Kemeten
Ganz ohne Musik geht’s bei Fred Pokomandy ja doch nicht. Er leitet seit 12 Jahren den Evangelischen Kirchenchor in Kemeten mit über 20 Mitgliedern, und das sollte noch „ einige Jährchen“ so bleiben. "Wir singen bei Gottesdiensten, Beerdigungen und kleineren Veranstaltungen. Wir haben Mitglieder von 17 bis 84 Jahren. Ich bin auch seit sieben Jahren bei der Team-Österreich-Tafel vom Roten Kreuz engagiert", berichtet er abschließend.
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