ÖAMTC-Flugrettung
Christophorus-16-Stützpunkt Oberwart feiert 20 Jahre

- Andreas Tautter, Martina Heinerer, Hans-Peter Polzer flogen den insgesamt 18.000. Einsatz des Christophorus 16 im Vorjahr.
- Foto: Hans-Peter Polzer
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Seit 20 Jahren gibt es die ÖAMTC-Flugrettung mit dem Rettungshubschrauber Christophorus 16 in Oberwart. Bis Ende Mai 2025 flog dieser 18.750 Einsätze von Oberwart aus. Das beliebte Stützpunktfest findet am Samstag, 14. Juni, statt.
OBERWART. Bereits im Juni 2004 wurde ein Notarzthubschrauber in Oberwart stationiert. Damals ARA 4, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Rettungsflugwacht, übergab dann am 1. Mai 2005 den Stützpunkt an den Christophorus Flugrettungsverein. „Christophorus 16“ (C16) war geboren.
Anfangs hoben die Crews von C16 noch im Probebetrieb ab. Doch bereits nach kurzer Zeit waren alle Skeptikerinnen und Skeptiker überzeugt: Der Hubschrauber etablierte sich von Beginn an als perfekte Ergänzung zum gut funktionierenden, bodengebundenen Notarztsystem des Roten Kreuzes.

- Der Christophorus 16-Stützpunkt in Oberwart besteht seit 2005.
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Verbesserung der medizinischen Versorgung
Die Vorteile der professionellen medizinischen Hilfe aus der Luft wurden umgehend in die Einsatztaktik der Rettungsorganisationen integriert. Das führte wiederum – vor allem in Hinblick auf die Erreichbarkeit von Randgebieten der bodengebundenen Notarztsysteme – schnell zu einer wesentlichen Verbesserung der medizinischen Versorgung in der Region.
Ebenso wichtig war und ist Christophorus 16 aber auch für die Versorgung und den raschen Transport von Patientinnen und Patienten in die am besten für sie geeigneten Kliniken. "Der Weg zu solchen Spezialabteilungen, wie sie beispielsweise für Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle gebraucht werden, ist häufig recht lang. Weil hier aber jede Minute zählt, bringt der Einsatz des Hubschraubers entscheidende Vorteile. Schlussendlich bleibt festzuhalten, dass sich Notarzthubschrauber und bodengebundene Notarztsysteme bei gut durchdachter Einsatztaktik und Ausrückordnung perfekt ergänzen", so Rettungsdienstleiter Hans-Peter Polzer. Die C16-Crew besteht aus den Piloten, dem Notarztteam sowie den Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitätern.

- Pilot Klaus Pawlitza, Notärztin Martina Heinerer, Rettungsdienstleiter Hans-Peter Polzer
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Die Piloten
Erster Stützpunktleiter im damals provisorischen Stützpunkt im Zelt beim Fleckviehzuchtverband war Captain Franz Putz, der diese Funktion ein Jahr später an Captain Fritz Wallner übergeben hat. Fritz Wallner hat in dieser Funktion den Neubau des Stützpunktes geleitet, der im Oktober 2006 in Betrieb genommen wurde, und war bis zu seiner Pensionierung 2022 auch Stützpunktleiter.
Ihm folgte Captain Andreas Tautter, ein überaus erfahrener Pilot und Garant für Kontinuität und Zusammenhalt der Mannschaft. Captain Thomas Raffler und Captain Alfred Burggraf ergänzen, unterstützt von vielen “Gastpiloten“, das Team um Tautter.

- Am 14. Juni wird das Stützpunktfest gefeiert.
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Das Notarztteam
Leitender Notarzt von Beginn der Flugrettung in Oberwart bis 2016 war Manfred Beham. Ihm folgte Wilhelm Urschl, der als Flugretter begann und nach seinem Medizinstudium und der notwendigen weiteren Ausbildung diese Funktion übernehmen konnte. Aktuell gehören 17 Notärztinnen und Notärzte aus Oberwart, Hartberg, Fürstenfeld, Feldbach, Graz und Wien zum Team von Urschl. Wilhelm Urschl aus Oberschützen ist Anästhesist im Krankenhaus Hartberg und seit Beginn der Flugrettung in Oberwart dabei.
Die aktuellen Notärztinnen und Notärzte sind Matthias Edlhofer, Sabine Gabor, Martina Heinerer (Klinik Oberwart), Marion Kallinger (Klinik Oberpullendorf), Wilhelm Urschl (Krankenhaus Hartberg), Ronald Nikitscher und Thomas Hudax (Krankenhaus Fürstenfeld/Feldbach), Armin Gradwohl, Dietmar Schauer, Christian Haberl (alle Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz), Doris Böhm und Thomas Kral (Unfallkrankenhaus Meidling), Regine Brixel (praktische Ärztin in Fürstenfeld), Marina Höfler, Stefan Rauch und Kerstin Wolf (Unfallkrankenhaus Graz).

- Captain Andreas Tautter, Notärztin Martina Heinerer und Flugrettungssanitäter Hans-Peter Polzer
- Foto: Hans-Peter Polzer
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Flugrettungssanitäter
Hans-Peter Polzer, ebenfalls seit Beginn der Flugrettung im Südburgenland, ist Leitender Flugrettungssanitäter. Polzer ist seit mehr als 40 Jahren beruflich beim Roten Kreuz Burgenland beschäftigt, ist Rettungsdienstleiter und Landesrettungskommandant des Roten Kreuzes Burgenland und anerkannter Experte im Rettungswesen. Er beendet nun nach 780 Diensten und ca. 2.000 Einsätzen seine Laufbahn als Flugretter.
Sieben der derzeit elf Flugrettungssanitäterinnen und -sanitäter (Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter) sind schon seit ARA-Zeiten dabei und haben somit große Einsatzerfahrung sammeln können. Neun Flugrettungssanitäter - Hans-Peter Polzer, Günter Kleinrath, Bernhard Kothgasser, Norbert Muhr, Gerd Nemeth, Markus Tuider, Rainer Ulreich, Kevin Probst (Rotes Kreuz Oberwart) und Stefan Schuch (Rotes Kreuz Güssing) - kommen vom Roten Kreuz Burgenland, zwei vom Roten Kreuz Steiermark - Reinhard Peinsipp (Hartberg), Oliver Zotter. Die beiden ehemaligen Notfallsanitäter Wilhelm Urschl und Philipp Karner haben Medizin studiert. Urschl ist Leitender Notarzt im C16, Karner praktischer Arzt in Deutsch Kaltenbrunn.

- Das Einsatzgebiet des C16 befindet sich im Südburgenland, in der Oststeiermark und im südöstlichen Niederösterreich.
- Foto: Hans-Peter Polzer
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Einsatzregionen
Der Christophorus 16 ist täglich von 7 Uhr bis Sonnenuntergang einsatzbereit. Das Einsatzgebiet erstreckt sich vom Mittelburgenland über die Bucklige Welt, das Wechselgebiet, das Joglland bis zu den Fischbacher Alpen, das oststeirische Hügelland über das Südburgenland bis zur slowenischen und ungarischen Grenze.
"Es gibt aber auch, wenn die dort zuständigen Notarzthubschrauber im Einsatz sind, Einsätze im Seewinkel, am Neusiedlersee oder in der Südsteiermark. Auch wenn C16 grundsätzlich keine Alpineinsätze mit Taubergung fliegt, geht es gelegentlich dennoch manchmal in alpines Gelände. So wurde die Crew beispielsweise zu einem Lawineneinsatz auf der Rax oder einem Notfall am Schneeberg alarmiert. Aber auch Skigebiete (Wechsel, Joglland, Semmering und so weiter) liegen im Versorgungsgebiet", berichtet Polzer.

- Vor allem Primäreinsätze fliegt der Christophorus 16.
- Foto: Hans-Peter Polzer
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80 Prozent Primäreinsätze
Rund 72 Prozent der Einsätze werden im Burgenland geflogen, 24 Prozent in der Steiermark und vier Prozent in Niederösterreich. Dabei handelt es sich bei mehr als 80 Prozent um Primäreinsätze, das bedeutet, der Patient wird direkt vom Notfallort abgeholt. Rund elf Prozent sind Sekundäreinsätze („Verlegungsflüge“ zwischen zwei Krankenhäusern). Bei neun Prozent handelt es sich um Fehleinsätze - Storno auf Anflug oder witterungsbedingter Einsatzabbruch.
Bei den Primäreinsätzen bestand in 51 Prozent Lebensgefahr, 35 Prozent waren stabil, 5,7 Prozent starben. Insgesamt fünfmal wurde der C16 auch bereits zu einem Einsatz in Ungarn gerufen. 44 Prozent der Einsätze sind internistische Notfälle, zwölf Prozent neurologsiche Notfälle. Rund 13 Prozent sind Unfälle im Haushalt oder bei der Arbeit, zehn Prozent im Sport- und Freizeitbereich. Lediglich sechs Prozent der Einsätze gab es nach Verkehrsunfällen.

- Der C16 ist auch bei schweren Verkehrsunfällen oftmals im Einsatz.
- Foto: Feuerwehr Markt Allhau
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Frühgeburt
"Jüngster Patient war ein kleiner Bub in der Buckligen Welt, der gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder gut vier Wochen vor dem Termin zur Welt gekommen ist, aber bereits nach zwei Wochen das Krankenhaus verlassen konnte, sich beim Stillen verschluckte und kurzfristig keine Luft bekam. Nach kurzer Versorgung wurde er zur weiteren Beobachtung dennoch ins Krankenhaus gebracht. Der junge Mann war ganze 600 Gramm schwer und vom Geburtstermin gerechnet, eigentlich erst „minus 2 Wochen“ alt!", berichtet Polzer. Der älteste Patient war mit 101 Jahren ein gutes Jahrhundert älter.
Der Tagesrekord an Einsätzen liegt bei zehn, eine Zahl, die in den vergangenen 20 Jahren mehrmals erreicht wurde. In den kommenden Wochen wird übrigens der 19.000. Einsatz erwartet. Mit Stand Montag waren es 18.762 Einsätze. Die meisten Einsätze der Flugretter hat Hans-Peter Polzer mit 2.000 Einsätzen in 780 Diensten.

- Einsatzcrew: Pilot Captain Gabriel Kasberger, Notarzt Christian Haberl, Flugrettungssanitäter Albin Wieser
- Foto: Hans-Peter Polzer
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Einsatzzahlen
- 2005: 469 Einsätze (ab 1. Mai)
- 2006: 767
- 2007: 886
- 2008: 687
- 2009: 730
- 2010: 735
- 2011: 830
- 2012: 828
- 2013: 807
- 2014: 792
- 2015: 933
- 2016: 914
- 2017: 1.033
- 2018: 1.096
- 2019: 1.053
- 2020: 936
- 2021: 1.095
- 2022: 1.232
- 2023: 1.156
- 2024: 1.281
- 2025: 502 (bis 2. Juni)

- Der Vertrag mit dem ÖAMTC läuft noch bis 2037.
- Foto: Feuerwehr Riedlingsdorf
- hochgeladen von Franz Tscheinig
Vertrag bis 2037
Christophorus 16 ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil der notfallmedizinischen Versorgung der Region geworden. Der Vertrag zwischen dem Christophorus Flugrettungsverein und dem Land Burgenland läuft bis 2037. Ab 1. Jänner 2026 wird es eine Verlängerung der Dienstzeit geben. Dann ist C16 immer zumindest bis 20 Uhr im Einsatz.
All das leisten die Crews der ÖAMTC-Notarzthubschrauber zum Wohle der ihnen anvertrauten Menschen. Für sie wurde die optimale medizinische Versorgung mit dem bewährten Notarztsystem des Burgenlandes, den Einsatzfahrzeugen des Roten Kreuzes und den Christophorus - Notarzthubschraubern, geschaffen und hat sich unzählige Male bewährt.
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