„Du darfst dabei einfach nicht zweifeln“
Seilwindenfahrer Peter Laschober war unmittelbar an der Rettung der verschütteten chilenischen Kumpel beteiligt
Für viele ist Peter Laschober bereits Oberwarts neuer Held. Dass er ungeachtet dessen bescheiden und kein Mann großer Worte ist, wissen wir mittlerweile auch. Mit den Bezirksblättern hat er trotzdem geplaudert. Über Seilstärken, Verdienstkreuze und Brad Pitt.
OBERWART (vb). BEZIRKSBLÄTTER: Sie haben vor kurzem gesagt, dass Sie normalerweise nicht viel reden. Wie haben Sie die letzte Zeit mit all dem Medienrummel um Ihre Person trotzdem gemeistert?
LASCHOBER: In Chile wurden wir von den Medien total abgeschirmt, da musste ich keine Interviews geben und zuhause in Österreich auch nicht wirklich.
BB: Nächste Woche wird Ihnen das Verdienstkreuz unseres Landes verliehen. Stolz darauf oder zu viel des Guten?
LASCHOBER: Natürlich ist man da schon stolz darauf.
BB: Was hat sich für Sie seit Ihrem Einsatz in Chile verändert? Werden Sie jetzt auch auf der Straße angesprochen?
LASCHOBER: Ja, das ist schon ab und an vorgekommen.
BB: Wieso hat Ihr Arbeitgeber ausgerechnet Sie für den Einsatz ausgewählt? Waren da irgendwelche Spezialkenntnisse erforderlich?
LASCHOBER: Da müssen sie ihn selber fragen (lacht). Meine beiden Kollegen und ich waren schon davor länger in Chile im Einsatz, auf einer anderen Baustelle rund 1.000 Kilometer vom Unglücksort entfernt. Außerdem sind wir ein eingespieltes Team.
BB: Haben Sie sich vorab Gedanken darüber gemacht, was Sie dort erwarten wird?
LASCHOBER: Natürlich denkt man viel darüber nach, aber direkt bewusst wurde mir das Ganze erst als wir den ersten der Männer heroben hatten.
BB: Hat sich der Einsatz in San Jose von Ihrer sonstigen Arbeitsweise unterschieden?
LASCHOBER: Ja schon. Auf der anderen Baustelle sind wir zum Beispiel mit einer Geschwindigkeit von zwei Metern pro Sekunde den Schacht raufgefahren, bei der Bergung der Männer sind wir langsamer dran gewesen, rund 1,2 Meter pro Sekunde. Außerdem gab es gewisse Übergänge, bei denen sehr viel Vorsicht geboten war, da die Kapsel ansonsten steckengeblieben wäre.
BB: Was hätte man in so einem Fall dann eigentlich gemacht, also wenn die Bergleute mit der Kapsel stecken geblieben wären?
LASCHOBER: Dann hätte man den oberen Teil der Kapsel absprengen können und mit dem unteren Teil, in dem sich die Person befunden hat, hätte man dann wieder nach unten fahren können.
BB: Wieder runter? Das heißt die Bergung wäre dann gescheitert?
LASCHOBER: Insgesamt waren drei Kapseln vorbereitet, alle von unterschiedlichem Sys-tem. Beim Probelauf gab es ja Probleme, da ist die Kapsel steckengeblieben. Wir sind dann aber draufgekommen, dass die Tür nicht ordentlich geschlossen war, deshalb die Probleme.
BB: Kommen dann nicht Zweifel auf?
LASCHOBER: Du darfst dabei einfach nicht zweifeln.
BB: Und dass das Seil reißt war ausgeschlossen?
LASCHOBER: Die Sicherheit unserer Seile ist enorm hoch und außerdem ist es ja aus Öster-reich gekommen (lacht).
BB: Arbeitet man da nicht unter besonders hohem psychischem Druck wenn man gleich daneben die Angehörigen der Bergmänner warten sieht?
LASCHOBER: Technisch gesehen hätte nicht allzu viel passieren können, wir hatten für den Fall ein Stromaggregat dabei und unsere Geräte sind äußerst massiv gebaut. Wäre die Kapsel allerdings stecken geblieben, hätte das für die Männer unten noch mindestens ein oder zwei Monate unter Tag bedeutet, denn dann hätte man den kompletten Schacht verrohren müssen, so waren es allerdings nur die ersten 54 Meter.
BB: Die chilenischen Kumpel wollen ja jetzt den Betreiber der Mine verklagen...
LASCHOBER: Ja, was ich gehört habe ist die Mine ja schon mal aus Sicherheitsgründen zugesperrt worden. Stellen sie sich vor sie sind da unten 69 Tage lang eingesperrt. Ich verstehe die Männer.
BB: Zwei der Männer sind ja nachher zu Ihnen gekommen und haben sich bedankt. War das der einzige Kontakt zu den Männern?
LASCHOBER: Ja. Nachher wurde noch ein gemeinsames Foto gemacht.
BB: Ihr schönster Augenblick als Sie endlich wieder zuhause waren?
LASCHOBER: Als ich meine Tochter wieder gesehen hab.
BB: Ihre Tochter ist fünf, hat sie den Rummel um den Papa schon mitbekommen?
LASCHOBER: Ja, natürlich. Als sie mich in der Zeitung gesehen hat hat sie geweint. Bevor ich gefahren bin gab`s noch eine Diskussion, da meine Tochter meinte, wenn ich schon wieder so lange wegbleibe (Laschobers voriger Einsatz in Chile dauerte über vier Monate), geht sie nicht mehr in den Kindergarten. Deshalb hab ich ihr versprochen, ich fahre mit ihr ins Disneyland (lacht).
BB: Sie waren damals also genau dann in Chile als das schlimme Erdbeben war?
LASCHOBER: Richtig, das hab ich auch miterlebt. Zu der Zeit hab ich gerade meinen 30sten Geburtstag gefeiert. Das war auch nicht so lustig, kein Wasser, all die vielen Nachbeben...
BB: Und jetzt geht`s wieder zur Tagesroutine über?
LASCHOBER: Ganz genau.
BB: Das Schicksal der 33 Kumpel soll ja schon bald verfilmt werden. Angenommen man tritt diesbezüglich auch an Sie heran, was ja keinesfalls so abwegig wäre. Wer sollte Sie im Film verkörpern?
LASCHOBER: Brad Pitt natürlich, wer sonst? (grinst verschmitzt)
Das Interview führte Vanessa Bruckner.
Peter Laschober
Der 30-jährige Peter Laschober kommt aus Stuben (Gemeinde Bernstein), lebt aber seit geraumer Zeit in Oberwart. Seit 2009 ist er für das österreichische Bauunternehmen ÖSTU-STETTIN tätig. Die Kompetenzen von Peter Laschober liegen im Schalungsbau und bei der maschinentechnischen Abteilung. Außerdem ist er auch für den Schachtbau im Einsatz. Laschober war in Chile gemeinsam mit seinen beiden Kollegen Johannes Pemberger und Heinz Tilz maßgeblich an der Rettung der 33 verschütteten chilenischen Kumpel verantwortlich.
Als einer von drei Seilwindenfahrern half der Oberwarter die in der Mine von San Jose eingeschlossenen Männer zu retten. Peter Laschober soll kommende Woche das Verdienstkreuz des Landes Burgenland verliehen bekommen. Er ist Vater einer fünfjährigen Tochter.
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