Gefahr in Verzug in Großpetersdorf
"Ich habe Angst, dass mein Haus in den Graben rutscht!"
Gefahr in Verzug durch dramatischen Hangrutsch im „Fuchsgraben“ von Großpetersdorf, der jetzt sogar ein Wohnhaus bedroht. Unter einem Teil des Gebäudes ist der Boden bereits abgesackt. „Ich lebe in ständiger Angst!“, ist die Besitzerin verzweifelt. Hilfe kommt seitens der Gemeinde, die bereits Rettungsmaßnahmen eingeleitet hat.
GROSSPETERSDORF. „Es ist wie ein Albtraum. Bei jedem Regen sinkt die Erde weiter ab. Ständig fürchte ich mich davor, dass alles verschluckt wird. Ich kann kaum mehr schlafen!“, schildert die 63-jährige Eva Schuch und fügt mit tränenerstickter Stimme hinzu: „In den Garten trau’ ich mich gar nicht mehr. Denn die Gehwegplatten sind bereits verrutscht und tiefe Spalten durchziehen die ganze Wiese. Fatalerweise ist die Kellerstiege an manchen Stellen schon ausgehöhlt, ein Zaunsteher baumelt im Freien!“
Aufgelöst erzählt die Pensionistin beim Lokalaugenschein der RegionalMedien Burgenland im Haus „Fuchsgraben 6“ in Großpetersdorf weiter: „Wenn ich aus dem Schlafzimmerfenster schaue, sehe ich ein großes Loch. Das wird stetig größer. Der Boden verliert immer mehr an Höhe. Alles bewegt sich. Schmiert ab, tiefer und tiefer. Ich bin wirklich verzweifelt. Ich habe Angst um mein Haus!“
Planen und Sandsäcke
Die dramatische Hangrutschung nahm am 5. August 2023 ihren Ausgang. Teile der Wiese von Eva Schuch sowie vom Grundstück des angrenzenden Nachbarn sind ohne irgendwelche Vorzeichen „von jetzt auf gleich abgerutscht. Um anfänglich rund 30 Zentimeter. Die alarmierte Feuerwehr deckte die Fläche mit Planen ab und brachte Sandsäcke rund um das Areal in Stellung!“ Daraufhin packte die alleinstehende Frau noch in der Nacht ihre Sachen. „Es wurde mir empfohlen, nicht im Haus zu schlafen. Es sei zu gefährlich, da man die weitere Entwicklung nicht kannte. Also hab ich meine Dokumente und mein Schlafgewand genommen und bin zu meiner Schwester!“
Beruhigend erklärte man der Burgenländerin aber schon am nächsten Tag, die vor 19 Jahren Grund und Gebäude gekauft hatte, dass sie zurück in ihr Haus kann. „Weil die Erdmassen nicht weiter rutschen werden, so die Botschaft der Fachleute. Also bin ich wieder eingezogen und schlafe seither hier. Doch leider kam es im Laufe der Zeit ganz anders. Und jetzt haben wir das Malheur!“ Als Beleg dafür stapfte die an Knie und Hüfte operierte und an einer Lungenkrankheit leidende Rentnerin mit dem Autor hinter ihr Wohnhaus. „Aufpassen. Nicht an die Kante gehen. Das ist zu gefährlich!“
Tonnen von Erdreich in Bewegung
Was anfänglich wie Übertreibung klang, zeigte sich in der Realität noch viel schlimmer. Situation und Schäden sind dramatisch. Alles rund um ein klaffendes Loch im Garten ist butterweich. Das Gehen im Garten gleicht einem Spießrutenlauf, um nicht in eine der Spalten zu rutschen. Die abgerissenen Erdkanten sind so instabil und tief, dass weder ein auf- noch absteigen ohne Leiter und Sicherungsmaßnahmen möglich ist. Teile der Kellerstiegen-Unterseite liegen bereits frei. Begründet darin, dass sich nach starken Regenfällen im Sommer 2023 mehrere Tonnen an Erdreich in Richtung des darunter liegenden „Fuchsgrabens“ bewegt haben. Und immer noch bewegen.
Was mit August begann, hat sich seither um ein Vielfaches verschlimmert. Genährt durch häufige und teils heftige Niederschläge. Monate sind zwischenzeitlich vergangen. Aus 30 Zentimeter wurde eine Verschiebung von weit mehr als 2 Meter! „Ich brauche jetzt wirklich rasche Hilfe. Die Risse in meinem Haus zeugen von der Ernsthaftigkeit der Situation. Ein Gutachter hat mir gesagt, zum Glück ist ein Teil des Hauses unterkellert, sonst wäre es eh schon in den Graben gerutscht!“
Sanierungsprojekt der Gemeinde
SPÖ -Bürgermeister Ing. Harald Kahr, der die Situation kennt und sich vor Ort immer wieder selbst ein Bild der aktuellen Lage macht, hat bereits ein Projekt zur Sicherung des Hanges beim Land eingereicht: „Der Gemeinderat stimmte der Umsetzung schon zu. Es geht um eine Retentionsanlage mit Rückhaltebecken sowie der Stabilisierung und Sanierung des Fuchsgrabens inklusive der Verlegung neuer, größer dimensionierter Ablaufsysteme. Alles in allem betragen die Kosten nach grober Erstschätzung rund 250.000 Euro netto! Wenn unser Förderansuchen genehmigt wird, übernimmt das Land einen Großteil der Ausgaben!“ Inkludiert sind darin umfangreiche Erd-, Stein- und Betonarbeiten sowie Ablaufleitungen als Rohrkanal samt Schächten.
Der engagierte Ortschef weiter: „Der Startschuss für dieses Zukunftsprojekt ist bereits gefallen, die Sicherungsaktionen sind voll im Gange. Bäume wurden und werden gefällt, damit die Bagger zufahren können. Dann folgt die Umsetzung der Maßnahmen Zug um Zug!“ Ursachen für diese massiven Erdbewegungen sind einerseits aufgeschüttetes Erdreich durch den Vorbesitzer der Liegenschaft von Eva Schuch, die davon keine Ahnung hatte. Sowie andererseits langjährige Auswaschungen durch die unzureichend abgeleiteten Regenwässer entlang des Fuchsgrabens.
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