Zwischen Langos und Zahnarzt

- hochgeladen von Jennifer Vass
Immer mehr Burgenländer wagen den Blick über die Grenze und entdecken den „Nachbarn“ für sich.
Ob der Thermenbesuch, der Sonntagsausflug zum Essen, eine Einkaufstour durch die Stadt oder der Gang zum Zahnarzt – Ungarn gewinnt immer mehr an Beliebtheit.
SZOMBATHELY/BEZIRK (jv). Der Oberwarter Markt ist jeden Mittwoch aufs Neue eine Attraktion. Die vielen Marktstände und das berühmt berüchtigte Marktwürsterl haben schon lange Kultstatus. Wem der Mittwoch allerdings nicht genügt hat Dienstag bis Sonntag die Gelegenheit ins 40 km benachbarte Szombathely zu fahren und sich am „Nagypiac“ auf Erkundungstour zu begeben.
Riesige Markthalle(n)
In zwei Hallen auf je ca 500m2 gibt es nichts was es nicht gibt. In Halle 1 häufen sich zig Obst- und Gemüsestände neben Blumen, Honig und Teigwaren. Dazwischen sitzt eine alte Dame die zwei, drei Säckchen Bohnen und 30 Eier verkauft, frisch aus ihrem Garten. Mehrere Fleischhacker bieten verschiedene Waren an, von der klassischen Salami bis zu Innereien. In Halle 2 kann man durch Kleidung, Schuhe und Haushaltsgegenstände in Hülle und Fülle stöbern. Das absolute Highlight ist aber das gute, ungarische Langos. Meterlange Schlangen bilden sich Tag für Tag vor den zwei Langosständen. Ob nur mit Knoblauch oder typisch ungarisch mit Sauerrahm und geriebenen Käse, sowohl Einheimische als auch Gäste gehen nicht ohne eines gegessen zu haben. „Dieses Langos schmeckt viel besser als unseres. Es ist wesentlich saftiger“ schwärmt eine ältere Dame aus Edlitz die einen Tagesausflug macht. Und ihr machen es viele nach.
Viele Burgenländer
Sobald man über die Grenze fährt, sieht man außergewöhnlich viele burgenländische Kennzeichen auf den Parkplätzen in und rund um Szombathely. „Seit der Öffnung der Grenzen kommen mehr als je zuvor“ erzählt György Kis der seit 36 Jahren eine kleine Kreislerei bei der Markthalle betreibt. „Die meisten kaufen nach wie vor Zigaretten. Auch Gemüse, Obst und Fleisch sehe ich oft in den Einkaufstaschen. Aber der Verkaufsschlager ist auf jeden Fall das Langos, es ist ja auch besser als das österreichische“ schmunzelt Kis. Das Geschäft ist allerdings schwieriger geworden seit so große Supermärkte wie „Tesco“ eröffnet haben. Denn auch die locken mit tollen Angeboten. Wenn man am Sonntag dringend etwas vom Geschäft braucht, kein Problem, 7 Tage 24 Stunden lang kann man dort einkaufen.
Zahnarztbesuche
Für die Eheleute Csecsinovits aus Großpetersdorf und Hansl auch Kirchfidisch ist der Besuch über die Grenze schon zum einem Fixpunkt geworden. Einmal im Monat wird durch den Markt geschlendert, eingekauft und gegessen, manchmal fahren sie auch in die benachbarten Thermen Bük und Sárvár. Und auch bei ihnen darf das Langos nicht fehlen, so Herr Hansl. Sie kommen gerne nach Ungarn, Herr Csecsinovits besonders gern zum Zahnarzt. „Ich bezahle sicher für keinen österreichischen Zahnarzt mehrt. In Szombathely sind sie billiger, schneller und um Klassen besser. Ich bin sehr zufrieden.“ Auch die Vorurteile, Auto oder Wertgegenstände wären nicht sicher, können die Südburgenländer wiederlegen. Bei ihnen wurde noch nie etwas aufgebrochen oder gestohlen. Und auch mit der Verständigung klappt es ganz gut, die Dienstleister können recht gut Deutsch, die Familien Hansl und Csecsinovits mittlerweile auch schon einiges Ungarisch.


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