Nach Kostenexplosion
Bauwirtschaft wünscht sich Entlastungspaket vom Bund
Wenn man die vollen Auftragsbücher in der Bauwirtschaft sieht, könnte man meinen alles wäre eitel Wonne. Ist es aber nicht. Kaum erholt von der Corona-Krise, stoßen Preise für Stahl, Ziegel, Vollwärmeschutz und Holz in immer höhere Sphären vor. Verantwortlich dafür wird der Krieg in der Ukraine gemacht. Das wollen Alfred Kollar und Anton Mittelmeier von den gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften OSG und Neuen Eisenstädter sowie Bau-Landesinnungsmeister Bernhard Breser und SPÖ-Wirtschaftssprecher Gerhard Hutter so nicht stehen lassen.
OBERWART. "Die aktuelle Situation könnte man mit einem lachenden und einem leicht tränenden Auge darstellen", erklärt Alfred Kollar anschaulich. "Lachend, weil die Nachfrage nach neuen Projekten ungebrochen ist." Vor allem Reihenhäusern in Form von Bungalows sind sehr gefragt. "Burgenlandweit sind derzeit 320 Reihenhäuser in Bau", weiß Kollar. Zudem haben sich nach der Baukostenexplosion im Vorjahr von über 15 Prozent, die Preise gegen Ende des Jahres, wenn auch auf hohem Niveau, wieder stabilisiert.
"Faustschlag ins Gesicht"
Der Schock folgte im Feber, mit Beginn der Ukraine-Krise wurde erneut die Preisrally gestartet. Preiserhöhungen stehen auf der Tagesordnung. Derzeitige Prognosen geben keinen Anlass zur Beruhigung. "Aktuell werden keine Baustellen eingestellt", garantiert Kollar. Sehr wohl könnten aber zukünftige Projekte hintangestellt werden. Vor allem beim Bau von Start- und Seniorenwohnungen könnte es einen Einbruch geben. "Das werden die nächsten Wochen und Monate entscheiden", so Kollar weiter.
Preise künstlich hochhalten
Anton Mittelmeier ergänzt, dass man den Verdacht nicht los werde, dass mit den Lieferengpässen künstlich Verknappungen herbeiführt werden, die letztlich erhebliche Probleme beim Bauen von Wohnungen und Reihenhäuser bedeuten können. Zudem werde geeignete Grundstücke zu finden, immer schwieriger. "Besonders im Nordburgenland sind die Grundkosten stark angestiegen und steigen immer weiter". Beide Obmänner sind sich daher einig, dass sich die Preisexplosion schon lange nicht mehr mit Corona und dem Ukraine-Krieg argumentieren lässt. Seitens der Industrie gebe es bewusste Lieferengpässe und ein bewusstes Hinauftreiben der Preise.
Politik ist gefordert
Bernhard Breser appelliert an die Politik jetzt lenkend einzugreifen, indem Steuern und Abgaben hinterfragt werden. Insbesondere der Zeitpunkt des Inkrafttretens der Co2 Abgabe heuer am 1. Juni müsse laut Breser verschoben bzw. ausgesetzt werden. Auch die Weigerung der Bauträger, veränderliche Preise zu akzeptieren, stellen Baufirmen vor immer größere Probleme. "Im Sinne des Frühwarnsystems könnte es durchaus in den nächsten Wochen zu ersten Kündigungsanmeldungen von Arbeitern kommen", so Breser.
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