Trotz Aus bei Wohnbauförderung
Gemeinnützige schrauben Bauvolumen nicht zurück
Die burgenländischen gemeinnützigen Bauvereinigungen wollen trotz angespannter Zinssituation und den neuen Wohnbauförderrichtlinien seitens des Landes am Bauvolumen 2023 festhalten.
OBERWART. Nachdem das Land Burgenland Anfang des Jahres bekannt gab, seinen sozialen Wohnbau komplett umkrempeln zu wollen, sind die gemeinnützigen Bauträger, abseits gestiegener Bau- und Zinskosten, sehr gefordert. Es sei ein "Paukenschlag" gewesen, so Alfred Kollar, Obmann der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft, der gemeinsam mit Alexander Langer, Geschäftsführer der Neuen Eisenstädter Siedlungsgesellschaft und Bernhard Breser, Landesinnunsmeister für Bau über die aktuelle Situation am Bau im Burgenland informierte.
Bauen ohne Wohnbauförderung
Nach den neuen Förderrichtlinien des Landes sei Wohnbauförderung für den sozialen Wohnbau de facto nicht mehr möglich.
"Wir werden das Modell nicht umsetzen und daher leider ohne Wohnbauförderung bauen müssen", erklärt Kollar.
Denn das primäre Ziel von Gemeinnützigen sei die Schaffung von leistbarem Wohnen und nicht die Schaffung von leistbarem Eigentum.
Eigenmittel
Weiters führt Kollar aus: "Wir haben ein ausdrückliches Verbot Gewinne auszuschütten. Gewinne, die wir erwirtschaften, müssen im Unternehmen bleiben. Damit sollen Grundstücke gekauft sowie Projekte vor-, zwischen- und endfinanziert werden. In Zeiten wie diesen, wo eine angespannte Zinssituation vorherrscht, sind genau diese Eigenmitteln die Grundlage dafür, dass wir nach wie vor leistbar kalkulieren können. "Wir werden die Situation in nächster Zeit beobachten und hoffen, dass die Bankfinanzierung was Zinsen und Darlehen betrifft, nicht mehr in diese Dimensionen gehen, wo sie schon waren.
Mietkostendeckel ist sehr positiv
Als positive Entwicklung bezeichnet der OSG-Obmann den burgenländischen Wohnkostendeckel, der seit dem 1. April in Kraft ist. Mieten im Bereich der gemeinnützigen Bauvereinigungen werden auf dem Niveau von Dezember 2022 für zwei Jahre eingefroren. Das Land übernimmt die Mietensteigerungen in Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses. "Das ist eine bemerkenswerte Leistung", so Kollar. "Wir haben uns im Gegenzug dazu verpflichtet, Steigerungen, die 2023 und künftig 2024 eintreten, nicht zur Vorschreibung zu bringen.
Wenn ich der Wohnbauförderungsrichtlinie des Landes sehr skepisch bis ablehnend gegenüber stehe, dann muss ich aber auch betonen, dass der Mietkostendeckel für unsere Mieter eine sehr positive Maßnahme ist."
Rund 13.000 Mieterinnen und Mieter profitieren von dieser Initiative, davon 6.800 von der OSG.
Kein Runterfahren beim Bauvolumen
Laut Langer werde das Bauvolumen aller vier Gemeinnützigen des Landes trotz Problemen bei der Finanzierung, der Bauflächenverfügbarkeit sowie der Steigerung der Baukosten nicht zurückgeschraubt. Das Reihenhaus ist mittlerweile nicht nur die leistbare Alternative zum Einfamilienhaus, sondern auch die Antwort auf den Bodenverbrauch. "Denn in der Regel bauen wir diese zweigeschossig, das heißt die verbaute Fläche beträgt 60 Quadratmeter auf zwei Ebenen", so Langer.
Aktuell hat die OSG 58 Projekte mit 325 Reihenhäusern im Bau und 40 Projekte mit knapp 400 Reihenhäusern in Vorbereitung. Eines stellt Kollar klar: "Während Wohnungsbau im Zentrum für uns machbar ist, ist der Bau von Reihenhäusern im Dorfzentrum nur sehr schwer umsetzbar."
Preise stabilisieren sich
Innungsmeister Breser ist vorsichtig optimistisch was die Preisgestaltung im Baugewerbe für 2023 betrifft. Preise und Lieferketten-Engpässe hätten sich stabilisiert. "Nach drei Jahren bietet die Baustoff-Industrie zum Teil wieder Ganzjahrespreise an. Daher sind wir in der glücklichen Lage wieder seriös kalkulieren zu können", so Breser.
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