Sonnengarten Schreibersdorf steht vor Schließung
Pinkafelder will mit neuem Verein die Einrichtung doch noch retten
SCHREIBERSDORF (ms). Wie im Juni berichtet, schließt der Sonnengarten Schreibersdorf mit 31. Oktober seine Pforten. Geschäftsführerin Sabine Geringer vom Wiener Hilfswerk begründet den Entschluss mit "mangelnder Rentabilität": "Eine Fortführung ist uns trotz großer Bemühungen in der momentanen wirtschaftlichen Situation nicht mehr möglich
"Der Zuspruch unserer Gäste und ihrer Angehörigen haben uns stets bewogen, die Einrichtung trotz mangelnder Rentabilität auch in schwierigen Zeiten weiter zu betreiben. Das ist uns aber, trotz großer Bemühungen, in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage nicht mehr möglich. Der Betrieb des Sonnengartens Schreibersdorf wurde 2015 fortgesetzt, sodass alle bis zum Herbst gebuchten Aufenthalte normal stattfinden konnten", erklärt Geschäftsführerin Dir. Sabine Geringer, die die Schließung sehr bedauert.
Verein will Fortführung
Rund um Initiator Rudolf Jauschowetz aus Pinkafeld gründete sich der Verein "Haus Anna Schreibersdorf", der das Projekt weiterführen will. "Geht nicht, gibt's nicht! Darum habe ich bereits 1998 damals mittels Partnern eine Schließung wegen mangelnden Brandschutzes verhindern können. Das will ich auch jetzt. Die Zeit drängt allerdings und wir brauchen dringend Sponsoren und auch die Unterstützung des Landes", so Jauschowetz, der nach Verkauf das Areal pachten möchte, um das einzigartige Wohn- und Urlaubsprojekt für behinderte Menschen zu retten.
Gegründet wurde es 1968 als erste derartige Einrichtung in Europa. 2008 übernahm das Wiener Hilfswerk. "Ich bin überzeugt, dass wir noch was machen können. Eine entsprechende Auslastung ist notwendig und auch Marketing", so Jauschowetz.
Bewohner am Boden zerstört
Die BewohnerInnen - sei es Urlaubsgäste oder ständig Wohnhafte - zeigen sich am Boden zerstört.
"Das Haus ist behindertengerecht ausgestattet. Eine bessere Versorgung als hier gibt es nicht. Das Personal ist hervorragend, das Essen sehr gut und man kann immer mit seinen Problemen zu den BetreuerInnen kommen. Wir sind am Boden zerstört und müssen das erst richtig verdauen", schildert Helga Palmetzhofer, die seit 1999 jedes Jahr ihren Urlaub hier verbringt.
"Die Umgebung hier ist einfach wunderbar. Ich kann mit meinem Hund Spaziergänge machen. Der nahe Wald ist einfach herrlich. Auch die Ortsbevölkerung ist bei Festen dabei und es ist einfach familiär", ergänzt Dauerbewohnerin Stefanie Netsch. Für sie war es ganz besonders bitter: "Ich habe mich am 31. März offiziell umgemeldet und dann am Nachmittag erfahren, dass die Einrichtung geschlossen wird." Sie hat mittlerweile eine Wohnung beim Betreuten Wohnen in Oberwart gefunden.
"Es gibt einen Arzt, Frisör und Fußpflege kommen ins Haus. Auch der Einkauf wird erledigt und es gibt Ausflüge, ein Schwimmbad und Massagen. Für meinen Mann und mich ist es ideal. Wir sind vor drei Jahren zufällig drauf gestoßen und sind sehr betroffen. Es ist einfach nicht zu verstehen. Man fühlt sich hier gut betreut, einfach wie zuhause", bedauert Julianna Cilek das bevorstehende Aus.
12 Mitarbeiter betroffen
Derzeit sind im Sonnengarten zwölf Personen beschäftigt und auch ein Zivildiener. Betreut werden zwischen 40 und 50 BewohnerInnen.
"Es geht uns auch um deren Arbeitsplätze. Neue Beschäftigungen im Südburgenland zu finden, ist äußerst schwierig - vor allem für ältere ArbeitnehmerInnen. Auch das ist ein Grund, weshalb wir unbedingt eine Fortführung erreichen wollen. Dazu ist aber ein Partner notwendig, der uns da unterstützt", so Jauschowetz.
Bgm. Hans Brenner würde eine Forführung begrüßen: "Ich kann wenig dazu sagen, weil ich die Pläne von Herrn Jauschowetz nicht genau kenne und ob es überhaupt realisierbar ist. Wir sind von Gemeindeseite bereit, alles zu unterstützen, das die Fortführung ermöglicht - in welcher Form auch immer. Es ist ein Käufer gefragt und ein Betreiber, der ein Heim auch führen kann. Die Schließung wäre natürlich für die Gemeinde sehr schade, auch weil einige Arbeitsplätze betroffen sind."
Seriosität wichtig
Geringer sieht einige Optionen: "Wir sind am Arbeiten und wollen möglichst viele Interessenten ansprechen. Da gibt es für uns mehrere Möglichkeiten vom Verkauf bis zur Verpachtung. Wichtig ist uns ein Angebot im seriösen Rahmen, weil es bei einer Weiterführung auch um die Sicherheit der Mitarbeiter geht. Es existiert ein Gutachten und Interessenten können sich an uns wenden. Erst wenn ein konkretes Konzept am Tisch liegt, können wir es prüfen. Bislang gibt es ein solches noch nicht."
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