Ärger über die Verbindung Lienz Innsbruck und eine kleine Wiedergutmachung Felipes

Klaus Lukasser aus der Ainet prangert in einem offenen Brief an landeshauptmann-Stelvertreterin Ingrid Felipe die Schwierigkeiten an, die auf einer Zugfahrt von Innsbruck nach Lienz auftreten können:

Mein Sohn machte sich mit Lebensgefährtin und 6 Monate altem Töchterchen am 17.08. d. J. um 17:27 von Innsbruck aus mit dem EC 83 auf den Weg nach Osttirol zur Beerdigung seines Opas am nächsten Tag. Als ich nach dem Seelenrosenkranz mein Handy wieder einschaltete, eine SMS von ihm: „Papa, es gibt Probleme!“ Rückruf und folgende Auskunft: „Der Zug hat Verspätung, wir schaffen den Anschluss in Franzensfeste nicht mehr. Wir kommen gerade noch bis Innichen, aber dann ist Schluss! Kein Anschluss mehr nach Lienz!“ Der EC 83 war in Innsbruck, offenbar wegen eines technischen Defektes, mit 18 min. Verspätung gestartet. Ankunft in Franzensfeste erst kurz nach 19:00, der REX 1893 war planmäßig um 18:50 Richtung Lienz abgefahren. Mit dem Regionalzug kamen die drei wenigstens noch bis Innichen.
Also schnell ins Auto und ab nach Innichen. Gott sei Dank nimmt die junge Familie immer ihren eigenen Auto-Kindersitz mit für Autofahrten in Osttirol. Und gesegnet sei das Handy! Wie sollte es in so einem Fall ohne gehen? Am Festnetz wäre ja niemand aus der Familie erreichbar gewesen, wir waren ja alle beim Seelenrosenkranz.
Dem Zug gaben sie gegenüber dem Direktbus bzw. der Verbindung via Kitzbühel den Vorzug, weil er mit einem Kleinkind mehr Komfort bietet als der Bus. Und im Übrigen soll‘s ja auch schon vorgekommen sein, dass der letzte Bus Richtung Lienz in Kitzbühel nach Zugverspätung schon abgefahren war.
Vielleicht sollte LR.in Baur ihren von ihrem SPÖ-Amtsvorgänger geerbten und von diesem tiefergelegten Dienstwagen samt Chauffeur in Franzensfeste oder Innichen parken und für den Heimtransport dort gestrandeter OstirolerInnen zur Verfügung stellen? Für Nationalparkausflüge taugt er eh nicht, wie man hört bzw. liest.
Aber im Ernst: Glauben Sie nicht auch, dass wir OsttirolerInnen angesichts der vielen anderen sich aus unserer geographischen Randlage ergebenden Erschwernisse ein Recht auf eine direkte Bahnverbindung in unsere Landeshauptstadt und retour haben? Denken Sie an Familien mit Kindern, alte Menschen, Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und nicht zuletzt auch an die gar nicht so wenigen von Reisekrankheit geplagten.

Die Antwort Felipes:

Sehr geehrter Herr Mag. Lukasser,

Die Verbindungen im öffentlichen Verkehr sind ein in Tirol sehr viel diskutiertes Thema. Das ist insofern erfreulich, weil wir wachsendes Interesse am öffentlichen Verkehr feststellen: Es ist erfreulich, dass immer mehr Menschen ihre Autoschlüssel hängen lassen und gegen Öffi-Tickets tauschen. Mit 90.000 verkauften Jahres- und Semestertickets gibt es mehr Tiroler Öffi-StammkundInnen, als je zuvor. 2015 ist das erste Jahr, in dem das Land Tirol mehr Geld in den öffentlichen Verkehr investiert, als in den Straßenbau.

Der von Ihnen beschriebene Fall einer Fahrt unter besonders unangenehmen Rahmenbedingungen ist unerfreulich und wir haben volles Verständnis für Ihren Ärger. Ich darf dennoch auf die Vorteile des seit Mitte Dezember 2014 gültigen Fahrplans verweisen: Wir haben statt davor 16 schneller Verbindungen unter 4 Stunden Reisezeit jetzt 33 tägliche Verbindungen unter 4 Stunden Reisezeit von Lienz nach Innsbruck bzw. in die Gegenrichtung. Im Schnellbus gelten im Gegensatz zu den früheren Zugverbindungen alle ermäßigten Jahrestickets des Verkehrsverbundes Tirol, die Fahrtzeit ist mit in der Regel unter drei Stunden deutlich schneller, als jedes vorherige Öffi-Angebot auf dieser Strecke. Der Schnellbus ist im Gegensatz zur früheren Zugverbindung barrierefrei - also gerade für die von Ihnen angesprochenen in ihrer Mobilität eingeschränkte Gruppen ein Vorteil. Das macht die unangenehme Erfahrung Ihrer Familie nicht wett, aber es ist mir ein Anliegen, die Gesamtperspektive der Entscheidung der Tiroler Landesregierung zu Gunsten des heute gültigen Fahrplans zu skizzieren.

Dennoch möchten wir für den erschwerten Weg Ihres Sohnes, Ihrer Schwiegertochter und Ihrer Enkelin vom 17. August ein Stück Wiedergutmachung anbieten: Nach Rücksprache mit den ÖBB und mit dem VVT möchten wir die von der beschriebenen Zugfahrt Betroffenen gerne zu einer Fahrt nach Innsbruck mit einem öffentlichen Verkehrsmittel ihrer Wahl einladen und haben veranlasst, dass Ihnen dafür ein Gutschein in der entsprechenden Höhe zukommen wird, der für eine der 33 täglichen Verbindungen - Schnellbus, Zug über Franzensfeste oder Bus und Zug über Kitzbühel - gilt. Sollte dieser Gutschein direkt an Ihren Sohn und seine Familie gehen, dürfen wir Sie bitten, uns dessen Anschrift bekannt zu geben.

Wir hoffen, damit etwas dazu beizutragen, dass Sie und Ihre Familie den öffentlichen Verkehrsmitteln trotz des verständlichen akuten Ärgers als KundInnen erhalten bleiben.

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