Neues Saatgut-Haus
Forstgarten Nikolsdorf soll erweitert werden

LHStv Josef Geisler, Landesforstdirektor Josef Fuchs, Bundesminister Norbert Totschnig und Christian Annewanter, verantwortlich für die Tiroler Landesforstgärten, freuen sich auf das neue Saatgut-Haus: Damit können die Samen der verschiedenen Baumarten optimal gelagert werden. | Foto:  Land Tirol/Brunner Images
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  • LHStv Josef Geisler, Landesforstdirektor Josef Fuchs, Bundesminister Norbert Totschnig und Christian Annewanter, verantwortlich für die Tiroler Landesforstgärten, freuen sich auf das neue Saatgut-Haus: Damit können die Samen der verschiedenen Baumarten optimal gelagert werden.
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Nur zwei Standorte, an denen aus Baumzapfen die Samen beispielsweise von Lärchen, Fichten, Kiefern, Tannen oder Laubbaumarten wie Bergahorn oder Stieleichen gewonnen und gelagert werden, gibt es in ganz Österreich. Einer davon befindet sich im Landesforstgarten in Nikolsdorf.

NIKOLSDORF. Dieser ist den Anforderungen jedoch nicht mehr gewachsen. Das Land Tirol plant deshalb die Errichtung eines neuen Saatgut-Hauses. Baubeginn soll voraussichtlich im kommenden Jahr sein.
„Ein klimafitter Wald beginnt mit dem richtigen Saatgut“, betonen Bundesminister Norbert Totschnig und LHStv Josef Geisler anlässlich eines Lokalaugenscheins im Landesforstgarten Nikolsdorf. Forstliches Saatgut und Forstpflanzen verschiedenster Baumarten sind nach den Schadereignissen der vergangenen Jahre und aufgrund der Notwendigkeit, die Wälder an die sich ändernden klimatischen Bedingungen anzupassen, gefragt. „Es gibt europaweit einen großen Bedarf an Forstpflanzen. Die Pflanzenproduktion ist jetzt schon ein großes Thema und wird es auch bleiben. Nur mit angepassten Waldbäumen können wir einen Wald der Zukunft sicherstellen“, ist Minister Totschnig überzeugt.

Nadel- und Laubbäume

„Vom Samen bis zum starken, stabilen Wald ist es ein langer Weg. Mit dem neuen Saatgut-Haus wollen wir den Bedarf an Forstpflanzen aus eigener Qualitätsproduktion nachhaltig sichern und vor allem im Bereich der Mischbaumarten steigern. Die entsprechenden Räumlichkeiten für die Aufbereitung und langfristige, fachgerechte Lagerung sind die Voraussetzung dafür“, betont Josef Geisler. Noch stehen die Planungen für das Saatgut-Haus am Anfang. Während der Bau vom Land Tirol finanziert wird, „stehen für die technische und maschinelle Ausstattung stehen jedenfalls Bundesmittel zur Verfügung“, versichert der Bundesminister.

Für den Umbau des Tiroler Waldes aufgrund des Klimawandels braucht es eine Vielzahl von Baumarten. Für alle ist der Forstgarten Nikolsdorf nicht ausgerüstet. | Foto: Streif
  • Für den Umbau des Tiroler Waldes aufgrund des Klimawandels braucht es eine Vielzahl von Baumarten. Für alle ist der Forstgarten Nikolsdorf nicht ausgerüstet.
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Für den Umbau des Tiroler Waldes aufgrund des Klimawandels braucht es eine Vielzahl von Baumarten. „Die Samen müssen baumartenspezifisch vorbehandelt und je nach Art bei unterschiedlichen Temperaturen gelagert werden. Diese Möglichkeit haben wir in Nikolsdorf derzeit nicht“, erklärt Landesforstdirektor Josef Fuchs. Zwar steht im Forstgarten Nikolsdorf Westösterreichs einzige Samenklenge mit angeschlossenem Kühlraum, wo die Samen von Lärche, Kiefer und Fichte bei minus sechs Grad Celsius über 30 Jahre lang ohne Qualitätsverlust gelagert werden können. Für andere Baumarten ist der Forstgarten Nikolsdorf aktuell aber nicht ausgerüstet. Die Samen von Tanne und vor allem von Laubholz werden deshalb im Forstgarten Laufen der Bayerischen Staatsforste zwischengelagert. Doch auch dort gibt es Engpässe.

Durchgängige Versorgung

In Spitzenjahren wie zuletzt im Samenjahr 2018 wurden 58.000 Tonnen Zapfen unterschiedlichster Baumarten geerntet und in den Landesforstgarten Nikolsdorf gebracht. 2023 gab es zwar viele Zapfen, die jedoch kaum Samen enthielten.

Die Borkenkäferplage macht den Wäldern schwer zu schaffen. | Foto: privat
  • Die Borkenkäferplage macht den Wäldern schwer zu schaffen.
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„Die Saatgutgewinnung richtet sich nach der Natur. Über die fachgerechte Lagerung stellen wir eine durchgängige Versorgung sicher“, erklärt Christian Annewanter von den Tiroler Landesforstgärten. Und gutes Saatgut ist im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert: Rund 900 Euro kostet ein Kilo Lärchensamen.

Vom Zapfen zur Jungpflanze

Die angelieferten Baumzapfen und Früchte werden in Nikolsdorf zuerst getrocknet. In der sogenannten Samenklenge werden daraus Samen gewonnen. Diese werden anschließend entflügelt, gereinigt und gelagert, bis sie auf den Flächen der drei Landesforstgärten zu kleinen Bäumen heranwachsen. Für die Arbeiten in den Landesforstgärten steht jeweils nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Die Jungpflanzen müssen bei trockenem, kühlen Wetter ausgehoben, gesammelt und sortiert werden.
Knapp drei Millionen Forstpflanzen verlassen Jahr für Jahr die Landesforstgärten in Stams (Bezirk Imst), Bad Häring (Bezirk Kufstein) und Osttirol. Für die Wiederbewaldung der durch Sturm- und Borkenkäfer geschädigten Wälder werden heuer und im kommenden Jahr in Tirol bis zu 4,4 Millionen Forstpflanzen benötigt. Um den Arbeitsanfall zu bewältigen, werden in allen drei Landesforstgärten MitarbeiterInnen gesucht. Auch kommen vermehrt externe Arbeitskräfte zum Einsatz.

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