Leserbrief
Osttirol - Dein Betontirol?

Seit heute fahren die Bagger auf der Schlossmoarwiese auf. | Foto: Hölzl
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  • Seit heute fahren die Bagger auf der Schlossmoarwiese auf.
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Der Verein Osttirol Natur nimmt in einem Leserbrief Stellung zu den Vorbereitungsarbeiten für die Damen-Skiweltcuprennen am Fuße des Hochsteins.

LIENZ. Seit heute fahren die Bagger auf der Schlossmoarwiese auf. Natürlich haben wir von Osttirol Natur sofort nachgefragt und bei Frau Bgm. Blanik in Erfahrung gebracht, dass ein großer Teil der Wiese aufgerissen und planiert wird, für ein VIP-Zelt für das Weltcuprennen. Als könnte man auf einer Wiese kein Zelt errichten!?


Wir von Osttirol Natur befürchten, dass dieser Eingriff Tür und Tor zum geplanten Parkplatz auf der ehemaligen Streuobstwiese öffnet. Nachdem man die Wiese mit dieser Aktion stark genug degradiert hat, wird es heißen, dass es eh nicht mehr schade um sie ist. Dann ist es nur mehr ein kleiner Schritt, sie vollständig zuzubetonieren und, vermutlich auf dem Standort des Schlossmoar-Gebäudes, möglicherweise noch ein monströses Billighotel zu errichten!



Es ist einfach unglaublich, wie man für vermeintlichen Profit, Stück für Stück wertvolle Natur zerstört. Wir bezweifeln sehr, dass ein Parkplatz und ein Billighotel die Bergbahn am Hochstein attraktivieren werden und haben einen alternativen Nutzungsplan für das Schlossmoar-Areal mit Picknickwiese und Naturerlebnis in Stadtnähe erstellt, den wir Herrn Theurl und Frau Blanik bereits vorgestellt haben.

Noch vor etwa drei Wochen äußerte sich Herr TVBO-Obmann Theurl in diversen Tageszeitungen sehr erfreut über den Erfolg des Iseltrails, für den er auch den Tirol Touristica Award 2023 für nachhaltigen Tourismus erhalten hatte. Stolz hob er hervor, dass mittlerweile besonders viele Touristen aus Nordtirol zu uns kommen, weil es bei uns noch keinen Massentourismus gibt und man sich noch in Ruhe in der Natur bewegen kann. „Damit haben wir die Position Osttirols als Entschleunigungs- und Erholungsregion weiter gefestigt“, so Theurl.

Man könnte nun meinen, dass man aus diesem und anderen Beispielen, wie Dorfertal, Nationalpark Hohe Tauern usw. gelernt hätte, wo die Stärke Osttirols im Tourismus liegt: in der Schönheit und Unberührtheit unserer Natur. Leider sind wir aber, wie es scheint, nur allzu beflissen, die Fehler, die in Nordtirol begangen wurden, im Namen des vermeintlichen Profits, auch hier in Osttirol nachzuahmen und alles Schöne für touristische Infrastruktur, Gewerbegebiete und Handelsflächen zu opfern und zu verbauen!

Dass viele Touristen aus Nordtirol zu uns kommen, um in Ruhe die Natur zu genießen, sollte uns tatsächlich zu denken geben und uns ermutigen, unseren Weg des sanften Tourismus konsequent weiter zu gehen.
Warum sollte das Konzept, das Schöne zu bewahren und dafür zu sorgen, dass man es in Ruhe genießen kann, nicht auch beim Schlossmoar-Idyll am Hochstein zum Erfolg führen?

Insofern unser Vorschlag, die gefällten Bäume auf der Streuobstwiese wieder nachzupflanzen und einen Teil der Wiese in Bergbahn-Nähe als Picknickwiese zu nutzen und den weiter nordwestlich gelegenen Teil der Grünfläche, inklusive der Schlossmoar-Ruine, als einen Hotspot der Artenvielfalt in Stadtnähe zu erhalten und als solchen zu pflegen. Wir sind überzeugt, dass dieses Konzept sowohl bei Einheimischen als auch bei Gästen wesentlich mehr Anklang finden würde, als ein Parkplatz mit Billighotel. Letztere gibt es schon zur Genüge, idyllische Natur in Stadtnähe wird dagegen immer mehr zur Rarität.

Sehr geehrte Verantwortliche im Tourismus und in der Politik!
Sorgen Sie gemeinsam mit Ihren Bürgerinnen und Bürgern für den Erhalt unserer kostbaren Natur und lassen Sie es nicht zu, dass wir den Slogan „Osttirol – Dein Bergtirol“ letztendlich in „Osttirol – Dein Betontirol“ umbenennen müssen!

Mit freundlichen Grüßen,
Renate Hölzl, Obfrau, im Namen des Vereins Osttirol Natur

Seit heute fahren die Bagger auf der Schlossmoarwiese auf. | Foto: Hölzl
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