Durchreiseplatz für Roma und Sinti in Leisach wird eingehend geprüft
TIROL/LEISACH. Die „EU-Strategie zur Einbeziehung der Roma bis 2020“ verpflichtet die Mitgliedstaaten, wirksame Maßnahmen zur Integration dieser Volksgruppe zu treffen. Dabei empfiehlt die österreichische Roma-Strategie auch die Errichtung von so genannten „Romalageplätzen“ für durchreisende Roma und Sinti. „Als Tiroler Soziallandesrätin bin ich verpflichtet, diesem Auftrag nachzukommen und einen geeigneten Standort in Westösterreich bzw. Tirol zu schaffen“, stellt Landesrätin Christine Baur klar.
Ein geeigneter Standort für einen Lageplatz muss mehrere Kriterien erfüllen, damit er von den Roma und Sinti auch genutzt werden kann: „Zuallererst muss der Platz auf den gängigen Reiserouten dieser Volksgruppen liegen“, betont Baur. In dieser Hinsicht würde sich der von einem privaten Grundstücksbesitzer in Leisach angebotene Platz eignen, da dieser an der klassischen Reiseroute der Roma liegt. „Wir können allerdings erst nach eingehender Prüfung sagen, ob – abgesehen von der geographisch günstigen Lage – das Grundstück in Leisach auch tatsächlich als Romalageplatz geeignet ist“, schränkt Baur ein. Mit den Ergebnissen der Prüfung wird im Laufe des Februars gerechnet.
Infrastrukturelle Voraussetzungen
Die Erfahrungen aus den bereits bestehenden Standorten in Braunau und Linz zeigen, dass die durchziehenden Personengruppen den Platz jeweils in der Zeit zwischen März und November nutzen, wobei reisende Völker nicht dauerhaft an einem Ort bleiben. Als Durchreiseplatz ist eine Mindestgröße von mindestens 2.000 bis 3.000 Quadratmetern für rund 15 bis 20 Wohnwagen vonnöten. Des Weiteren müssen Strom und Wasser für Duschen und Toiletten sowie Kanalanschlüsse und große Müllbehälter bereitgestellt werden. In Braunau belief sich die Adaptierung des Platzes samt Infrastruktur auf 130.000 Euro, als Platzmiete werden dort 17 Euro pro Tag für jeden Wagen verlangt. Mit dem Platz- und Stromgeld deckt die Stadt Braunau die laufenden Kosten von rund 7000 Euro pro Jahr.
Appell für einen menschlichen Umgang
„Neben den infrastrukturellen Voraussetzungen ist mir aber auch besonders wichtig, dass die Bevölkerung einem Durchreiseplatz positiv gegenübersteht. Wird die Umsetzung eines adäquaten Standortes konkreter, so wird die heimische Bevölkerung sofort eingebunden. Denn der Platz soll nicht nur den Bedürfnissen der Roma und Sinti gerecht werden, sondern auch den interkulturellen Dialog fördern und als nachhaltiges Kulturprojekt dazu beitragen, Ängste abzubauen und Vorurteile zu entkräften. Die Schaffung eines Durchreiseplatzes ist ein Beitrag für einen menschlicheren Umgang mit Angehörigen einer Volksgruppe, die respektvollen Umgang und Wertschätzung bisher kaum erfahren haben“, betont Baur.
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