Leere Lokale in Ottakring: Denn Kunst ist kein Patentrezept
Bobo-Cafés und Räume für Veranstaltungen statt Leerstand: Begeistert sind davon nicht alle im 16. Bezirk.
OTTAKRING. 39: So viele Geschäftslokale stehen in Ottakring derzeit leer. Das Problem von bestimmten Grätzeln? Problemkinder wie einst das Brunnenviertel haben sich gemausert. Dort wird jetzt Bobo-Kultur mit hippen Lokalen gepflegt.
Hotspots in Sachen Leerstand? Fehlanzeige. Auf der Ottakringer Straße finden sich sieben leere Lokale, vier in der Huttengasse. Die restlichen 28 verteilen sich auf den gesamten 16. Bezirk.
Nebenlagen betroffen
Schlechter Gebäudezustand und starke Verkehrsbelastung: laut Markus Steinbichler von der Gebietsbetreuung des Nachbarbezirks Rudolfsheim zwei ausschlaggebende Gründe für leere Lokale. Beides trifft auf die Ottakringer Straße zu. "Aber auch Nebenlagen oder kleinere ehemalige Einkaufsstraßen sind betroffen."
Das Problem am Schopf zu packen, gestaltet sich schwierig: Nicht zuletzt ist auch das Engagement der Hauseigentümer gefragt. Alternative Nutzungen wie Gastronomie oder Veranstaltungsräume liegen zwar im Trend, bei den Eigentümern sind sie jedoch nicht immer beliebt. "Oft wird das eher als Störfaktor gesehen und das leere Lokal lieber als Lager genutzt", so Steinbichler.
Mäßig begeistert von kreativen Überbrückungsmaßnahmen ist auch die Wirtschaftskammer: "Kunst ist schön und gut. Aber für die Kaufleute entsteht dadurch nicht plötzlich ein Schlaraffenland", so Sprecher David Breitfeller. Das Um und Auf, um mehr Kunden anzulocken, sei die Gestaltung des Umfelds. Ein weiteres Problem laut Breitfeller: "Die Ansprüche der Unternehmer haben sich verändert. Kleinere Geschäftslokale mit 20 Quadratmetern will heutzutage niemand mehr haben."
Hotelzimmer statt Leerstand
Ottakrings Grünen-Chef Joachim Kovacs fordert die Einführung einer Leerstandsabgabe. "Damit wären Wohnungen wieder zum Wohnen da, anstatt diese leer stehen zu lassen und mit ihnen zu spekulieren. Das würde auch mehr günstigen Wohnraum garantieren."
Seitens des Bezirks setzt man weiter auf Initiativen aus dem Kunstbereich, um Leerstände zu überbrücken. Ottakringer Vorzeigeprojekte: das Festival "SOHO in Ottakring", bei dem alle zwei Jahre ein anderes Grätzel bespielt wird, oder die Galerie in der Grundsteingasse. "Außerdem haben wir Kontakt mit dem Projekt 'Grätzlhotel' aufgenommen, bei dem leere Lokale als Hotelzimmer genutzt werden. Ideal wäre für uns ein Standort bei der Friedmanngasse", so SPÖ-Bezirksvorsteher Franz Prokop.
Eine Liste aller leeren Geschäftslokale gibt’s auf der Online-Plattform www.freielokale.at der Wirtschaftskammer. Seitens der Stadt Wien engagiert sich die Agentur "Kreative Räume": Ab Mai sollen private Hausverwalter oder Immobilienentwickler mit Künstlern und Start-ups zusammengebracht werden.
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