Max-Reinhardt-Seminar
Studierende fordern Rücktritt von Institutsleiterin
Im vergangenen Sommer berichtete eine Zeitung über Übergriffe, Beleidigungen und Sexismus an der Wiener Uni für Kunst und darstellende Kunst (MDW). Nach einigen Monaten hat sich laut einem offenen Brief nichts am Institut getan, deshalb fordert man den Rücktritt von Leiterin Maria Happel.
WIEN. Im Rahmen der "Me Too"-Debatte in Österreich geriet im vergangenen Sommer auch die Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst (MDW) in Kritik. "Der Standard" veröffentlichte die Geschichten von mehreren Studierenden über Übergriffe, Beleidigungen und Sexismus an der MDW, die sich aus 25 Instituten zusammengesetzt. Wir berichteten:
Die Vorwürfe betrafen das Max-Reinhardt-Seminar sowie andere MDW-Institute wie die Filmakademie, das Institut für Gesang und Musiktheater sowie das Institut für Komposition, Elektroakustik und Ausbildung zur Tonmeisterin oder zum Tonmeister.
Wie jetzt bekannt wurde, fordern laut "Standard" in einem offenen Brief die Studierenden des Max-Reinhardt-Seminars den Rücktritt ihrer Institutsleiterin Maria Happel. Laut den Verfassern sei ihr Vertrauen in sie "unwiederbringlich zerrüttet", heißt es in der vierseitigen Stellungnahme, die von mehr als zwei Drittel der gesamten Studierendenschaft unterzeichnet wurde.
Happel antwortete im vergangenen Sommer auf die Vorwürfe, dass sie von den meisten Fällen wisse, aber nicht konkret darauf eingehen könne. Grund seien Datenschutz und Verletzung von Persönlichkeitsrechten. Sie betonte jedoch, eine "Null-Toleranz-Politik" zu leben und die Universitätsangehörigen sollen ohne Diskriminierung "lehren, forschen, studieren und arbeiten" können.
Neue Missstände
Zurück zum offenen Brief: Seit dem Zeitungsbericht im Sommer 2022 habe sich laut den Verfassern nicht getan und verändert. Keine Initiative soll es gegeben haben, abgesehen von einer Infoveranstaltung der internen MDW-Anlaufstelle, bei der Happel offenbar selbst gar nicht anwesend war.
Die Studierenden beziehen sich laut dem Bericht im Brief nicht nur auf Missstände, sondern führen eine Liste von eigenen Beobachtungen an: Rollenunterricht finde etwa in ungeschützten Räumen abseits der MDW statt, eine öffentliche Diplominszenierung musste wohl nur unter Begleitung einer Sicherheitsfirma möglich gewesen sein, "da von einem ehemaligen Studierenden eine imminente Gefahr ausging". Außerdem berichten Studierende von Kollegen, die von der stellvertretenden Institutsleitung Annett Matzke in Einzelgesprächen zum Weinen gebracht sein sollten sowie das eine hochschwangere Mitarbeiterin vor anderen Mitstudierenden von Happel angeschrien wurde.
"Machtmissbrauch, Nepotismus, Ignoranz"
Man berichtet über ein System von "Machtmissbrauch, Nepotismus und Ignoranz" und Lehraufträge sollen intransparent und nach privaten Vorlieben vergeben würden. Ebenso sollen universitätseigene Richtlinien zu Themen wie Diskriminierung, Gender und Diversität ignoriert werden.
Aufgrund dieser Geschichten und weil man sich um die Qualität und Relevanz der Ausbildung sowie den guten Ruf sorgt, fordern die Studierenden Happels und Matzkes Rücktritt. Die beiden wurden mit dem offenen Brief konfrontiert, ebenso die MDW-Rektorin Ulrike Sych. Das Rektorat teilte dem "Standard" mit, man wolle zunächst das Gespräch mit den Studierenden suchen, bevor man öffentlich Stellung beziehe. Sych kündigte gegenüber "Kurier.at", die Vorwürfe umgehend zu prüfen, und zeigte sich betroffen.
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