Fischerappell nach erneutem Gülledesaster
"Helft uns, die Bachverschmutzer zu erwischen!"
Am 16. Jänner stank der Riederbach im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel. Jaucheeinleitung im Gemeindegebiet von Ried hat dem Ökosystem auf Monate hinaus schweren Schaden zugefügt. Nicht zum ersten Mal sind Polizei, Anglerverein und Gemeinde Mauthausen auf der Jagd nach dem oder den Täter(n). Hinweise und Indizien gibt es, zur Beweissicherung suchen Verein und Behörden nun mit einem Appell Hilfe bei der Bevölkerung.
RIED/RDMK., MAUTHAUSEN. Es ist ein Schritt an die Öffentlichkeit, der offenbar notwendig ist: Zum wiederholten Mal wurde der Riederbach stark mit Gülle verunreinigt. Die giftige und sauerstoffzehrende Jauche hat dem Ökosystem des kleinen Flusses, der in den Hügeln hinter Ried in der Riedmark entspringt, durch den Ort und dann den Wienergraben fließt und zwischen Mauthausen und Langenstein in die Gusen mündet, schweren Schaden zugefügt.
"Müssen Verschmutzer auf frischer Tat ertappen!"
"Am 16. Jänner wurden wir von Anrainern am Unterlauf informiert, dass der Bach unerträglich nach Gülle stinkt und Schaum auf dem Wasser treibt. Die Polizei und auch die Gemeinde Mauthausen wurden sofort nach Bekanntwerden aktiv, aber die Erfahrung aus diesem und einem früheren Fall zeigt, dass nur die unmittelbare und zeitnahe Sicherung von Beweisen die Täter überführen und erfolgreich vor Gericht bringen kann", erzählen Johann Rockenschaub, Obmann des Anglervereins Mauthausen, und Gewässerschutzwart Franz Lettner. Sie haben sich nun mit einem Hilferuf an die Bezirksrundschau gewandt.
Denn schon 2021 wurde das Ökosystem des Riederbachs und dessen Besatz an Bachforellen durch Jaucheeinleitung im Gemeindegebiet von Ried in der Riedmark massiv geschädigt (die BezirksRundschau berichtete). Die Spuren führen auch diesmal in die gleiche Gegend am Oberlauf. Laut Polizeiprotokoll wurde Gülle von bislang Unbekannten über einen Kanalschacht eingeleitet und gelangte in der Folge über den Danndorfer Bach in den Riederbach, wo die stinkende Brühe das Ökosystem, von den Mikroorganismen bis zu den Fischen, schwer schädigte. "Der Fall vor zwei Jahren kam sogar vor Gericht, führte aber trotz starker Indizienlage zu einem Freispruch, da dem Verdächtigten nicht zweifelsfrei die vorsätzliche Einleitung nachgewiesen werden konnte", erinnern sich die Fischer.
Jeder kann Beweise sichern
Erst vergangenen November hat der Anglerverein Mauthausen der Fauna mit einem Jungfischbesatz wieder auf die Sprünge geholfen, nun kam der erneute Rückschlag. "Um diese offenbar vorsätzliche Wasserverschmutzung endlich abstellen zu können, brauchen wir die Hilfe jedes Einzelnen. Wer etwa beim Spazierengehen Beobachtungen macht, auf der Straße Gülle Richtung Kanal fließen sieht, wem eine plötzliche Wassertrübung, Schaum oder Geruch im Bach auffällt oder wer ein Rohr, einen Zubringer oder gar ein Jauchefass entdeckt, aus dem Gülle oder andere Verunreinigungen in Gewässer gelangen: Bitte sofort handeln" , so der Appell von Anglerverein und Behörden.
Wenn möglich Fotos machen, Datum, genauen Ort und Zeit notieren und sofort die Polizei verständigen. Damit können Einleitungen viel leichter noch während sie passieren an die Quelle zurückverfolgt werden und Verdächtige ertappt werden, ehe sie die Spuren ihres illegalen Handels, etwa durch Nachspülen mit Wasser, beseitigen. So werden wichtige Beweise für Behörden und Gerichte gesichert. Alle Hinweise, auch zum aktuellen Fall, werden natürlich vertraulich behandelt.
"Schwarze Schafe ruinieren den Ruf aller Bauern"
Eine eigene Gülleverordnung regelt die Ausbringung der Jauche auf Wiesen und Felder, um Gewässerbeeinträchtigungen möglichst hintanzuhalten. Wird aber bewusst - etwa durch getarnt verlegte Überlaufrohre - illegal konzentrierte Jauche in Kanäle oder Bäche entsorgt, ist das ein Delikt, das verwaltungs- und strafrechtlich verfolgt wird. "Das Bewusstsein in der Landwirtschaft hat sich stark verbessert und zahlreiche Maßnahmen heben die Qualität unserer Bäche und Flüsse. Wenige schwarze Schafe schädigen aber den Ruf aller Bauern und schwächen die ökologische Zusammenarbeit. Im Interesse aller wollen wir daher die Verursacher enttarnen", hoffen die Angler auf Hilfe der BezirksRundschau-Leser.
Immer wieder Gülleprobleme im Riederbach
Eine Wasseruntersuchung der Grünen im vergangenen Sommer (die BezirksRundschau berichtete hier) zeigte eine immer wiederkehrende Belastung des als Forellenwasser ausgewiesenen Riederbachs mit Fäkalkeimen durch aus Feldern eingeschwemmte Gülle. Das ist, etwa nach Starkregen, manchmal nur schwer verhinderbar, aber weil verdünnt für das Ökosystem gerade noch verkraftbar. Ammoniak und andere Giftstoffe in konzentrierter Jauche bedeuten aber oft auf Monate hinaus eine nahezu völlige Zerstörung der Bachökologie.
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