Humanitärer Einsatz für Ukraine
"In wenigen Tagen zur Flüchtlingsdrehscheibe geworden"

Kinderglück nach Fluchttrauma: Alexander Peterseil hat auch Räder für seine Schützlinge organisiert. | Foto: A. Peterseil
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  • Kinderglück nach Fluchttrauma: Alexander Peterseil hat auch Räder für seine Schützlinge organisiert.
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Der St. Georgener Alexander Peterseil hat mit seiner aus dem ukrainischen Charkiw stammenden Frau Oksana und einigen tatkräftigen Helfern binnen weniger Tage ein beeindruckendes Netzwerk der Hilfe für die leidgeprüften Kriegsflüchtlinge geknüpft und mit enormem persönlichen Einsatz schon über 50 Menschen in Sicherheit gebracht und versorgt. Ihr in nur zwei Tagen erfolgreich etablierter Verein "Ukraine needs us now" leistet tatkräftige Hilfe.
ST.GEORGEN/GUSEN, PASCHING, BAD GROSSPERTHOLZ.  Bei Alexander Peterseil geht es  momentan rund. Das Thema ist stets das gleiche - der Urkainekrieg. Bei der Terminvereinbarung für das Interview ist der St. Georgener, der aktuell im niederösterreichischen Bad Groß Pertholz wohnt, gerade mit einigen Flüchtlingen, die er vom Rotkreuz-Erstaufnahmezentrum in Freistadt abgeholt hat, zu Privatunterkünften unterwegs, welche er für sie organisiert hat: "Schlafen oder Entspannen - derzeit praktisch unmöglich. Aber es gibt eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft. Mich rufen im Viertelstundentakt Menschen an, die Hilfe anbieten. Diese versuche ich nun so gut es geht zu organisieren und zu verknüpfen!"
So hat sich beispielswiese ein Linzer Karateverein um eine Gruppe geflohener 10-14jähriger Nachwuchskarateka aus Kiew samt deren Geschwister und Mütter angenommen.  "Soeben habe ich die Nachricht bekommen, dass wir sie nun alle zusammen in Steyregg unterbringen können. Super", strahlt der sympathische 40-Jährige. 

Retter 55 Stunden nonstop unterwegs 

Nur kurz zuvor ist der  Vater zweier kleiner Töchter von einem 55-Stunden Marathon zurückgekommen, der ihn zuerst nach Ungarn und wegen des dort durch gesprengte Brücken unmöglichen Grenzübertritts dann quer durch Rumänien bis Moldawien geführt hat. Im Kleinbus drei völlig erschöpfte Ukrainerinnen mit ihren Kindern, darunter mehrere Verwandte seine Frau Oksana. Die Marketingexpertin hat Alexander Peterseil bei einem mehrjährigen beruflichen Aufenthalt in der aktuell schwer vom Krieg betroffenen Millionenstadt Charkiw kennen und lieben gelernt und mit ihr später in Odessa, nun ebenfalls im Visier der Angreifer, gelebt. Als das Paar 2013 heiratete und wieder nach Österreich zog, Alexander den Sprung in die Selbständigkeit wagte und vor vier Jahren erstmals Vater wurde, ahnte keiner, welch  dramatischen Entwicklung die Ukraine nehmen würde.

Organisatorische Herausforderung

Aus einer ersten Rettungsaktion für Verwandte von Oksana ist binnen weniger Tage ein Fulltimejob geworden. Hier ruft ein Bürgermeister an, der Wohnungen aufgetrieben hat, da werden Spenden angekündigt oder muss ein Transport organisiert werden.
Alexander Peterseils Paschinger Firma HGI Elektrotechnik (Randlstraße 9, direkt neben der Plus City), ist aktuell zum Annahmezentrum für die Sachspenden geworden. Vorrangig sind etwa Kommunikationsmedien wie Laptops, Tablets ,Handys samt SIM-Cards und WLAN-Anschlüsse gesucht, um den leidgeprüften Flüchtlingen Kommunikationsmöglichkeiten mit im Kriegsgebiet verbliebenen Vätern, Ehemännern oder Eltern zu ermöglichen. Ebenso sind Transportleistungen oder zur Verfügung gestellte Kleinbusse, und der Treibstoff dafür wichtige Teile im Puzzle der Hilfe. Geldspenden ermöglichen den zielgerichteten Ankauf benötigter Güter. Fahrräder geben den Erwachsenen Mobilität und schenken den Kindern Freude und Ablenkung. 
"Bitte aber, auch wenn gut gemeint, keine Kleidung oder Kartons mit ungeordneten Sachspenden abgeben. Das zu sortieren und zu verteilen schaffen wir einfach nicht", appelliert der Helfer. Was gerade benötigt wird, ist auf der Homepage des eigens gegründeten Vereins "'Ukraine needs us now' (Kontakte am Beitragsende), auf Facebook und Instagram und einer WhatsApp-Gruppe gepostet.

Hilfe bei Integration, Schule und Job

Deutsch lernen, zur Schule gehen, arbeiten: "Völlig auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, das eigene Bargeld derzeit nicht umtauschbar - das ist für die Flüchtlinge eine extreme seelische Belastung. Jeder will daher arbeiten, etwas tun. In meiner eigenen Firma hat diese Woche mit Juri ein junger Elektriker angefangen, den ich über Monate vergeblich gesucht habe. Wir benötigen dringend weitere Jobangebote", appelliert Alexander Peterseil.  Aber auch Menschen, die ganz pragmatisch den vielen Frauen und Kindern beim Start in der temporären Wohnung und im Alltag beistehen. Die Deutschunterricht geben oder sich einfach menschlich Zeit für die vielfältigen Sorgen nehmen, werden gerne vermittelt.

So kann man helfen

Kontakt und Infoknoten ist die Vereinshomepage www.ukraineneedsusnow.at 
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