Internationalität als Verbindungsglied bei den Gedenkfeiern

Erstmals Gast in Gusen: Präsident Alexander Van der Bellen mahnte zwischenmenschlichen Respekt ein.
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  • hochgeladen von Eckhart Herbe

Unter dem Motto "Internationalität verbindet" standen die Befreiungsfeiern an den Gedenkstätten Bergkristall St. Georgen, Memorial Gusen und KZ Mauthausen. Wie wichtig - aber auch motivierend und heilend - gerade an diesen Orten des Schreckens das Gemeinsame unter Europas Nationen ist, haben tausende Teilnehmer, darunter unzählige Jugendliche,eindrucksvoll erlebt.

Ein gutes Beispiel sind die Städtepartnerschaften und Projekte, welche die drei durch die gemeinsame KZ-Vergangenheit belasteten Gemeinden engagiert vorantreiben. Erst kürzlich feierten und vertieften etwa das italienische Empoli und St. Georgen ihre schon 20 Jahre bestehende Kooperation. Eine große Delegation aus der toskanischen Stadt war zu Gast. Auch in Gusen und Mauthausen vermittelten die Gemeindebürger, Vereine, die engagierten Gedenkinitiativen und die Einsatzorganisationen den internationalen Gästen ein herzliches Willkommen. Beim Gedenkakt in Gusen, den mit Alexander Van der Bellen erstmals ein österreichischer Bundespräsident besuchte, wurden die neugestaltete Ausstellung und die Konzepte der Bewusstseinsregion vorgestellt. Alles Beiträge zum Miteinander auf Augenhöhe, die das Staatsoberhaupt in seiner Rede gleich mehrmals würdigte.

Van der Bellen mahnt zwischenmenschlichen Respekt ein
"Wir gedenken hier unfassbarer Grausamkeit. Verbrechen, die oft von ganz normalen Bürgern begangen wurden. Österreich ist heute ein anderes Land, wir haben viel gelernt und unser Demokratieverständnis ist stabiler als in der Zwischenkriegs- und NS-Zeit. Aber wir sehen durch aktuelle Ereignisse in Europa und auch bei uns, wie rasch manche bereit sind, einander Toleranz, Respekt und Wertschätzung und in der Folge Menschlichkeit zu verweigern", spielte er auf Hasspostings, Flüchtlingskrise und möglicherweise persönliche Empfindungen im Präsidentschaftswahlkampf des Vorjahres an. Den internationalen sonntäglichen Gedenkakt in Mauthausen besuchten rund 7.000 Teilnehmer. Das offizielle Österreich vertraten Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Nationalratspräsidentin Doris Bures und die Minister Stöger, Sobotka, Brandstetter und Hammerschmid. LH Thomas Stelzer, Landtagspräsident Viktor Sigl, LR Birgit Gerstorfer (SPÖ) und LR Rudi Anschober (Grüne) repräsentierten das Land OÖ. Angesichts immer weniger lebender Zeitzeugen sei es unverzichtbar, heutigen und künftigen Generationen das "Nie mehr wieder" in zeitgemäßer Form nachhaltig zu vermitteln, so der Tenor der Reden. Nur mehr eine kleine Gruppe KZ-Überlebender war heuer noch vor Ort.

Jugend als Hoffnung
Hunderte Besucher, darunter große Jugendgruppen aus Polen, Italien und Österreich, waren am Freitag und Samstag auch bei Veranstaltungen an der Stollenanlage Bergkristall sowie beim internationalen Jugendtreff im Aktivpark4222 dabei. Die Urenkel der Täter- und Opfergeneration haben keine Vorbehalte gegeneinander, sind neugierig und kommunikativ. Ein Statement des 16-jährigen Polen Krzysztof im Gespräch mit der BezirkRundschau beeindruckt mit politisch bemerkenswerter Reife: "Mein Urgroßvater war Zwangsarbeiter in der Voest. Für ihn und die Millionen Opfer ist es wichtig, dass ihr Schicksal nicht vergessen wird und es Projekte wie hier gibt. Aber noch wichtiger ist das Jetzt. Österreicher in meinem Alter lassen sich zurecht nicht Schuld an Verbrechen vor 70, 80 Jahren geben. Umsomehr, als etwa in meinem eigenen Land gerade eine Regierung am Ruder ist, die Hass, Intoleranz und Vorurteile schürt. Die das Land spaltet, gegen Flüchtlinge hetzt und sogar unseren polnischen EU-Ratspräsidenten Verräter nennt. Vielleicht hat es damals so ähnlich in Österreich begonnen. Aber es demonstrieren auch Millionen gegen solche Politik. Darauf bin ich stolz. Gerade wir Jungen müssen zusammenhalten, egal wo wir zuhause sind. Wir sollten so viel wie möglich über diese Zeit wissen, um es heute besser zu machen. Darum bin ich heute hier."

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