Konzertlesung

Menschrechtesymposium: „Gedichte hinter Stacheldraht“

Es gibt kaum mehr lebende Zeitzeugen der KZ-Lager Mauthausen, Gusen und des Stollensystems Bergkristall. Historische Dokumente, aber auch Erzählungen, Gedichte oder Bilder bewahren Wissen und Emotionen über die Generationen. Bei der Konzertlesung „Gedichte hinter Stacheldraht“ im Haus der Erinnerung trugen Kinder und Enkel der polnischer KZ-Häftlinge Jerzy Wandel und Jan Tarasiewicz deren Erlebnisse literarisch weiter.
ST.GEORGEN/GUSEN. Man sei mit den Schicksalen der Väter oder Großväter sehr verschieden umgegangen. Teils habe man verdrängt und geschwiegen, manchmal aber auch Austausch mit anderen Betroffenen  gesucht, erzählen die Kinder der Opfer. Vielen Enkeln wurden die Dramen der Lager erst bei späterer Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte präsent.  Julia Ziemska und Jan Tarasiewicz lasen Häftlingsgedichte auf polnisch und deutsch. Vom Jan Tarasiewicz ist noch einer der wenigen Gedichtebände vorhanden, den Jan und Jacek Tarasiewicz mitbrachten, die extra aus Polen angereist waren. Papier war im KZ Mangelware; etwas aufzuschreiben strengstens verboten. Gedichte seien eine Art der Traumabewältigung gewesen. Kurze Reime, die die Häftlinge sich immer wieder vorsagten und mit denen sie sich gemeinsam stärkten, erzählten Jerzy Wandels Tochter Joanna Ziemska und Jacek Tarasiewicz. 
Für die musikalische Umrahmung der Lesung sorgten Schüler und Lehrkräfte der Landesmusikschule St. Georgen, namentlich Valentin Hammer, Sarah Seiler, Katharina Raber, Olivia und Tobias Achleitner.

Gedenkstätte Gusen: Dialog zentrales Element

In der Diskussion über die Gestaltung der künftigen neuen Gedenkstätte Gusen waren sich Langsteins Bürgermeister Christian Aufreiter und Geschäftsführerin Andrea Wahl als Vertreter der Bewusstseinsregion mit den Nachkommen der Häftlinge und dem Publikum einig:  Dialog muss zentrale Devise sein, ein Ort der Begegnung und des Austauschs entstehen, die örtliche Bevölkerung stets auf Augenhöhe eingebunden werden. „Heute haben wir länderübergreifend erlebt, wie Wissen, Emotionen und Erlebtes an die nächsten Generationen weitergegeben werden kann. Entwickeln wir gemeinsam diese Arbeit in die Zukunft weiter“, so der Appell von Andrea Wahl.  Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit der Polnischen Botschaft und dem Klub Mauthausen-Gusen durchgeführt und als Lifestream übertragen.

Youtube-Link zum Nachsehen 

Das Buch von Stanisław Zalewski: Gedichte hinter Stacheldraht
Aus dem Konzentrationslager Mauthausen-Gusen
herausgegeben von Klub Mauthausen-Gusen
ISBN: 978-3-7003-2185-9