Igel-Retter
Naarner Ehepaar zeigt großes Herz für Igel
Christa und Karl Kaltenbrunner päppeln derzeit nicht weniger als 67 Igel in ihrem Garten und im Haus auf.
NAARN. "Angefangen hat es mit zwei oder drei Igeln", erzählen die Kaltenbrunners. Das war im Jahr 2020. Schnell sprach sich herum, dass sich das Ehepaar aus Naarn hingebungsvoll um schwache, verletzte und mutterlose Igel kümmert. Mittlerweile wurde das Gehege im Garten großzügig erweitert, die Futtersäcke stapeln sich im Haus, und im Wintergarten stehen Boxen mit Dutzenden Igeln, die noch nicht bereit für den Auszug nach draußen sind. "Die Kellerassel", "die Wirtshausbrüder" oder "der Ingenieur" – so lauten einige Namen, die auf Herkunft oder Schicksal der jeweiligen Tiere anspielen. Manche von ihnen werden in ein paar Monaten wieder geholt, damit sie zurück in ihr ursprüngliches Territorium kommen – nach Allhaming, Freistadt, Yspertal und in andere Gemeinden. Vor allem zu den Schützlingen, die Christa mit der Flasche aufgezogen hat, hat sie engen Bezug. Diese suchen oft sogar die Gesellschaft "ihrer" Menschen.
Igel-Betreuung rund um die Uhr
"Igel sind neugierig, lieb und richtige Kasperl", begründet Christa Kaltenbrunner ihre Zuneigung. Durch Verkehr, Zerstörung der Lebensräume und Mangel an Insekten gelten die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere als gefährdete Art. Wenn die Igelmutter überfahren wird, haben ihre Jungen keine Überlebenschance. Und die Aufzucht der Säugetiere ist kein Kinderspiel. Fläschchen geben, den Bauch reiben, um die Verdauung zu aktivieren, Gewicht kontrollieren. "Wie bei einem Baby", sagt "Igel-Mama" Kaltenbrunner. Dazu kommt die Behandlung bei Parasiten-Befall. Auch Tierärzte sind hier manchmal überfragt, handelt es sich doch um Wildtiere.
Gewicht vor Winterschlaf entscheidend
Christa Kaltenbrunner hat sich durch ihre Erfahrung zur Expertin entwickelt. Sie gibt Tipps: Ab 700 Gramm hat ein Igel die Chance, den Winterschlaf zu überleben. Dieses Körpergewicht erreichen vor allem die jüngeren Tieren oft nicht. Wer ein Herz für die stacheligen Gartenbewohner hat, stellt ihnen etwas Katzentrockenfutter und Wasser bereit – zum Beispiel unter einem umgedrehten alten Kübel mit einem kleinen "Eingang", damit das Futter vor Witterung und Katzen geschützt ist.
Keine Milch und kein Obst füttern
Auf keinen Fall soll man den Tieren Kuhmilch anbieten, auch, wenn sie ihnen schmeckt. Denn Igel bekommen vom Milchzucker Durchfall und können verenden. Ein Mythos: Der Igel mit dem aufgespießten Apfel als "Proviant". Igel fressen nämlich kein Obst. Für Jungtiere, welche die Mutter verloren haben, lautet die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme: Wärme. "Viele machen den Fehler und wollen die Jungen gleich füttern. Aber zuerst muss der Magen warm sein", sagt Kaltenbrunner. Unterkühlte Tiere lassen sich mit einer Flasche voll warmem Wasser, die neben dem Igel in einem Karton liegt, wieder auf "Betriebstemperatur" bringen. Den zahnlosen Kleinen dann Wasser mit Honig oder Katzenpastete servieren – ohne Gelee! Übrigens: Laut Christa Kaltenbrunner stehen Schnecken nicht auf dem bevorzugten Speiseplan der Igel. Deren Eier fressen sie allerdings gerne. Einfach Holzbretter in den Garten legen und später umdrehen, damit sich die Igel am "Buffet" bedienen können.
Veranstaltungs-Tipp in St. Georgen/Gusen
Am Freitag, 14. Oktober, findet im "Haus der Erinnerung" in St. Georgen an der Gusen ein Workshop von "Öko-Lebensraum aktiv" statt: "Wir schaffen Strukturen für Igel, Erdkröte und Co." Von 13 bis 15 Uhr. Handschuhe mitbringen. Ab 15 Uhr: Hecken- und Blumenzwiebelaktionstag beim Genussmarkt am Marktplatz.
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