Ratschen in Niederösterreich
Pielachtaler rufen zum Ratscher-Flashmob auf
Schnell hat Martina Fischl aus dem Pielachtal auf die aktuelle Corona-Krise reagiert und plant kurzer Hand einen Ratscher-Flashmob.
PIELACHTAL/NÖ (th). "Da heuer leider das Ratschen ins Wasser fällt, hab' ich mir gedacht, dass das total schade ist", so die Pielachtalerin Martina Fischl. Und so entstand die Idee vom gemeinsamen Ratschen - nur heuer eben etwas anders als sonst.
Alleine aber doch zusammen
Geplant ist, dass am Karfreitag alle die eine Ratsche zu Hause haben, egal ob Jung oder Alt, sich vor ihre Häuser, Wohnungen, auf ihre Balkone oder Terassen stellen und am Karfreitag um 15:00 und am Karsamstag um 12:00 zusammen ratschen. Gleichzeitig soll dazu am Karfreitag das Sprüchlein "Tod Christi" und am Karsamstag "Auferstehung Christi" gesungen werden.
Ganz NÖ darf mitmachen
"Das ganze Pielachtal hat bereits zugesagt bei dem Flashmob mit zu machen. Auch im Bezirk Scheibbs, Melk und im Waldviertel wird mitgemacht", freut sich Fischl, "Vielleicht ist es genau jetzt in Zeiten wie diesen, an der Zeit ein überchristliches Zeichen zu setzen."
Der Ursprung des Ratschens
Der Ursprung des Ratschens geht bis ins sechste Jahrhundert zurück, als es noch keine Kirchenglocken gab. In den Kirchtürmen waren damals große hölzerne Schallgeräte mit Hämmern verankert. Schon im achten Jahrhundert, zur Zeit von Karl dem Großen, wurde das Ratschen aber in den Kartagen ausgeübt. Seit 1482 nehmen die Ratschen am Karfreitag der Glocken Platz ein und erinnern die Gläubigen an die Gebetszeiten, morgens, mittags und abends.
Der kirchliche Lärmbrauch ersetzt die Kirchenglocken, die ja „zu neuer Weihe bis zur Auferstehungsfeier nach Rom fliegen“ – sie schweigen also angesichts des Leiden von Jesus Christus.
Die verstummten Kirchenglocken ersetzen vielerorts, wie erwähnt, die Ratscherbuben – so auch seit Jahrzehnten im Pielachtal, wie das um 1945 von den Rabensteiner Ratscherbuben gemachte Foto zeigt.
Das Ratschen heute
Schulpflichtige Kinder ziehen damit von Haus zu Haus und sagen ein Ratschersprüchlein auf. „Wir ratschen, wir ratschen zum englischen Gruß, den jeder gläubige Christ beten muaß. Fallt nieder, fallt nieder auf eure Knie, bets ein Vaterunser und drei Ave Marie.“
Früh morgens sind die Ratscherbuben schon unterwegs und ziehen durch die Orte. Der Lohn für ihre Mühen waren früher Ostereier, Fleisch oder Ostergebäck. Heutzutage bekommen sie meist ein wenig Geld. Für die Ratscherbuben zählt heute weniger die Frömmigkeit, sondern eher die Freude am Lärm ihrer Ratsche und die Kameradschaft.
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