Alpine Peace Crossing: Friedensdialog in Krimml
Aus der Fluchtbewegung der Jüdinnen und Juden im Jahr 1947 für heute lernen
KRIMML. Das aktuelle Ringen um eine neue EU-Flüchtlingspolitik dominierte den Friedensdialog 2018 von Alpin Peace Crossing in Krimml. Schon in der Eröffnungsrede, die die Israel-Korrespondentin der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, die langjährige STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid hielt, wurde auf die Parallelen zwischen der Flucht der Jüdinnen und Juden 1947 über den Krimmler Tauern und der Flucht aus dem Nahen und Mittleren Osten nach Europa heute hingewiesen.
Mehr als 5000 Menschen, die nach Palästina wollten, wurden damals unter schwierigen Bedingungen über die Alpen geschleust. „Marko Feingold, Lisl Geisler und Viktor Knopf – drei Personen, die damals den Flüchtlingen halfen - würden heute Gefahr laufen, als Schlepper verurteilt zu werden“, sagte Föderl-Schmid und verwies auf Celina Shatil, eine Jüdin, die aus Polen fliehen musste und auf dem Schiff Andarta nach Palästina kam. „Damals hat auch die ganze Welt apathisch zugeschaut. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man alleingelassen wird und sich niemand kümmert.“
Lehren ziehen
Für den Politikwissenschaftler Uni. Prof. Anton Pelinka gilt es Lehren aus der Fluchtbewegung 1947 zu ziehen. Pelinka: “Was wir von der Erfahrung des Fluchtweges über die Alpen lernen können, das ist, dass wir Hand anlegen können. Wir müssen beharrlich an Mitteln und Wegen arbeiten – also an einer Politik, die menschliches Elend mindert. Und wir müssen vor allem transnationale Politikmuster entwickeln, die Elend verringern helfen. Deshalb ist die Erfahrung von „Alpine Peace Crossing“ keineswegs nur eine museal-pädagogische.“
Der im Irak geborene und 1980 von dort nach Deutschland geflohene Schriftsteller Najem Wali kritisierte die massiven Waffenlieferungen der USA, Russlands und europäischer Staaten in die Kriegsregion. „Würde es anders sein, müssten sich die Konfliktparteien (im Nahen und Mittleren Osten, Anm. d. Red.) gegenseitig mit bloßen Händen erwürgen.“
Faktenbezogener Dialog
Der Dialog über Ursachen und Folgen der Flüchtlingsbewegung müsse faktenbezogen geführt werden. Auch von den Medien, verlangte STANDARD-Flüchtlingsexpertin Irene Brickner. Und sie formulierte drei Fragen: „Wie groß ist die Flucht- und Migrationsbewegung in und Richtung Europa tatsächlich? Welche mit Flucht und Migration in Verbindung stehende Probleme gibt es wirklich? Was ändert sich in Europa durch Migration und Flucht - auch zum Besseren?
Manuela Ertl von „Train of Hope” verlangte Dialogbereitschaft von allen Seiten: „Es muss wieder möglich sein, Dialoge zu führen und sich auszutauschen. „Grenzen auf“ oder „Grenzen zu“-Rufe führen nur zu weiterer Verfestigung der Positionen anstatt konstruktiver Dialog und Lösung zu sein.“
Ernst Löschner, Begründer von Alpine Peace Crossing, verwies auf das große Interesse an der diesjährigen Friedenswanderung: „Es sind besonders viele Zeitzeugen mit deren Nachkommen nach Krimml gereist: drei Generationen, einhundert Menschen aus Israel, den USA und Europa. Krimml ist nicht nur wegen seiner Wasserfälle berühmt; dieses kleine schöne Dorf mit 800 Einwohnern ist ein Schicksalsort, nun auch auf einer internationalen Landkarte." Löschner präsentierte ein neue Initiative, mit der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden können. „Das wichtigste Sozialprojekt von APC ist „WIR GEBEN - Sachspenden für Arbeitsplätze“. Wenn Sie hier mitmachen, werden auch Sie belohnt und Sie helfen mit, dass jemand eine Arbeit bekommt, denn ohne Arbeit ist jeder Mensch nur ein halber Mensch."
Text: Alpine Peace Crossing – Verein für Sozial- und Flüchtlingshilfe
www.alpinepeacecrossing.org
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