Ein Blick in die Geschichte
Als die Krippen überall verboten waren
Ein Blick zurück in die Geschichte einer beliebten "Weihnachtsrequisite": Die Krippe war nicht immer gern gesehen.
PINZGAU, SALZBURG. Beliebt und fixer Bestandteil des weihnachtlichen Schmuckes in Kirchen und Häusern: Die Weihnachtskrippe mit ihren unzähligen lokalen Spielarten fasziniert seit vielen Jahrhunderten, Krippenbauen als Hobby ist im Aufwind. Dass die liebevoll gestalteten Darstellungen der Weihnachtsgeschichte nicht immer gern gesehen waren, ist vielen vielleicht nicht bekannt.
Vernunft gegen Religion
Ab dem 16. Jahrhundert gewannen die Kirchenkrippen im Barock immer mehr an Beliebtheit – in der Aufklärung im späten 18. Jahrhundert wurden sie jedoch diskreditiert und bekämpft.
"In Erlässen aus dem süddeutschen Raum wurden Krippen wiederholt als 'lächerlich', 'kindisch' und 'ärgerlich' bezeichnet",
so der Salzburger Historiker Michael Neureiter – ganz auf Linie der damaligen Geisteshaltung, mehr "Vernunft" in die Religionsausübung zu bringen und die vermeintlichen Auswüchse der Volksfrömmigkeit zu beschneiden. Kaiser Joseph II. erließ folgerichtig 1782 in Österreich ein Verbot von Kirchenkrippen, das erst 1804 aufgehoben wurde.
"Weg mit allem Zierrat"
Auch vor dem damals selbständigen Fürstentum Salzburg, wo seit 1772 Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo regierte, machte der Kampf gegen die Krippen nicht halt. Michael Neureiter hat nachgelesen:
"In seinem Reform-Hirtenbrief vom September 1782 wandte sich Colloredo gegen 'unnöthigen Kirchenaufwand', einen 'überflüssigen Flitterstaat' und gegen 'andächtelnde Mummereyen'",
so der Historiker.
„Nur das Notwendige, Nützliche und Zweckmäßige sollte Platz haben.“
Schließlich fand Colloredo in seiner Verordnung jedoch einen Mittelweg: Er verurteilte zwar "unschickliche Nebendinge", gestattete aber die Darstellung der Geburt, der Beschneidung und der Erscheinung des Herrn "und anderer unentbehrlicher Geheimnisse des Glaubens".
"De facto war damit die Abschaffung eigentlich umgewandelt zu einem 'Gebot zum Wesentlichen, zur Einfachheit, zum Verzicht auf Zierrat'",
erläutert Michael Neureiter. Mit diesem "Gebot" zur Schlichtheit erlebte die Krippenbaukunst in der Folge wieder einen Aufschwung. Wer eine wunderbare Kirchenkrippe aus der Zeit Colloredos sehen will, sei auf die Klosterkirche St. Anton in Bruck verwiesen: Der größte Teil der Figuren ist noch im Original aus dem 18. Jahrhundert erhalten, der Brucker Krippenbauverein hat vor einigen Jahren neue Krippenhäuser dazugebaut.
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